Ivo Sasek: Prediger zwischen V-Theorien, Weltrettertum, Esoterik und Schauermärchen
Veröffentlicht: 23. Oktober 2016 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: Ivo Sasek (Schweizer Prediger) | Tags: Esoterik, Evangelikale, Gefühlsreligion, Gnosis, Ivo Sasek, Jesuitenorden, Katholische Kirche, Klagemauer-TV, Kongress, Marienverehrung, Offenbarungen, Panorma-Filme, Pfingstler, Prediger, Schweiz, Scientology, Verschwörungstheorien, Wellness, Welteinheit der Religionen, Weltreligionen | 5 KommentareVon Felizitas Küble
Ein freikirchlicher Prediger macht seit einigen Jahren in der Schweiz von sich reden, nicht zuletzt durch jährliche Konferenzen und etliche Filme aus seinem „Panorama“-Studio.
Zudem unterhält bzw. unterstützt er einige Internet-TV-Kanäle (darunter Sasek-TV, Jugend-TV, Klagemauer-TV), gründete die Anti-Zensur-Koalition und verbreitet seine Schriften (z.B. „Stimme und Gegenstimme“ = S & G), ist aber hierzulande weniger bekannt als bei den Eidgenossen.
Es geht um Ivo Sasek. Der gelernte Automechaniker wuchs glaubenslos auf, bekehrte sich später zunächst in die evangelikale Richtung, fand dort aber wegen seiner pfingstlerischen Anwandlungen und privaten Visionen bzw. himmlischen „Offenbarungen“ wenig Rückhalt, so daß der Familienvater (11 Kinder) seinen eigenen, esoterisch geprägten Kultverein gründete, die OCG = Organische-Christus-Generation.
In seiner wirr erscheinenden „Theologie“ vereinigt er neben Weltfriedens-Theorien und politischen Verschwörungsthesen einige neugnostische Elemente, darunter die Lehre von einer Prä-Existenz der Seele oder die Reinkarnation sowie die „Allversöhnung“ nach Origenes.
Während er die katholische Kirche (besonders deren Marienverehrung) scharf kritisiert und z.B. düstere Schauermärchen über den Jesuitenorden verbreitet (siehe etwa hier ab der 58. Min.: https://www.youtube.com/watch?v=E2BHqW8zAtI), steht er mit anderen religiösen Gruppierungen auf weitaus besserem Fuße, zB. mit Scientology.
Manches an Saseks Äußerungen klingt für konservative Christen durchaus eingängig (etwa seine Kritik am Genderismus und einer staatlichen Frühsexualisierung der Kinder), doch sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß sein inhaltliches Programm kirchlichen Glaubensvorstellungen vielfach widerspricht, wobei er sich gerne in ein weltfriedensbewegtes Mäntelchen hüllt.
Derzeit treibt ihn eine besondere Mission um, nämlich nichts weniger als die friedliche Kooperation aller 12 Weltreligionen, die es angeblich alle so herzlich gut meinen und mit Terror und Gewalt nichts am Hut haben.
Sein jüngster programmatischer Spielfilm mit dem Titel „Im Anfang war das Herz“ wird hier von seiner Organisation vorgestellt: http://www.panorama-film.ch/sprache-des-herzens/
Darin heißt es:
„Wahre Religion hat mit Terrorismus so wenig zu tun wie:
- Der Ku-Klux-Klan mit wahrem Christentum
- Die Protokolle der Weisen von Zion mit wahrem Judentum
- Der IS, ISIS etc. mit wahrem Islam usw.“
Freilich hat ohnehin kein Vernünftiger behauptet, der rassistische (und übrigens auch extrem anti-katholische) Klu-Klux-Clan aus den USA sei eine christliche Einrichtung. Überdies ist längst bewiesen, daß die „Protokoll der Weisen von Zion“ eine judenfeindliche Fälschung darstellen und daher über das „wahre Judentum“ nichts aussagen.
Nun wird es aber interessant, denn gleichzeitig wird in dieser Film-Präsentation der „Islamische Staat“ (IS) und ähnliche Terrororganisationen („etc.“) ausdrücklich vom „wahren Islam“ getrennt.
Während sich aber IS-Terroristen sehr wohl auf den Koran und den islamischen Dschihad bzw. „Heiligen Krieg“ berufen können, handelt es sich bei den Zions-Protokollen um kein jüdisches Dokument und beim Klu-Klux-Klan nicht um eine christliche Vereinigung, welche sich auf Bibel bzw. Kirche stützt.
Der Vergleich hinkt also gewaltig – und er soll offenbar auf geschickte Weise den Islam entlasten.
Dazu passen weitere Wohlfühl-Aussagen, wonach „alle 12 großen Weltreligionen“ angeblich „seit jeher dasselbe Ideal vermitteln“, nämlich die Nächstenliebe. Wie schön aber auch!
Und so kommt Prediger und Filmregisseur Sasek zu der wunderbaren Schlußfolgerung: „Religion hat mit Terror und Kriegstreiberei nichts zu tun. Religion ist Religion und Terrorismus bleibt Terrorismus. Es ist daher nicht nötig, im Namen der Terrorbekämpfung die Religionen abzuschaffen.“
Uns ist freilich nicht bekannt, daß eine solche „Abschaffung“ von ernst zu nehmender Seite gefordert oder auch nur vorgeschlagen worden wäre.
Der diesjährige Kongreß des selbsternannten Weltenlehrers stand passenderweise unter dem Leitwort der „Internationalen Freundschaft“: http://www.familie-sasek.ch/aktuell.html
Auch Saseks Familie (darunter viele seiner Kinder) begab sich an jenem 14. Mai 2016 singend auf die Bühne und pries die Weisheit verschiedener Weltreligionen, auf der eigenen Webseite illustriert mit einem großen Herzen, das die Symbole von 12 Religionen enthält.
Der Song unter dem bezeichnenden Titel „Ich spür mehr“ und dem Motto „Grenzenlos lieben“ präsentiert eine rein gefühlsbezogene, kitschig anmutende „Religiosität“ im Herz-Schmerz-Stil, verbunden mit einem „christlichen“ Anstrich bei gleichzeitiger Einbeziehung der (Irr-)Lehren diverser Religionen.
Mit einer emotional aufgeladenenvWellness-Gläubigkeit läßt sich leicht eine wolkige Weltverbrüderung der Religionen herbeisingen, wobei die störende Realität – etwa der islamischen Christenverfolgung – gleich gar nicht in den Blick kommt oder mit scheinbar naiver Rhetorik hinweg-erklärt wird.
Weitere Infos zu Sasek: http://blog.gwup.net/2016/12/01/video-kontrovers-uber-ivo-sasek-und-klagemauer-tv/