Benediktinerinnen-Kloster im Bistum Münster solidarisiert sich mit „Maria 2.0“
Veröffentlicht: 20. Mai 2019 Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Abtei Dinklage, Bistum Münster, Boykott, Fürbitten, feministisch, Frauen, Gleichstellung, Hl. Benedikt, Kirche und Leben, Kirchenzeitung Münster, Kloster, KuL, Maria 1.0, Maria 2.0, Nonnen, Ordensfrauen, Schwester Ulrike, Solidarität, zeitgeist 5 KommentareVon Felizitas Küble
Die Begeisterung der bischöflichen Kirchenzeitung von Münster kennt keine Grenzen mehr, wenn sich gleich eine ganze Benediktinnerinnen-Abtei dazu entschließt, die radikal-feministische Aktion „Maria 2.0“ durch Wort und Gebet zu unterstützen.
Für das – seit Jahrzehnten als progressiv bekannte – Bistumsblatt „Kirche und Leben“ (KuL) bietet diese Meldung einen willkommenen Anlaß für einen ausführlichen Artikel samt eingestreuten Interviews mit leitenden Ordensfrauen aus Dinklage: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/benediktinerinnen-in-dinklage-beten-fuer-maria-20/
Auch sonst hat KuL sich seit Wochen für die Initiative Maria 2.0 stark gemacht und allein auf ihrer Internetseite über ein halbes Dutzend Artikel veröffentlicht.
BILD: Dieser Weg in Münster führt von der Überwasserkirche zum Dom St. Paulus; dort auf dem Domplatz befindet sich das bischöfliche Ordinariat
Anders hielt es die Redaktion freilich mit Maria 1.0 aus Augsburg, wozu es online nur einen einzigen Bericht gab.
Das Leitwort dieser lehramtstreuen Gruppe lautet: „Die Gottesmutter braucht kein Update“. – Zudem heißt es dort: „Vor allem wollen wir SIE nicht instrumentalisieren, um eigene Interessen durchzusetzen.“
Zurück zu den Nonnen aus dem Kloster St. Scholastika in Dinklage, die sich mit dem „Update“ solidarisch erklärten und inhaltlich voll hinter „Maria 2.0“ stellen.
Dazu schreibt KuL: „Schwester Ulrike Soegtrop, Verwaltungsleiterin der Abtei, berichtet im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“, die Schwestern hätten nach einer Anhörung „einmütig“ diese Entscheidung getroffen.“
Was die Sache gewiß nicht besser macht.
Sogar für die Form des Protestes – nämlich den Boykott der Sonntagmesse – haben die Ordensfrauen „großes Verständnis“. Hinter der Aktion stecke, so die erwähnte Nonne Ulrike, ein „Schmerz der Ohnmacht“. KuL zitiert sie weiter: „Frauen wollten sich einbringen, es werde ihnen aber verwehrt.“
Das Kloster befindet sich offenbar schon länger auf einem speziellen spirituellen Trip, denn die Kirchenzeitung schreibt sodann:
„Die Fürbitten sprechen Gott als „unseren Vater und unsere Mutter“ an, sprechen von „Frauen und Männer gleichwertige Mitglieder der Kirche“ und betonen Offenheit für Menschen „gleich welcher sexueller Orientierung“. Nötig seien „neue Wege und einschneidende Veränderungen“.“
„Einschneidend“ wäre es für die katholische Kirche gewiß, wenn sie die Forderung von Maria 2.0, „sämtliche“ Ämter auch für Frauen zu öffnen, übernehmen würde – das heißt: Priesterinnen, Bischöfinnen, Päpstinnen!
Die Aktion verlangt darüber hinaus sogar allgemein eine „Ausrichtung der Sexualmoral der Kirche an der Lebenswirklichkeit der Menschen“ und damit de facto die Abschaffung des 6. und 9. Gebots.
Für ihre „Gebets-Aktion“ zur Unterstützung der feministischen Initiative beruft sich Schwester Ulrike im Gespräch mit KuL ausgerechnet auf ein Wort des Ordensgründers Benedikt. Dieser bedeutende Heilige sagte einst: „Wenn alle anderen Möglichkeiten nichts gebracht haben, dann gilt es das stärkste Mittel zu wählen – das Gebet.“
Dabei hatte der „Vater des Abendlandes“ bestimmt nicht an Aktionen wie „Maria 2.0“ gedacht, die nicht auf dem Heiligen Geist beruhen, sondern auf dem Zeitgeist.
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.
Fotos: Felizitas Küble (1), Dr. Bernd F. Pelz (2)
Kreuze-Prozession für das Leben in Münster – Protestierer brüllen: „Nieder mit Jesus!“
Veröffentlicht: 16. März 2019 Abgelegt unter: MARSCH fürs Leben / KREUZE-Aktion | Tags: Abtreibung, Ägidii-Kirche, Domplatz, EuroProLife, Fürbitten, Feminismus, Gebetszug, Gesänge, Kardinal von Galen, Kreuze-Aktion, Lebensrechtler, linksradikal, Münster, Mutterleib, Parolen, Polizei, Prozession, Randale, Ungeborene, Wolfgang Hering 11 KommentareSechs Strafanzeigen der Polizei gegen Randalierer
Am Samstag, dem 16. März 2019, zogen rund 150 Lebensrechtler bei einem Gebetszug mit weißen Holzkreuzen durch die Innenstadt von Münster, um für schwangere Frauen und ihre ungeborenen Kinder zu beten und zugleich ein Bekenntnis für das Lebensrecht aller Menschen zum Ausdruck zu bringen.
Obwohl die Prozession ganz auf Parolen oder Redenschwingen verzichtet, sondern allein auf Gebete und christliche Gesänge ausgerichtet ist, wurde die Initiative seit 12 Jahren von ultralinken Abtreibungsbefürwortern massiv gestört. Nur durch starke Polizeipräsenz können die christlichen Teilnehmer überhaupt ihres Weges ziehen, oft jedoch gestört von üblen Sprüchen und abartigem Lärm.
Wie bereits gestern hier im CF berichtet, gab es im Vorjahr schwere Sachbeschädigungen an öffentlichen bzw. kirchlichen Einrichtungen, Geschäften und Privathäusern durch linksradikale Gegner der Kreuze-Aktion: https://charismatismus.wordpress.com/2019/03/15/muenster-abtreibungsaktivisten-beschaedigten-galen-denkmal-briefkaesten-geschaefte-usw/
2. FOTO: Als unerfreuliche Neuheit kam jetzt das Beschmieren der Aegidii-Kirchmauer mit der Parole „Mein Körper – Meine Entscheidung“ dazu. – Auf dem Kirchplatz dieses Gotteshauses wurde die Begrüßungskundgebung abgehalten.
3. FOTO: Organisator des Gebetszugs ist Wolfgang Hering von der Initiative „EuroProLife“. In seiner Ansprache erklärte er in Richtung der Gegendemonstranten:
Niemand stelle jemandes Entscheidung über seinen „Körper“ infrage, doch das Baby im Mutterleib sei ein kleiner Mensch mit einem eigenen Recht auf Leben und nicht etwa nur ein Körperteil der Schwangeren.
Das Bundesverfassungsgericht habe zum § 218 ebenfalls klargestellt, daß Menschenrechte auch für ungeborene Kinder gültig sind. Zudem sprach er sich bei schwierigen Schwangerschafts-problemen für Adoption statt Abtreibung aus.
4. FOTO: Die weißen Holzkreuze symbolisieren – so Hering weiter- unsere Trauer über die massenhafte Tötung von Babys im Mutterleib. Das Kreuz sei ein Zeichen, das ohne Worte für sich selber spreche. Unsere Gebetsprozession sei gleichsam wie ein Friedhofszug für die Ungeborenen, die nicht leben durften.
5. FOTO: Die Polizei kam mit mehreren Hundertschaften, um die Teilnehmer vor gegnerischen Chaoten zu schützen. Allein auf dem Parkplatz neben der Aegidii-Kirche zählte ich 16 Mannschaftswagen und Polizeiautos – das Bild zeigt einen Ausschnitt davon.
6. FOTO: Diesmal beteiligten sich ein halbes Dutzend katholischer Priester an unserem Gebetszug – hier sehen wir Pater Michael Ramm von der Petrusbruderschaft in Recklinghausen. Auch Pfr. Paul Spätling und Pater Dr. Chrysostomus Ripplinger OSB sowie einige jüngere Geistliche nahmen an der Lebensrechtsaktion teil.
7. FOTO: Die Beamten säumten unseren Gebetszug von beiden Seiten; sie bildeten gleichsam ein Spalier, um uns vor randalierenden Gegendemonstranten zu schützen. Jedesmal werden zwei Bilder von ungeborenen Babys und ein Foto des seliggesprochenen Kardinal von Galen mitgetragen, der als Bischof von Münster seinerzeit gegen den NS-Massenmord an Behinderten protestierte.
8. und 9. FOTO: Gegner von ultralinken Antifa-Gruppen und sonstige Abtreibungsaktivisten skandierten ihre üblichen Parolen, die sie seit Jahren immergleich wiederholen: „Kein Gott – kein Staat – kein Patriarchiat!“ – oder „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben.“ – Die Beter wurden als „Rechtsradikale – haut ab!“ und als „Nazischweine“ tituliert.
Geradezu lächerlich-widersinnig tönten die Abtreibungsbefürworter: „Für die Freiheit, für das Leben: Fundis von der Straße fegen!“ – Es gab – wie bereits früher – provokative Szenen mit homosexuellen Küssen sowie aufgeblasene Kondome.
Am schlimmsten war diesmal der abartige Ruf „Nieder mit Jesus!“, der x-mal lautstark ertönte, als der Gebetszug an der Aa-Brücke hielt und sich zu Fürbitten und Gesängen („HERR, erbarme Dich“ usw) niederkniete. Der vollständige Spruch lautete: „Gegen jeden Fundamentalismus! Nieder mit Jesus – und für den Feminismus.“
Unser Prozessions-Leiter Hering sagte, die Verantwortung jener Ideologen, welche diese jungen Leute überhaupt erst auf Abwege brachten, wiege vor Gott sicherlich schwerer als deren Ver(w)irrung.
Die Protestierer wurden von Polizisten abgeschirmt, damit sie nicht auf unsere Prozession losstürmen. Die Beamten sicherten auch Nebenstraßen und kleinere Gassen ab, um Randalierer zu blockieren. Wenn sich Gegner in unseren Gebetszug einschlichen und dann ihren Sermon losbrüllten, wurden sie von der Polizei energisch herausgezogen.
Es kam zu sechs Strafanzeigen der Polizei: Fünf Anzeigen wegen Vermummung, eine wg. Beleidigung einer Polizistin. (Quelle: HIER)
10. FOTO: Vor der Liebfrauen-Kirche (in Münster auch Überwasser-Kirche genannt) befindet sich ein Flüßlein namens Aa und die Aa-Brücke mit einer Madonnen-Statue in Ufer-Nähe. Hier ließen die Lebensrechtler 100 Rosen ins Wasser fallen – langsam nacheinander. Jeder Teilnehmer erhielt (solange der Vorrat reichte) eine Rose in die Hand, wobei ein männlicher oder weiblicher Name genannt wurde, der getötete Ungeborene symbolisieren sollte. Benediktinpater Dr. Ripplinger ließ dabei jedesmal symbolisch eine „Totenglocke“ erklingen.
11. FOTO: Als wir von dieser Brücke in Richtung Paulus-Dom weiterzogen, fiel mir auf, daß eine von hundert Rosen im Gestrüpp der Büsche hängengeblieben war – und wie ein kleines Zeichen noch einige Zeit weiter an dieser Trauer-Zeremonie erinnert.
12. FOTO: Etliche Gegendemonstranten waren mit teils sehr merkwürdigen Plakaten behangen, z.B. eine Frau mit dem Bekenntnis: „Ich habe abgetrieben und mir geht es gut dabei! Wahnsinn!“ – Ein anderes Poster lautete ironisch: „Vater, vergib uns nicht, denn wir wissen, was wir tun!“ – Reichlich schrägt auch die Parole: „Weg mit euren Rosenkränzen von unseren Eierstöcken!“
Ein Lebensrechtler hielt den Krachmachern seinen Spruch entgegen: „Hätt Deine Mutter abgetrieben, sag mir, wo wärst Du geblieben?“
Unter den Randalierern war eine bedenkliche Linksfront erkennbar: SPD-Flaggen gab es ebenso zu sehen wie Fahnen der linksextremen Antifa, der Piratenpartei, der Linkspartei, der ultralinken „Solid“-Jugend und der schrägen Gruppierung „Die Partei“, die durch besonders unsinnige Sprüche auffiel.
13. FOTO: Wir zogen – wie diese junge Teilnehmerin – durch die Innenstadt an mehreren Kirche vorbei, auch an der Synagoge, um zuletzt zum Domplatz zu gelangen.
Dort hielten wir am Kardinal-von-Galen-Denkmal unsere Abschlußkundgebung mit Gebeten und Gesängen. Die Worte unseres Leiters waren kaum zu verstehen, auch für mich nicht, obwohl ich direkt neben ihm stand. Die Gegenseite veranstaltete durch Krachschlagen und wildes Trommeln einen ohrenbetäubenden Höllenlärm.
Wir sprachen abschließend ein Vaterunser für die Polizeibeamten und beendeten den Gebetszug mit dem priesterlichen Segen, den Pater Ramm uns spendete. Schade, daß diesmal das kräftige Lied „Großer Gott, wir loben dich“ nicht gesungen wurde.
Herr Hering wies noch darauf hin, daß die nächste EuroProLife-Prozession am 11. Mai 2019 in München stattfindet.
HIER unser Bericht über das Aufhängen von Riesen-Plakaten pro Abtreibung sogar an Verkehrsschildern im Vorfeld – und deren Abhängen durch städtische Behörden: https://charismatismus.wordpress.com/2019/03/13/muenster-wilde-plakate-des-buendnisses-gegen-kreuze-gebetszug-wurden-entfernt/
HIER ein VIDEO über diese Kreuze-Prozession für das Leben: https://www.youtube.com/watch?v=fMoNpMBBnO4
Münster: Rechtswidriges Plakatieren von links mit Anti-Lebensrechtler-Aufruf
Veröffentlicht: 12. März 2019 Abgelegt unter: MARSCH fürs Leben / KREUZE-Aktion | Tags: Aegidiistraße, Babys, Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, DGB, Fürbitten, Gebetszug, Lebensrechtler, Linkspartei, Münster, Mütter, Polizei, Pro familia, Proteste, Prozession, Randale, rechtswidrig, Schwangere, spd, Verkehrsschilder, wildes Plakatieren, Wolbeckerstraße 2 KommentareVon Felizitas Küble
Das linke Aktionsbündnis „für sexuelle Selbstbestimmung“ tritt vehement für die totale Abtreibungsfreiheit in Deutschland ein; die unter diesem Dach versammelten Gruppen von der SPD über „Pro familia“ bis zur Linkspartei wollen nicht einsehen, daß es sich bei der Tötung von Kindern im Mutterleib um Fremdbestimmung gegen wehrloses menschliches Leben handelt.
Unter dem Motto „Mein Körper – Meine Entscheidung“ wettert das Bündnis von Abtreibungsbefürwortern derzeit gegen den Gebetszug von „EuroProLife“ am kommenden Samstag (16.3.) in Münster, wobei es diesen Christen um Fürbitten für schwangere Frauen und ihre ungeborenen Babys geht. Die Prozession wird seit über zehn Jahren massiv von ultralinken Chaoten gestört und teils auch blockiert.
Die christlichen Lebensrechtler müssen jedesmal durch Hundertschaften von Polizisten, die mit zahlreichen Mannschaftswagen präsent sind, vor diesen Randalen geschützt werden.
Auch diesmal haben Abtreibungsaktivisten wieder zu Protesten gegen die „1000 Kreuze-Aktion für das Leben“ aufgerufen. Allerdings scheuen Anhänger des Aktionsbündnisses nicht einmal davor zurück, eine wilde Plakatierung in mehreren Innenstadt-Straßen von Münster zu betreiben.
Als ich heute durch Münster radelte, sah ich allein im südlichen Abschnitt der Wolbecker Straße massenhaft Riesen-Poster an öffentlichen Laternen und vor allem an Verkehrsschildern angebracht (ebenso auch in der Aegidii-Straße).
Es handelt sich dabei um wildes Plakatieren, was eine rechtswidrige Sachbeschädigung darstellt – und das ist bei der Größe dieser Plakate umso schlimmer, denn sie können Autofahrer und sonstige Verkehrsteilnahmer irritieren, vor allem – wie an diesem Foto-Beispiel – direkt an einer Kreuzung und neben einer Ampel.
Aufschlußreich ist freilich, wer sich diesem linken Aktionsbündnis „Sexuelle Selbstbestimmung“ alles offiziell anschließt (die jeweiligen Organisationen sind direkt am unteren Rand des Plakates vermerkt):
Neben der Linkspartei, der Solid-Linksjugend, dem Lesbischen Kulturverein, den Grünen, den ultralinken „Falken“, Pro Familia (der Verein müßte „Contra Familia“ heißen), der SPD, dem Atheistenverband, den Jusos, dem DGB und der GEW findet man dort – man lese und staune – auch den „Deutschen Ärztinnenbund“ und den „Verband alleinerziehender Mütter und Väter“.
Warum wird das „Gebet für Volk und Vaterland“ hierzulande vernachlässigt?
Veröffentlicht: 3. Oktober 2017 Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Amtsblätter, Deutsche Bischofskonferenz, Deutsches Reich, Fürbitten, Gebet, Gerechtigkeit, gottesdienst, Gotteslob, hl. Messe, Hl. MIchael, Laudate, Meßbuch, Regierende, Reichskonkordat, Reinhard Wenner, Vaterland, Volk 6 KommentareVon Reinhard Wenner
Ist die katholische Kirche in Deutschland vertragstreu? – Wenn es um das Gebet für Volk und Vaterland geht, wohl kaum.
Nach Artikel 30 des Reichskonkordats ist die katholische Kirche in Deutschland verpflichtet, an allen Sonn- und Feiertagen für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes zu beten. Denn in Artikel 30 des nach wie vor gültigen Reichskonkordats ist vereinbart worden:
„An den Sonntagen und den gebotenen Feiertagen wird in den Bischofskirchen sowie in den Pfarr-, Filial- und Klosterkirchen des Deutschen Reiches im Anschluss an den Hauptgottesdienst, entsprechend den Vorschriften der kirchlichen Liturgie, ein Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes eingelegt.“
Diese Verpflichtung hat die Deutsche Bischofskonferenz 1966 dahin gehend geändert, dass künftig solch ein Gebet nicht mehr nach dem Schlusssegen der hl. Messe zu sprechen ist, sondern dass es im Rahmen der allgemeinen Fürbitte „für die Regierenden und für das Heil der ganzen Welt“ erfolgen soll.
1984 hat die Deutschen Bischofskonferenz nach ihrer Frühjahrs-Vollversammlung eine weitere „Erklärung“ zum „Gebet für Volk und Vaterland“ veröffentlicht. Sie erinnert darin an „diese Verpflichtung und bittet alle Priester und Gemeinden, bei den Fürbitten in den Gemeindemessen aller Sonn- und Feiertage auch für unser Volk und Vaterland zu beten und zwar etwa auf folgende Weise:
„Gedenke der Bedrängnisse unsres Volkes; lenke seinen Weg inmitten aller Gefahren und schenke ihm Eintracht und Einheit, Freiheit und Frieden mit allen Völkern Europas und der ganzen Erde.“
Aber diese Erklärung ist damals nur in elf kirchlichen Amtsblättern veröffentlicht worden.
Welcher jüngere Mitfeiernde hat dieses Gebet wohl jemals in einer Eucharistiefeier bei den Fürbitten gehört? Die älteren Mitfeiernden wären zu fragen, ob sie dieses oder ein entsprechendes Fürbittgebet in den letzten 33 Jahren gehört und innerlich mitgebetet haben.
Wer hat, wenn er an einer Eucharistiefeier im Dom teilgenommen hat, Gelegenheit gehabt, zusammen mit dem Bischof dieses oder ein entsprechendes Gebet für das deutsche Volk und Vaterland zu beten? Hat der Bischof in den letzten Jahren und Jahrzehnten bei den Visitationen in der Pfarrei zusammen mit den Gläubigen dezidiert für das Wohlergehen des deutschen Volkes und Vaterlandes in den Gottesdiensten gebetet und die Priester an diese Pflicht erinnert?
Papst Franziskus hat laut „Radio Vatikan“ vom 18. September 2017 gefordert, für die Regierenden zu beten: „Denn es ist eine Sünde, für die Regierenden nicht zu beten“. Die Regierenden aber hat er aufgefordert, für die zu beten, von denen sie den Regierungsauftrag erhalten haben.
Hat sich seither in dieser Hinsicht in den deutschen Bistümern schon etwas getan? Oder wird Artikel 30 des Reichskonkordats wie seit Jahrzehnten weitgehend missachtet und – folgt man Papst Franziskus – also auch weiter „gesündigt“?
Der „Tag der Deutschen Einheit“ könnte und sollte Anlass sein, ab sofort mindestens wieder an jedem Sonn- und Feiertag Gott um seinen Schutz und Segen für das deutsche Volk und Vaterland zu bitten.
Im „Laudate“, dem Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Münster aus dem Jahr 1955, lautet das Gebet „Für unser Volk und Vaterland“:
V(orbeter): Allmächtiger, ewiger Gott, Herr, himmlischer Vater: Wir bitten Dich voll Vertrauen:
A(lle): Beschütze unser deutsches Volk und Vaterland.
V Wehre ab alle inneren und äußeren Feinde.
A Bewahre uns vor Krieg, Seuchen und Hungersnot.
V Hilf uns im Kampfe gegen die Feinde der Kirche.
A Vernichte in unserem Volke den Geist der Zwietracht und des Haders.
V Hilf, dass alle ein Herz und eine Seele seien, dass alles erneuert werde in Christus, dem König der Welt.
A Hilf, dass sein Friedensreich komme.
V Lass uns im Streben nach leiblicher Wohlfahrt und irdischem Fortschritt nicht vergessen, zu suchen, was droben ist, damit wir einst Erben der ewigen Heimat werden, die bei Dir im Himmel ist. Durch Christus unseren Herrn.
A Amen.
V Heiliger Erzengel Michael, du Schutzpatron des deutschen Volkes,
A Bitte für uns. Amen.
Im „Gotteslob“ aus dem Jahr 2013 ist offenbar kein eigenes Gebet für unser deutsches Volk und Vaterland zu finden.
Im MESSBUCH (Kleinausgabe 1978) für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes steht auf Seite 1054 ein Gebet „FÜR HEIMAT UND VATERLAND UND DIE BÜRGERLICHE GEMEINSCHFT“. Es lautet:
„Allmächtiger Gott, du Lenker der Welt, deiner Macht ist alles unterworfen. Wir bitten dich für unsere Heimat (unsere Stadt, unser Vaterland): Gib den Männern und Frauen, die im öffentlichen Leben Verantwortung tragen, Weisheit und Tatkraft. Gib allen Bürgern die rechte Gesinnung. Lass Eintracht und Gerechtigkeit in unserem Land herrschen und schenk uns allezeit Glück und Frieden. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“
Aber es ist kein Gebet ausdrücklich für das deutsche Volk und Vaterland, sondern ein allgemeines Gebet.
Interessant wäre es zu erfahren, mit welchen Worten die Christen in anderen Völkern für ihr Volk und Vaterland beten. Und wer erinnert sich, wenigstens das Gebet aus dem MESSBUCH von 1978 schon öfter gehört und mitgebetet zu haben?
Unser Autor Reinhard Wenner ist Mitverfasser des islamkritischen Sachbuches „Freiheit und Islam. Fakten, Fragen, Forderungen“. Das 848 Seiten starke Werk kann für 34 Euro direkt bei unserem Autor bestellt werden: reinhard.wenner@gmx.de
ERGÄNZEND zum Thema „Fürbitten für Deutschland“ siehe hier der Artikel von Pater Lothar Groppe: https://charismatismus.wordpress.com/2012/10/02/zum-tag-der-deutschen-einheit-gebet-und-furbitte-fur-unser-land/
Am 5.11. jährt sich der 70. Todestag des seligen Bernhard Lichtenberg: Priester und Märtyrer
Veröffentlicht: 18. Oktober 2013 Abgelegt unter: VORBILDER und HEILIGE | Tags: Berlin, Bernhard Lichtenberg, Fürbitten, Juden, Märtyrer, Nationalsozialismus, Pater Lothar Groppe, Rupert Mayer, Seliger Ein KommentarVon Pater Lothar Groppe SJ
Der selige Dompropst Bernhard Lichtenberg ist der erste deutsche Priester, der von der katholischen Kirche offiziell zum Märtyrer des Nationalsozialismus erklärt wurde. Am 5. November 2013 gedenkt sie seines 70. Todestages.
Der furchtlose Anwalt der Menschenrechte kann in unserer Zeit besonders allen, die in Kirche, Staat und Gesellschaft ein Amt bekleiden, in Erinnerung rufen, sich bei ihren Entscheidungen nicht von dem leiten zu lassen, was ankommt, sondern worauf es ankommt.
In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus hielt Bernhard Lichtenberg die Fackel der Menschlichkeit hoch und bezahlte die Treue zu den Geboten Gottes mit Gefängnishaft, die bei seiner Überführung in das Konzentrationslager Dachau zu seinem Tod führte.
Bernhard Lichtenberg war ein Zeitgenosse des seligen Pater Rupert Mayer, der sich gleich diesem für die Rechte Gottes und der Menschen engagierte.
Er wurde am 3. Dezember 1875 im schlesischen Ohlau als ältester von vier Brüdern geboren. Eine Schwester starb bald nach ihrer Geburt.
Der Vater, dessen Familie aus Böhmen stammte, betrieb in Ohlau ein Kolonialwaren- und Delikatessengeschäft. Er hatte keinen leichten Stand in dem überwiegend protestantischen Städtchen, denn den evangelischen Beamten und Angestellten war es verboten, bei einem Katholiken zu kaufen. Dieser Schaden wurde allerdings dadurch gemindert, dass die treukatholische Landbevölkerung der Umgebung zu seinen Stammkunden zählte.
Die Mutter stammte aus Schlesien. Beide Eltern waren fest im katholischen Glauben verwurzelt und diese Atmosphäre hat den jungen Bernhard ebenso nachhaltig geprägt wie seine Geschwister.
Auf dem Ohlauer Gymnasium erwarb sich Bernhard durch seinen anständigen Charakter und beharrlichen Fleiß die Hochachtung seiner Lehrer, obwohl er keineswegs Primus, sondern nach damaligen Begriffen eher ein guter Durchschnittsschüler war. Freilich dürfen wir nicht übersehen, dass die damaligen Anforderungen eines Gymnasiums erheblich über denen der Gegenwart lagen.
So hat der „Gefangene im HERRN“, wie sich Prälat Lichtenberg in seinen Briefen aus dem Gefängnis bisweilen bezeichnete, 147 lateinische Hymnen des Breviers ins Deutsche übertragen, obwohl er in Latein im Abiturzeugnis nur ein „genügend“ erhielt.
Nach dem Abitur im März 1895 ging Bernhard für ein Semester an die Universität Innsbruck. Anschließend wechselte er in sein Heimatbistum Breslau über, wo er bis zu seiner Priesterweihe am 21. Juni 1899 studierte.
Seine erste Kaplansstelle war Neiße, das „schlesische Rom“. 1900 wurde er in den Berliner Raum versetzt. Damals gehörten die Mark Brandenburg, Berlin und Pommern noch zur Fürstbischöflichen Delegatur Breslau.
Auf seiner Fahrt nach Innsbruck hatte der junge Student auch München kennengelernt und nach Hause geschrieben, er werde sich wohl niemals in einer Großstadt wohlfühlen. Am Ende seines Lebens meinte er jedoch, Berlin sei ihm zur zweiten Heimat geworden.
Nach mehreren Kaplansjahren wurde Lichtenberg im September 1905 zum Kurat In Friedrichsfelde-Ost, 5 Jahre später in Berlin-Pankow ernannt. 1913 wurde er Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu in (Berlin-)Charlottenburg, wo er bereits als Kaplan gewirkt hatte.
Es war eine Riesenpfarrei mit 36.000 Seelen. Die Kirche hatte aber nur 467 Sitzplätze. Dem neuen Pfarrer war klar, dass bei dieser Größe keine intensive Seelsorge möglich war.
Als Seelsorger ein unermüdlicher Arbeiter
Deshalb gründete er im Lauf der nächsten Jahre 5 Kuratien. Für sie bettelte er große Geldbeträge zusammen, damit sie eigene Gotteshäuser bauen konnten. Mehrmals erhielt er bayerische Strafmandate von 3 Reichsmark, ersatzweise 1 Tag Haft, da es einem Preußen nicht gestattet sei, in Bayern zu betteln. Lichtenberg war Seelsorger mit Leib und Seele, ein unermüdlicher Arbeiter.
Trotz seiner vielfältigen Aufgaben in der Pfarrei gab er noch zahllose Stunden Religionsunterricht in Volksschulen und höheren Schulen. Er hatte ein Herz für seine Schüler und diese verehrten ihren Lehrer über ihre Schulzeit hinaus. Nie wurde über ihn abfällig geredet und selbst der Spitzname, den er von einigen Schülern erhielt, drückte ihre Wertschätzung aus. Sie nannten ihn den „Papst“.
Beim Pfarrer von Herz- Jesu artete die Arbeit nie in Aktivismus aus, sondern stets stand die Seelsorge im Vordergrund. Mit der Ernennung zum Pfarrer von Herz Jesu wurde Lichtenberg mit der Seelsorge für die katholischen Soldaten des Gardegrenadierregiments 3 in Charlottenburg betraut.
Eifer für den Religionsunterricht
Von seinem Elternhaus wußte Lichtenberg um die Bedeutung der religiösen Erziehung. Deshalb setzte er alle Hebel in Bewegung, dass alle katholisch getauften Kinder auch katholischen Religionsunterricht bekamen. Sein Prinzip war: Wo es auch nur ein katholisches Kind gibt, muß es auch katholischen Religionsunterricht geben.
Ein solcher Eifer dürfte in unseren Tagen manchen Religionslehrer und Seelsorger zur ernsten Gewissenserforschung mahnen, zumal das religiöse Wissen zumeist erschreckend gering ist.
Eines Tages wurde eine Abordnung polnischer Gläubiger, die etwa ein Drittel seiner Gemeinde ausmachten, bei ihm mit Sonderwünschen vorstellig. Pfarrer Lichtenberg gab ihnen zur Antwort: „Ich bin von meinem Bischof hierher gesandt, weder um zu germanisieren, noch um zu polonisieren, sondern um zu pastorisieren.“
Im Februar 1919 wurde Lichtenberg mit Genehmigung seines Bischofs Mitglied der Stadtverordneten- bzw. Bezirksversammlung von (Berlin-)Charlottenburg. Dieses Amt bekleidete er bis 1931.
Als einmal behauptet wurde, die Kirche habe im Krieg Waffen gesegnet, brachte Lichtenberg bei der nächsten Sitzung ein Rituale (kirchliches Segensbuch) mit und forderte seine Kollegen auf, zu prüfen, ob es eine Waffensegnung gebe.
Gegen Abtreibung und sexuelle Verirrungen
Schon damals spielte die Abtreibung eine große Rolle. Hierzu bezog Lichtenberg am 15. Mai 1929 Stellung:
„Die Bekämpfung der Abtreibung muß als eine der wichtigsten sozialhygienischen Aufgaben der Gegenwart bezeichnet werden… Nicht zur Empfangsverhütung darf das Volk erzogen werden, um es vor der Abtreibung zu bewahren, nicht durch Beelzebub darf der Teufel ausgetrieben werden, sondern durch Erziehung zur Selbstbeherrschung, zur absoluten geschlechtlichen Enthaltsamkeit vor und außerhalb der Ehe und zur vernünftigen Abstinenz in der Ehe.“
Natürlich stießen solche Worte damals ebenso auf Ablehnung wie heute.
Doch Lichtenberg war kein utopischer Schwärmer, sondern betonte gleichzeitig, man müsse mit den sittlichen Grundsätzen die soziale Tat verbinden, konkret, es müßten familiengerechte Wohnungen gebaut werden. Der Kirchenvorstand seiner Gemeinde habe auf einem der Pfarrei gehörenden Grundstück einen Plan für 300 Siedlungshäuser entworfen, um einen Beitrag zur Behebung der Wohnungsnot zu leisten.
Lichtenberg ging häufig in politische Versammlungen der verschiedenen Parteien, um den katholischen Standpunkt zu vertreten. Eines Abends zog er nach der Andacht mit einer Schar seiner Getreuen zu einer Veranstaltung des Ludendorffschen Tannenbergbundes.
Es ging dort um die angebliche „unheilige Allianz von Juden, Freimaurern und Jesuiten“. Lichtenberg hörte aufmerksam zu und machte sich etliche Notizen. Als der Redner geendet hatte, meldete er sich zu Wort und widerlegte dessen Ausführungen Punkt für Punkt. Die Versammlung endete mit einem begeistert gesungenen „Fest soll mein Taufbund immer stehen!“
Erste Konflikte mit Nationalsozialisten
1931 kam es zum ersten Zusammenstoß mit den Nazis. Lichtenberg, der zum Vorstand des „Friedensbundes deutscher Katholiken“ gehörte, lud gemeinsam mit Pater Stratmann zur Aufführung des Films „Im Westen nichts Neues,“ nach dem Roman von Erich Maria Remarque ein.
Da der Berliner Gauleiter der NSDAP, der spätere Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels, gegen diesen Film eine heftige Kampagne inszenierte hatte, wurde dieser zunächst verboten. Einige Monate später wurde er jedoch in überarbeiteter Fassung für die Aufführungen in geschlossenen Veranstaltungen freigegeben. Im Kampfblatt des Herrn Goebbels, „Der Angriff“, wurde Lichtenberg hierauf der „viehischen Totenschändung“ geziehen.
Durch seine Einladung zur Filmvorführung habe er die Gefallenen verhöhnt und sei „so abgründig gemein, dass nur sein Alter ihn davon schützen kann, nach dem Gesetz in die Zwangspension geschickt zu werden …. Das deutschbewußte Berlin läßt sich eine so freche Provokation nicht gefallen, es erhebt millionenfach den Ruf: „Raus, zum Tor hinaus mit Monsignore Lichtenberg!“
Nach der „Machtergreifung“ blieb Lichtenberg seiner antinazistischen Haltung treu, hatte er doch, im Gegensatz zu den meisten Zeitgenossen, Hitlers Buch „Mein Kampf“ gründlich studiert und mit kritischen Glossen versehen. Bei seiner späteren Verhaftung fand man dieses Exemplar und sah in Lichtenbergs Randbemerkungen nicht zu Unrecht einen unüberbrückbaren Gegensatz zur Weltanschauung des Nationalsozialismus.
Judenfeindliche Maßnahmen des NS-Regimes
Nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 begann die erste Welle antisemitischer Maßnahmen des Regimes. Ihren ersten Höhepunkt erreichten die Aktionen mit dem von NSDAP und SA organisierten Boykott gegen jüdische Geschäfte, Waren, jüdische Ärzte und Rechtsanwälte als Vergeltung für die Stimmungsmache von Juden in England und den USA. So schrieb der „Daily Express“ am 24.3.1933 in Schlagzeilen: „Judea declares war on Germany. – Jews of all the world unite in action – Boycott of German goods.”
Der Münchner Kardinal Faulhaber bat am 30.März 1933 die Kardinäle von New York und Chicago, ihren ganzen Einfluß aufzubieten, „dass die Demonstrationen gegen die deutsche Regierung aufhören, um damit dem deutschen Judenboykott den Boden zu entziehen.“
Da Lichtenberg bereits vor 1933 mit den Nazis die Klingen gekreuzt hatte, behielten sie ihn nach der „Machtergreifung“ im Auge. Im Sommer 1933 kam es zur ersten Haussuchung und Verwarnung durch die Gestapo. Noch 6 x bis zu seiner Verhaftung wurde er von ihr vorgeladen. Bei seinen Verhören ging es um folgende Konfliktbereiche:
Die Wahrnehmung politischer Verantwortung während der Weimarer Republik (politischer Katholizismus), den Einsatz für die vom nationalsozialistischen Alleinvertretungsanspruch bedrohten katholischen Vereine (die durch das Reichskonkordat garantiert waren), die Abwehr der Bedrohung im Kernbereich kirchlichen Lebens und die Verteidigung der Menschenrechte verfolgter Juden, nichtarischer Katholiken und sog. „lebensunwerten Lebens.“
In Vertretung des Berliner Kapitularvikars Steinmann ordnete Lichtenberg die Verlesung eines Artikels im „Osservatore Romano“ über „Konkordatsfragen in Deutschland“ von allen Kanzeln der Diözese für den 21. Juli 1935 an. In ihm ging es um die zahlreichen Rechtsbrüche der Nazis, die in deutschen Zeitungen nicht behandelt werden konnten.
Hierauf ersuchte das Geheime Staatspolizeiamt am 24. Juli 1935 den Reichskirchenminister – allerdings vergeblich – gegen Lichtenberg Strafanzeige wegen Landesverrats, Kanzelmißbrauchs und Verstoßes gegen das Heimtückegesetz zu stellen. Im gleichen Sommer protestierte Lichtenberg gegen die Verbreitung des Devisenschieber-Liedes, da es die Volksgemeinschaft zersetze und das religiöse Empfinden verletze.
In den Jahren 1935/36 fanden vor dem Landgericht Berlin etwa 40 Devisenprozesse gegen katholische Priester und Ordensleute wegen angeblicher oder tatsächlicher Verstöße gegen die rigorosen Devisenschutzbestimmungen statt.
Den Anschuldigungen lagen meist finanzielle Verpflichtungen zugrunde, ausländische Schulden zu tilgen oder im Ausland befindliche Ordensangehörige finanziell zu unterstützen. Diese Motive wurden von der NS-Propaganda systematisch verfälscht, um die Glaubwürdigkeit der Kirche zu untergraben. Am 4. Oktober 1935 wurde vom Reichsinnenministerium Verbreitung und öffentlicher Vortrag dieses Liedes tatsächlich untersagt.
Lichtenbergs Protest gegen die Propagierung des „Pfaffenspiegels“ bei seinem „Pfarrkind“ Adolf Hitler – das Regierungsviertel lag im Bereich der Dompfarrei, zu deren Leitung Pfarrer Lichtenberg 1932 ernannt worden war – blieb allerdings ohne Antwort.
Hilfe für Katholiken jüdischer Herkunft
1938 wurde Lichtenberg mit der Leitung des „Hilfswerkes beim Bischöflichen Ordinariat“ für die katholischen „Nicht-Arier“ (Katholiken jüdischer Herkunft) betraut, das er bis zu seiner Verhaftung innehatte. Neben seinen vielfältigen anderen Verpflichtungen – er war am 18. Januar 1938 von Papst Pius XI. zum Berliner Dompropst ernannt worden – war Lichtenberg unermüdlich tätig, um die pastorale und materielle Notlage der katholischen Nichtarier zu lindern.
Schon vor der Errichtung des Hilfswerkes hatte er im Paulus-Bund, der Vereinigung nichtarischer Christen, mitgearbeitet und am 16. August 1936 in der Hedwigskathedrale für schwer notleidende nichtarische Katholiken sammeln lassen.
Am 9. November 1938 kam es dann zu den Ausschreitungen gegen die Juden, die als „Reichskristallnacht“ unrühmlich in die deutsche Geschichte eingegangen sind. Als „Vergeltung“ für das Attentat des Juden Herschel Grynszpan auf den Legationssekretär Ernst vom Rath in der deutschen Botschaft zu Paris, wurde von Goebbels „spontane Volkswut“ gegen die Juden inszeniert.
Bei diesem Pogrom wurden 91 Juden ermordet, rund 250 Synagogen angezündet oder verwüstet, 7500 jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert. Lichtenberg war zutiefst erschüttert, als er die brennende Synagoge sah.
„Lasset uns beten für die Juden“
Am Abend des 9. November hielt er wie gewohnt die tägliche Andacht und gedachte der erschreckenden Ereignisse dieses Tages:
„Lasset uns beten für die verfolgten nichtarischen Christen
Obwohl höchstwahrscheinlich auch an diesem Abend Spitzel der Gestapo anwesend waren, geschah – nichts. Nach Kriegsbeginn erweiterte Dompropst Lichtenberg seine abendlichen Fürbitten.
Zunächst gedachte er der verwundeten, gefangenen und gefallenen Soldaten hüben wie drüben. Dann betete er für den Frieden und den Geist des Friedens, für die bedrängten getauften Juden, für die verfolgte Juden, für die Häftlinge, besonders für seine Amtsbrüder in den Konzentrationslagern.
Am 28. August 1941 schrieb er einen Brief an den „Reichsärzteführer“ Dr. Conti. In ihm griff er die Predigt des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, auf, die dieser am 4. August 1941 über die Ermordung der Geisteskranken gehalten hatte.
In Lichtenbergs Schreiben heißt es:
„….Wenn diese Behauptung unwahr wäre, hätten Sie, Herr Reichsärzteführer, den bischöflichen Prediger schon längst als Verleumder öffentlich gebrandmarkt und gerichtliche Klage gegen ihn angestrengt, oder die Geheime Staatspolizei hätte sich seiner bemächtigt. Das ist nicht geschehen.
Sie geben also die Richtigkeit dieser Behauptung zu. Wenn auch die heiligen zehn Gebote Gottes öffentlich ignoriert werden, so hat doch das RStGB (Reichsstrafgesetzbuch) noch Gesetzeskraft. § 211 des RStGB bestimmt: „Wer vorsätzlich einen Menschen tötet, wird, wenn er die Tötung mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.“
§ 139 bestimmt: „Wer von dem Vorhaben eines Verbrechens wider das Leben…glaubhafte Kenntnis erhält, und es unterläßt, der Behörde oder dem Bedrohten hiervon zur rechten Zeit Anzeige zu machen, wird …. bestraft.“
Wenn die mit der Strafverfolgung und Strafvollstreckung betraute staatliche Behörde hier keinen Anlaß einzugreifen erkennt, muß jeder deutscher Bürger, den Gewissen und das Amt dazu drängen, sich zu Worte melden. Ich tue es hiermit…
Auf meiner priesterlichen Seele liegt die Last der Mitwisserschaft an den Verbrechen gegen das Sittengesetz und das Staatsgesetz. Aber wenn ich auch nur einer bin, so fordere ich doch von Ihnen, Herr Reichsärzteführer, als Mensch, Christ, Priester und Deutscher Rechenschaft für die Verbrechen, die auf Ihr Geheiß oder mit Ihrer Billigung geschehen, und die des HERRN über Leben und Tod Rache über das deutsche Volk herausfordert.
Ich gebe von diesem Brief der Reichskanzlei, den Reichsministerien und der Geheimen Staatspolizei Kenntnis.“
Am Abend nach Absendung dieses Briefes betete Lichtenberg wieder bei der Andacht: „Lasset uns nun beten für die Juden und für die armen Gefangenen in den Konzentrationslagern, vor allem für meine Amtsbrüder.“
Zwei evangelische Studentinnen aus dem Rheinland, die aus purer Neugier in die Kathedrale gekommen waren , verließen „empört“ die Kirche und meldeten den Vorfall. Ein unbekannter SS-Führer erstattete am 9.4.41 Anzeige wegen „bolschewistischer Propaganda“.
Nun war das Maß voll. Am 23. Oktober 41 wurde Prälat Lichtenberg von der Gestapo verhaftet. Gleichzeitig fand eine Haussuchung statt. Hierbei fanden die Beamten eine für Sonntag vorbereitete Vermeldung, die folgenden Wortlaut hat:
„In Berliner Häusern wird ein anonymes Hetzblatt gegen die Juden verbreitet. Darin wird behauptet, dass jeder Deutsche, der aus angeblicher falscher Sentimentalität die Juden irgendwie unterstützt, und sei es auch nur durch ein freundliches Entgegenkommen, Verrat an seinem Volk übt. Laßt Euch durch diese unchristliche Gesinnung nicht beirren, sondern handelt nach dem strengen Gebot Christi: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Man brachte Lichtenberg, der als „Pfaffenschwein“ tituliert wurde, ins Hauptquartier der Gestapo. Auf die Frage des vernehmenden Kommissars, was er von den Predigten des Bischofs von Münster halte, gab er zur Antwort: „Mir ist jedes Wort aus der Seele gesprochen.“
Bei seiner Verhaftung war Lichtenberg bereits ein schwerkranker Mann. Seine Beschwerde gegen seine Verhaftung wurde abgewiesen.
Die „Freunde“ der Kirche behaupten immer wieder, es habe zwar in der katholischen Kirche vereinzelt Bekenner und Martyrer gegeben, aber die Bischöfe hätten sie alleingelassen. Nun läßt sich gerade am Beispiel von Dompropst Lichtenberg anhand mehrerer Dokumente beweisen, dass solche Vorwürfe zu Unrecht erhoben werden. Bischof Graf von Preysing richtete mehrere Gesuche um Haftverschonung an die Gestapo . Sie wurden abgewiesen.
Dann bat er um die Verlegung Lichtenbergs in eine Spezialklinik, was sogar vom Staatsanwalt und Gefängnisarzt befürwortet wurde. Jedoch das Justizministerium lehnte ab. Mehrmals besuchte Preysing seinen Dompropst im Gefängnis und bat für ihn um die Genehmigung, in seiner Zelle privat zelebrieren zu dürfen. Doch auch dies wurde abgelehnt.
Am 2. November 41 legte Graf von Preysing in der Hedwigskathedrale eine Fürbitte für den Gefangenen ein. Am 25. Oktober berichtete er Papst Pius XII. von der Verhaftung Lichtenbergs.
Desgleichen informierte Nuntius Orsenigo Kardinalstaatssekretär Maglione über die Verhaftung. Bei Staatssekretär von Weizsäcker intervenierte er zu Gunsten Lichtenbergs. Alles war vergebens.
Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft wurde Dompropst Lichtenberg am 22. Mai 1942 vom Sondergericht I beim Landgericht Berlin wegen „Kanzelmißbrauchs“ und Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu einer Gesamtstrafe von 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
In der Urteilsbegründung heißt es u.a.:
„Indem der Angeklagte in seinen Gebeten ausdrücklich für die Juden und die Gefangenen in den Konzentrationslagern eintrat, befaßte er sich öffentlich mit den gegen die genannten Personengruppen eingeleiteten stattlichen Maßnahmen…….. Er hat also in Ausübung seines Berufes in einer Kirche vor mehreren Personen Angelegenheiten des Staates zum Gegenstand seiner Verkündigung gemacht. Dies geschah in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise…“
Der Brief Lichtenbergs an Reichsärzteführer Dr. Conti wurde aus durchsichtigen Gründen nicht zum Gegenstand der Anklage gemacht, obwohl man ja wegen Ausschlusses der Öffentlichkeit „unter sich“ war.
Nach der Urteilsverkündigung wurde der Dompropst in das Strafgefängnis Tegel überführt, in dem sich unter 2500 bis 3000 Gefangenen zahlreihe politische Häftlinge befanden. Bei ihnen erfreute sich Lichtenberg der größten Hochachtung.
Als Strafgefangener mußte er auch arbeiten. Wegen seiner schweren Erkrankung wurde das Arbeitspensum auf die Hälfte der üblichen Norm reduziert. Mehrmals wurde er ins Gefängnislazarett eingeliefert, aber eine Haftentlassung kam für die Gestapo nicht in Frage.
Am 28. Oktober 1943 verfügte das Reichssicherheitshauptamt, Lichtenberg nach Verbüßung der Gefängnisstrafe in das Konzentrationslager Dachau zu überführen. Beim Zwischenaufenthalt des Gefangenentransports dorthin starb Dompropst Lichtenberg am Abend des 5. November 1943 im Stadtkrankenhaus Hof.
Wider Erwarten gestattete die Gestapo die Überführung des Leichnams nach Berlin, wo Bischof Graf von Preysing für seinen Dompropst ein Pontifikalrequiem feierte und ihn unter großer Anteilnahme von tausenden Gläubigen auf dem St. Hedwigs-Friedhof zur letzten Ruhe geleitete. Schon jetzt herrschte die Überzeugung, dass man einem Heiligen die letzte Ehre erwiesen habe.
Bernhard Lichtenberg wurde als Martyrer seliggesprochen, obwohl er nicht, wie Alfred Delp am Galgen, oder wie Pfarrer Max Josef Metzger unter dem Fallbeil gestorben, sondern friedlich im Bett eines Krankenhauses gestorben war. Für gewöhnlich verstehen wir unter Martyrium das Blutzeugnis für Christus. Aber schon in der alten Kirche verehrte man auch solche Zeugen Christi als Martyrer, die nicht ein blutiges Ende fanden, sondern, wie etwa die Heiligen Pontian und Hippolyt an den Entbehrungen der Haft starben.
Der Diener Gottes Bernhard Lichtenberg ist unbestreitbar wegen seines Eintretens für die Juden verhaftet worden und zu Tode gekommen. Aus den vorliegenden Dokumenten und Zeugenaussagen wurde ersichtlich, dass er bei seinem unbeirrbaren Einsatz für Menschenrecht und Menschenwürde einem besonderen Gnadenanruf Gottes gefolgt ist.
Sein lebenslanges Tugendstreben befähigte ihn, diesen Weg ohne Rücksicht auf seine persönliche Gefährdung zu gehen, der schließlich zu seinem Martyrium führte. Zu Recht stehen auf seinem Grabstein die Worte:
„Er liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht.“
Wir alle wollen in unseren Tagen den Seligen um seinen Beistand anrufen, dass sein tatkräftiger Glaube und sein rastloser Einsatz für den Nächsten auch unseren Glauben stärke und uns zu tätiger Nächstenliebe Kraft schenke.