Wie sich Mary Baxter die Hölle vorstellt
Veröffentlicht: 13. Januar 2021 Abgelegt unter: Kennzeichen der FALSCHMYSTIK | Tags: Begnadete, Erdkugel, Ewigkeit, Falschmystik, Freiheit, geringstes Rädchen, Grundentscheidung, Hölle, Himmel, Jenseits, Mary Baxter, Uhrwerk Gottes, Verdammnis, Visionen Ein KommentarVon Felizitas Küble

Mit der theologisch überforderten Visionärin Andrea, dem selbsternannten „geringsten Rädchen im Uhrwerk Gottes“ befassen wir uns nur selten, weil es sich nicht lohnt, sonderbare Mirakel wie z. das „Wunder mit dem Joghurtherzen“ und ähnliche Kuriosa näher zu „besichtigen“.
Nun präsentiert die erscheinungsbewegte Katholikin, die ihre wortreichen Anmutungen als „Apostolat“ schönredet, eine ganze Serie mit übersinnlichen Erfahrungen in der Hölle von Mary Baxter: https://endzeitforum.jimdofree.com/himmel-h%C3%B6lle-fegefeuer/offenbarung-der-h%C3%B6lle-an-mary-baxter/kapitel-1-26/#1.1
Diese Visionärin Mary erhielt im März 1976 Besuch von „Jesus“, wie sie im Teil 1 berichtet. Die Gestalt sei mit einem strahlenden Licht erschienen „und ein süßes und wundervolles Gefühl kam über mich. Liebeswellen rollten und falteten sich ineinander und rollten über- und auseinander. Es war ein spektakuläres Schauspiel!“

So „süß“ wie es begann, so schaurig endete das „Schauspiel“, denn der angebliche Heiland soll die entzückte Seele der Frau – von ihrem Körper getrennt – erst kurz in den Himmel und danach sehr langwierig in die Hölle geführt haben, auf daß sie darüber ein Buch schreibe, die Leute zur Buße rufe und so vor der ewigen Strafe bewahre.
Soweit unsinnig genug, denn die christliche Lehre von der Hölle bedarf keiner außerkörperlichen Erfahrung von Mary Baxter. Wer aufgrund von Bibel und Kirche nicht an eine jenseitige Verdammnis glaubt, wird sich durch absurde „Erlebnisse“ erst recht nicht dazu bewegen lassen.
Es fängt schon damit an, daß uns die „begnadete Seele“ mitteilt, die Hölle befinde sich im Inneren unserer Erde. Wie soll das zugehen bei einem Zustand in der EWIGKEIT?
Bekanntlich gibt es dort weder Raum noch Zeit im irdischen Sinne, sondern es geht um eine immerwährende Gegenwart – das Jenseits befindet sich daher mit Sicherheit nicht in der Erdkugel – weder Himmel noch Hölle (und auch nicht das Fegefeuer).
Danach wird wie in einem Endlos-Schauer-Märchen geschildert, wie die Visionärin in der Hölle verschiedene Abteilungen besucht, eine gruseliger als die andere – und dann wird es theologisch völlig abstrus: Einige der verworfenen Seelen dort zeigen sich reuevoll, flehen Jesus um Erbarmen an oder geloben Besserung betreffs ihrer früheren Laster wie Bitterkeit, Haß, Neid etc.

Anscheinend kennt Mary Baxter das Einmalens der Hölle nicht, die nämlich von innen verschlossen ist wohlgemerkt – nicht von außen.
Das bedeutet: Weder beten die Verworfenen zu Christus noch wollen sie umkehren usw. Wäre dies so, dann befänden sich diese Seelen gerade nicht in der Hölle, dann wären sie ja innerlich bußwillig und hätten ihr ewiges Heil – auf dem Umweg über das Fegefeuer – mit Gottes Gnade erreicht.
Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen, heißt es in der Heilligen Schrift – und das gilt auch hier: GOTT respektiert die von ihm selbst geschaffene Freiheit des Menschen und damit auch seine Grundentscheidung gegen ihn.
Während der Gläubige zu Gott betet: DEIN WILLE GESCHEHE – sagt Gott zu den Verlorenen quasi dasselbe: DEIN WILLE GESCHEHE.
Denn gerade weil Gott die Liebe ist, zwingt ER niemanden in seine Gemeinschaft.
Der Himmel ist kein Gefängnis, auch kein rosarotes. Im Himmel gibt es nur Freiwillige – in der Hölle aber auch; sie ist die ewige Entfernung von Gott als Konsequenz der menschlichen Freiheit und der in ihr liegenden Gefahr und Chance zugleich.
Wenn vermeintlich „begnadete Seelen“ das einfachste theologische ABC nicht kennen, aber dicke Unsinns-Bücher schreiben, die von „geringsten Rädchen“ im Internet verbreitet werden, dann ist das kein „Ruf zur Umkehr“, sondern eine gefährliche Irreführung.
Die Foyers de Charité distanzieren sich von Marthe Robins Seelenführer George Finet
Veröffentlicht: 25. Juni 2020 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung, Geistlicher / pastoraler MISSBRAUCH, Robin Marthe (Mystikerin) | Tags: Begnadete, Beichtvater, Blindheit, charismatisch, Foyer de Charite, Frankreich, geistlich, geistliche Gemeinschaften, George Finet, Kathpedia, Marthe Robin, Missbrauch, mystisch, Pater Finet, Personenkult, Seelenführer, Seherin, sexuelle Übergriffe, Verehrung, Visionärin, Vorhersagen 13 KommentareVon Felizitas Küble
Mehrfach haben wir in den letzten Jahren kritisch über die französische „Seherin“ Marthe Robin berichtet, die angeblich stigmatisiert war und viele zukünftige Ereignisse vorausgesehen haben will: https://charismatismus.wordpress.com/2019/03/07/die-st-johannes-gemeinschaft-ist-mit-sexaffaeren-ihres-gruendervaters-belastet/
Umso mehr darf man sich wundern, daß die katholische Visionärin in eigener Sache derart blind war, denn sie inspirierte Anfang der 70er Jahre mehrfach zur Gründung charismatischer Gemeinschaften, deren auffälliges gemeinsames Merkmal darin besteht, daß es dort seitens der geistlichen Leitung besonders häufig zu sexuellen Übergriffen kam – und zwar teils auch an Kindern und Jugendlichen.
Diese Problematik betrifft z.B. die schwarmgeistige „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ wie auch die eher mystisch-spirituell geprägte „St.-Johannes-Gemeinschaft“ bzw. die „Brüder vom Hl. Johannes“, beides französische Gründungen mit Zweigstellen auch in deutschsprachigen Ländern und teils weltweiten Niederlassungen.
Nun ist inzwischen sogar der GAU eingetreten bzw. noch Schlimmeres enthüllt worden, denn diesmal geht es nicht nur um Vereinigungen, die von der Seherin inspiriert und gefördert wurden, sondern um die von ihr selber gegründete Gemeinschaft der Foyers de Charité – also jener „Häuser der Nächstenliebe“, in denen bis heute in weltweit 78 Niederlassungen vor allem Exerzitien und Seminare stattfinden, so daß der breitgefächerte Teilnehmerkreis weit über die eigenen unmittelbaren Anhänger hinausgeht.
BILD: Französische Biographie über Marthe Robin
Bereits im Vorjahr gab es dutzende Vorwürfe gegen den 1990 verstorbenen Pater George Finet, jahrzehntelanger Seelenführer von Marthe Robin und eine Art „Schutzpatron“ und vielverehrtes Idol der internationalen Foyers de Charité.
Daraufhin setzte die von Marthe Robin gegründete Gemeinschaft eine unabhängige Untersuchungskommission ein, die den Sachverhalt inzwischen bestätigte. Anfang Mai 2020 distanzierte sich die Leitung der Foyers von Pater Finet, der jahrzehntelang geistlicher Führer dieser Laienvereinigung war.
In einer Pressemitteilung heißt es, man stehe „unter Schock“, denn es seien 26 sexuelle Übergriffsopfer identifiziert worden und man verurteile ohne Wenn und Aber die Handlungen des Geistlichen, „die ernsthaft gegen das Gesetz und den Respekt vor den Menschen verstoßen“ hätten.
Wenn es nur „das“ wäre:
Die meisten dieser verbalen bzw. oft auch körperlichen sexuellen Belästigungen – wenngleich keine Vergewaltigungen – des vielverehrten Paters, zu dessen Beerdigung fünftausend Personen gekommen waren, geschahen der hauseigenen Stellungnahme zufolge ausgerechnet während des Sakraments der Beichte – und zudem meist bei kindlichen Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren, die meist zu den Niederlassungen der Gemeinschaft gehörten.
Damit hatte der Pater sowohl geistlichen wie auch sexuellen Missbrauch begangen, da er zusätzlich seine priesterliche Autorität missbrauchte.
In solchen Fällen stellt sich immer die Frage: Wie konnte es soweit kommen?!
Wie war bis zu Tod des angesehenen Paters dieser jahrzehntelange Missbrauch möglich, ohne daß jemand etwas bemerkt haben wollte?
Die Antwort ist meist relativ einfach und fast immer dieselbe:
1. Solche Gründerfiguren scheinen über eine besondere „Aura“, ein spezielles Charisma zu verfügen, das nicht infrage gestellt wird, ist es doch der Ast, auf dem das neue Werk sitzt.
2. Wenn es sich um eine charismatische und/oder erscheinungsbewegte Gemeinschaft handelt, ist die Gefahr noch größer, denn die Leitungsperson scheint dem Allmächtigen gleichsam auf dem Schoß zu sitzen, erhält Inspirationen direkt „von oben“ und verfügt über besondere Geistesgaben und „Charismen“ etc.- Es handelt sich quasi um einen „Propheten“, den man selbstverständlich in seinem Ansehen nicht „antasten“ darf….
3. In diesem Falle war der Geistliche auch noch jahrzehntelanger Vertrauter und Seelenführer der „stigmatisierten“ und visionär erfahrenen Marthe Robin, um die sich seit langem ein besonderer Kult etabliert hat – und zwar keineswegs auf Frankreich beschränkt. Vor allem marianische Kreise fühlen sich zu ihr hingezogen, denn Marthe erhielt – eigenen Angaben zufolge – zahlreiche Botschaften der himmlischen Jungfrau Maria und sie propagierte die „Marienweihe“ nach Ludwig von Montfort.
Somit liegt es auf der Hand, wo der Hund bzw. Autoritätsmissbrauch begraben liegt: in dem verstiegenen Anspruch des Leiters samt seiner Gemeinschaft, unter einem ganz besonderen Segen Gottes zu stehen, sozusagen ein direktes Werk des Allmächtigen zu sein.
Speziell problematisch ist ohnehin vielfach die Konstellation eines „Teamworks“ zwischen einer „Begnadeten“ und ihrem Beichtvater. Es wird zwar gerne gesagt, eine Seherin benötige doch einen dauerhaften Seelenführer, damit ihre Visionen gewissermaßen unter eine kirchliche Kontrolle kämen, was an sich zu wünschen ist, damit die Sache nicht völlig phantasievoll ausufert.
Aber wenn der Herr Beichtvater wie so häufig in diesen Fällen unkritisch ist – sei es, weil er sich geschmeichelt fühlt, Seelenführer einer „Begnadeten“ zu sein, sei es, weil er einer gefährlichen religiösen Neugier hinsichtlich besonderer „Offenbarungen erliegt – dann handelt es sich nicht um ein kirchliches Grenzensetzen, sondern um das glatte Gegenteil: Der Beichtvater und die Seherin bestätigen sich ständig gegenseitig – und das von ihnen gegründete Werk befindet sich voll in diesem Banne.
Auf dem erscheinungsbewegten und charismatisch geprägten Portal „Kathpedia“ (einer Nebenabteilungn von „kath.net“) heißt es denn auch wohlwollend:
„Der Grundstein für die Entstehung der Foyers de Charité wurde in Frankreich beim ersten Treffen zwischen Marthe Robin und Père George Fines am 10. Februar 1936 in Châteauneuf de Galaure gelegt. Die Gründung der Foyers de Charité basierte auf einer Intuition, einer göttlichen Inspiration, welche Marthe Robin an Père Finet mitteilte. Sie kündigte Père Finet ein „neues Pfingsten der Liebe” an, bei dem so genannte „Foyers de Lumière, de Charité et d’Amour” einen wichtigen Beitrag leisten sollten.“ (Quelle http://www.kathpedia.com/index.php?title=Foyers_de_Charit%C3%A9)
Natürlich findet sich in diesem Kathpedia-Beitrag bis heute kein kritisches Wort über den seit über einem Monat bekannten Super-GAU in puncto Pater Finet.
Der weltweite Generalsekretär der Foyers, Thierry Coustenoble, erklärte hingegen inzwischen sehr nüchtern: „Pater Finets Aura und unsere Verehrung haben zweifellos unseren kritischen Geist gegenüber ihm gemindert.“
Dieser Personenkult um charismatische Gründerfiguren hat sich einmal mehr als verhängnisvoll erwiesen, denn selbstverständlich begünstigt eine solche Schwärmerei das Doppelleben von Tätern im geistlichen Gewand.
Die Foyers haben inzwischen eine theologische Kommission eingerichtet, die des Paters Lehren im Lichte dieser „Geschehnisse“ untersuchen soll.
Dies ist besonders nötig, denn es genügt keineswegs, die Vorgänge allein als persönliches Versagen einer leitenden Person zu betrachten – vielmehr gehört auch dessen „Spiritualität“ unter die Lupe, seine theologische Linie und seine besonderen religiösen Vorlieben etc.
Argentinien: Seherin Luz de Maria bietet Stigmatisationen und Visionen der Endzeit
Veröffentlicht: 13. Juli 2018 Abgelegt unter: Botschaften "Die WARNUNG" (Kritik), Luz de Maria (Argentinien) | Tags: Argentinien, Begnadete, Costa Rica, Erscheinungen, esoterisch, irische Seherin, Luz de Maria, Mystikerin, Opferleben, Seelenschau, stigmatisiert, Visionen, Warnung, Wiederkunft Christi 17 KommentareVon Felizitas Küble
Im Getümmel von Wundersucht und „frommer“ Sensationslust fehlt es auch in Lateinamerika nicht an passenden Sehern und Botschaften des Himmels.
Zu ihnen gehört seit einigen Jahren die auch auf deutschen Webseiten beworbene „Mystikerin“ Luz de Maria. Die in Costa Rica geborene Familienmutter lebt in Argentinien und leitet dort Gebetsgruppen. Nun ist das Land groß, doch auf der Reklame-Seite für die Seherin wird die Stadt oder Gemeinde, in welcher sie wohnt, nicht erwähnt.
Immerhin tritt sie mit Namen auf, was man nicht von allen“Begnadeten“ behaupten kann, gab es doch beispielsweise jahrelangen Wirbel um eine anonyme „irische Seherin“ mit ihren Warnungs-Botschaften: sie behauptete, schon vor der eigentlichen Wiederkunft Christi in Herrlichkeit sei er weltweit mit einem Kreuz am Himmel sichtbar und bringe die „Warnung“, eine angebliche „Seelenschau“ als Prüf- und Straf-Aktion für alle Erdenbewohner etc.
Es handelt sich hierbei um Ankündigungen, die in ähnlicher Weise auch von jener argentinischen Seherin verkündet werden. Von und über Luz de Maria ist anscheinend – noch – kein Buch in Deutsch erschienen; das hier abgebildete Buch in ihrem Heimatland zeigt typischerweise eine Bluttränen-Madonna, angeblich entstanden auf einem Bildnis von Guadalupe.
Allerlei wundersame „Zeichen“ sind in der Seher-Szene gang und gäbe, gleichsam das Salz in der Suppe.
Auf dieser Webseite – https://www.revelacionesmarianas.com/de/luzaleman.html – wird diese Sühneseele näher vorgestellt. Natürlich führt auch sie ein Opferleben, weil sie „Verfolgung“ und „üble Nachrede“ von denen erleidet, die ihre Botschaften „nicht akzeptieren“.
Aber – so heißt es tröstlich weiter – die Visionärin „nimmt das an, wissend, dass sie als Werkzeug Christi den gleichen Weg, den Christus auf der Erde ging, gehen muss.“
Die Dame „erlebt verschiedene mystische Erfahrungen, in denen Christus sein Leiden am Kreuz mit ihr teilt“. – Daß der Opfertod des HERRN seit zweitausend Jahren beendet ist, hat sich in diesen Kreisen noch nicht herumgesprochen.
Merkwürdigerweise heißt es sodann: „Priester mehrerer Länder unterstützen sie, aber wie Christus selbst zu ihr sagt: „Ich bin dein spiritueller Führer“, denn Christus ist es, der jeden ihrer Schritte und alles, was sie tut, führt.“
Aha, unser HERR ist offenbar nicht ihr Erlöser, sondern lediglich eine Art Guru, nämlich ihr „spiritueller Führer“ – ein Ausdruck, der sich weder in der Bibel noch in kirchlichen Gebetbüchern findet, der vielmehr stark nach esoterischer Literatur riecht.
Apropos „riechen“ – auch hier hat Luz de Maria einiges zu bieten: Wenn sie in Ekstase fällt und angeblich die Wundmale Christi empfängt, weint sie manchmal „Tränen aus Blut, die sehr intensiv duften, so sehr, dass der Duft den ganzen Raum erfüllt.“
Von einem Duftphänomen der Wunden Christi am Kreuz liest man allerdings nichts in der Heiligen Schrift – zugleich kennt man diese Begleiterscheinung längst aus der Esoterik und falschmystischen Visionen.
Am 16.2.2010 sagte der Erscheinungs-Christus der angeblich stigmatisierten Dame folgendes:
„Meine Mutter hat Euch im Laufe der Jahrhunderte auf der ganzen Welt vor dem gewarnt, was nun TATSÄCHLICH unmittelbar bevorsteht…. Eine WARNUNG wird in das Innere der Menschen vordringen und sie werden nur auf meiner Seite sein.“
Diese Ankündigung, wonach die Zwischen-Ankunft Christi mit dem Warnungs-Ereignis „unmittelbar“ bevorstehe, ist nun auch schon über acht Jahre alt.
Weiter heißt es über diesen Vorgang: „Das Licht wird einen Moment lang zu allen kommen, um sie von der Sünde zu befreien, aber mit meinem Schmerze und dem meiner Mutter, werden sie danach noch stärker in der schwarzen Sünde verbleiben, vom Bösen beseelt, das die schwachen und ungläubigen Gedanken kontrollieren wird.“
Verstehe das, wer will – vermutlich bedarf es hierfür der speziellen „Logik“ erscheinungsbewegter (Aber-)Gläubiger.
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt
Von den Merkwürdigkeiten eines Wunderbildes der „heiligen Familie“
Veröffentlicht: 8. Januar 2016 Abgelegt unter: Kennzeichen der FALSCHMYSTIK, WUNDER-Bilder (Tränen,Licht,Öl...) | Tags: Begnadete, Die Vorbereitung, Die Warnung, falschmystisch, Heilige Familie, irrgeistig, Jesuskind, Josef, Kitsch, Maria, Wandlung, Wunderbild, Wunderfoto 8 KommentareVon Felizitas Küble
Dieses vermeintliche Wunderfoto kam mir bereits öfter in die Hände. Ich sah es auch in etlichen Wohnungen erscheinungsbewegter Katholiken. Obwohl ich einer Bekannten in Münster vor ca. zehn Jahren meine kritischen Einwände nannte, hängt es dort immer noch.
Es sei dahingestellt, ob dieses Bild einer „übernatürlichen“ (also in Wirklichkeit „unterirdischen“) Quelle entstammt oder lediglich die Fälschung (Fotomontage, Gemälde) eines Zynikers ist, der naive Gläubige gerne hinters Licht führen will.
Dieses Wunderfoto ziert auch die Bände der falschmystischen Botschaften „Die Vorbereitung“ (ein ähnlicher Unsinn wie jene der „Warnung“). Zudem findet man es dort auf deren Internet-Startseite: http://www.dievorbereitung.de/index.html
Auch bei „Warnungs“-Anhängern wird dieses wundersame Bild gerne verbreitet, zB. auf der Fanseite von Herrn Roemer. Interessanterweise taucht er es ganz in eine orange Farbgebung ein – und dies wohl nicht ohne Grund: https://ssl.kundenserver.de/jochen-roemer.de/Gottes%20Warnung/images/Die%20Heilige%20Familie.jpg
Zunächst einige Anmerkungen zur äußeren Gestalt des Bildes:
- „Maria“ strahlt keine Warmherzigkeit aus, alles wirkt ziemlich „spitz“, auch der Augenausdruck mit Tendenz zum stechenden Blick.
- Die Fingerhaltung „Josefs“ ist unnatürlich: Man versuche selbst, die Hand so merkwürdig zu halten – das ist allenfalls mit großer Anstrengung möglich. Zudem ist der fünfte Finger viel zu lang.
- Das „Christkind“ könnte der Nivea-Werbung der 50er Jahre entstammen. Die Ohren sind zu groß und zu tiefliegend. Das Baby hat eine „Geheimratsecke“, als wäre es 70 Jahre alt: rechts oben fehlt das Haar bis zum Hinterkopf, dafür ist es vorne zu weit in die Stirn hineingewachsen.
- Wenn die Sonne scheint (links oben), können nicht zugleich die Sterne funkeln.
- Die „Heilige“ Familie kommt direkt aus der Dunkelheit, was freilich h i e r – bei „Licht“ betrachtet – sehr passend ist. Logisch wäre es an sich, daß der Priester die hl. Messe in einem zumindest halbdunklen Raum feiert (eine Kirche ist kein Sonnenstudio) – und die heilige Familie aus einem hellen himmlischen Licht kommt.
6. Das Schlimmste jedoch: das „Jesuskind“ ballt die Faust gegen den Priester bzw. die heilige Hostie.
Soll die wirkliche Bedeutung der hl. Messe verdrängt werden?
Zudem ist das Bild insgesamt theologisch unsinnig, denn die hl. Messe ist keine sakramentale Vergegenwärtigung der heiligen Familie, sondern des Kreuzesopfers Christi. – Soll diese Glaubenswahrheit durch einem fromm wirkenden Kitsch unterschwellig verdrängt werden?
Auf der Rückseite eines mir vorliegenden Exemplares dieses Wunderfotos wird die angeblich übernatürliche Entstehung geschildert, ergänzt durch die Aussagen einer ebenso anonymen wie „begnadeten“ Person:
Jemand habe einen Priester bei einer hl. Wandlung fotografiert, wobei dieses Bild herausgekommen sei. Man erfährt aber nicht, wo die hl. Messe stattfand, w e r der Fotograf war und w e r jene „begnadete Person“ ist, die das Bild als wunderbar „bestätigt“ bzw. als himmlische Gnadenquelle verherrlicht.
Zu den Aussagen der „Begnadeten“ sei zudem festgestellt:
1. Diese seltsame „Logik“ dreht sich natürlich im Kreise, wenn eine falschmystische Quelle durch eine andere falschmystische Quelle „bestätigt“ wird. Das ist etwa so, wie wenn die „Madonna“ von San Damiano versichert, daß die Erscheinungen von Heroldsbach echt seien…Natürlich befürworten sich die verschiedenen Irrgeister gegenseitig!
2. Die „Offenbarung“ der angeblich Begnadeten kann schon deshalb nicht von „oben“ stammen, weil sie die unzutreffende Ansicht äußert, daß durch ein Bild (noch dazu durch dieses Bild!) direkt Gottes „Gegenwart“ ins Haus komme. Die katholische Kirche hat stets daran festgehalten, daß wir nicht die Bilder (oder Statuen) als solche verehren, sondern die himmlischen Personen, die sie darstellen; es geht also um eine symbolische Bedeutung, keine quasi-sakramentale, sonst wäre dies magisch gedacht bzw. abergläubisch untermalt.
Ein religiöser Andachtsgegenstand wird zu einem Sakramentale, wenn er von einem Geistlichen nach kirchlichem Ritus gesegnet wird. Von einer solchen Weihe bzw. Segnung ist in der Botschaft der „Begnadeten“ aber nicht die Rede.
Somit wird zu einem verstiegenen, tendenziell fetischistischen Bilderkult angeregt, der nicht katholisch ist und mehrfach kirchlich abgelehnt wurde. (Nachzulesen etwa im „Catechismus Romanus“, dem jahrhundertelang verbindlichen Weltkatechismus, zB. auf S. 276 im dritten Teil, 2. Hauptstück.)
Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.