Was sagen uns Nahtod-Erfahrungen und Visionen über die Realität der Hölle?
Veröffentlicht: 27. März 2019 Abgelegt unter: FATIMA und Thema SONNENWUNDER, NAHTOD-Erlebnisse | Tags: Approbation, erstes Geheimnis, Fatiima, Faustine, Fegefeuer, Gloria Polo, Gottesferne, Hölle, Höllenvision, Helmut Lungenschmid, Jenseits-Trips, kath.net, Marienerscheinungen, Matthew Botsford, Medjugorje, NAHTOD-Erlebnisse, Seherkinder, sinnliche Strafen, Visionen 21 KommentareVon Felizitas Küble
In gläubigen christlichen Kreisen wird immer wieder der gewiß wohlmeinende Versuch gestartet, die Glaubenslehre von der Existenz der Hölle dadurch zu „beweisen“ oder zumindest nahezulegen, indem auf negative Nahtod-Erlebnisse oder entsprechende Visionen/Erscheinungen verwiesen wird.
Was ist davon zu halten?
Insgesamt eher wenig. Zum einen sind solche Erfahrungen kein „Beweis“ im eigentlichen Sinne. Nahtod-Erlebnisse sind keine objektiven Jenseits-Trips, da der Mensch noch nicht tot ist, also auch nicht aus einer wirklichen „Ewigkeit“ ins irdische Leben zurückkehrt.
Zweifellos handelt es sich dabei vielfach um Bewußtseinserweiterungen und -überschreitungen – und insofern um einen Anhaltspunkt dafür, daß der Mensch „unheilbar religiös“ ist. Aber ein Hin-weis ist kein Be-weis.
Daß derartige Erzählungen persönlich-subjektiv ehrlich gemeint sind, kann durchaus angenommen werden, tut aber nichts zur Sache hinsichtlich der objektiven Beweiskraft.
Der springende Punkt ist ohnehin, daß wir auf Erden „im Glauben wandeln, nicht im Schauen“, wie Paulus klarstellt.
Ein Glaube, der krampfhaft nach Erlebnissen und außergewöhnlichen „Beweisen“ sucht, steht auf wackeligen Beinen. Echte Überzeugung ruht in sich selber, gegründet auf der Selbstoffenbarung Gottes in Christus.
Sodann muß man nüchtern sehen, daß diese „Höllen-Visionen“ – ob sie nun auf Nahtoderlebnisse oder auf „Erscheinungen“ zurückgehen – auch inhaltlich/theologisch betrachtet oft seltsam bis irreführend wirken.
Am 26. März 2019 veröffentlichte das erscheinungsbewegte Portal Kath.net eine Story unter dem Titel: „Ich war tot und landete in der Hölle“: http://www.kath.net/news/67423
Darin ist die Rede von dem Nahtod-Schrecken, den Matthew Botsford erlebte: Der US-Amerikaner wurde von einer Kugel getroffen und lag anschließend 27 Tage im künstlichen Koma. Auf dem Weg ins Krankenhaus sei er dreimal wiederbelebt worden.
Er beschreibt, er sei in der „Ewigkeit“ gewesen: „Ich befand mich sofort in einer Art riesigen Höhle, hing mit ausgestreckten Armen wie bei einer Kreuzigung an die Felswand gekettet, unter mir der endlose Abgrund.“
Er spricht von Geruch nach verrottendem Fleisch und davon, daß in der Dunkelheit Augenpaare auftauchen und Krallen, die ihm die Haut vom Körper rissen. In dieses „Höllenverlies“ habe sich aber eine starke Hand ihren Weg geahnt und ihn gerettet. Er sei wieder ins Leben zurückgerufen worden, wozu das Gebet seiner Frau beigetragen habe.
Kath.net hat diese Story – wie zu erwarten war – völlig unkritisch veröffentlicht.
Doch dazu stellen sich folgende Fragen:
- Mister Botsford befand sich nicht in der „Ewigkeit“, wenngleich ihm das subjektiv sicherlich so vorkam und er sich entsprechend „fühlte“ etc. Er wurde aber wiederbelebt, also war er vorher noch nicht wirklich verstorben, sondern befand sich in Todesnähe.
- Wäre er im tatsächlichen Jenseits der Hölle gewesen, hätte ihn dort keine „rettende Hand“ herausgeholt, denn eine Befreiung gibt es nur im Zustand der Läuterung, also des „Fegefeuers“.
- Für das Fegefeuer ist seine Schilderung jedoch viel zu gräßlich, zudem spricht er selber vom „Höllenverlies“.
- Die entscheidende Problematik der Hölle ist die endgültige und ewige Gottesferne – und nicht sinnliche Strafen und Schreckensdarstellungen wie aus einem Horrorfilm.
Das gilt ähnlich auch für Höllen-Erlebnisse im Zusammenhang mit Marienerscheinungen und Visionen, wie sie von Sr. Faustine über den Vortragsreisenden Helmud Lungenschmid bis hin zu Medjugorje gang und gäbe sind. Auch die vermeintlichen Jenseits-Erfahrungen von Frau Gloria Polo machen im „frommen Lager“ seit Jahren die Runde: Näheres HIER.
Das Wohlfühl-Christentum führt in die Irre
Damit wir nicht falsch verstanden werden:
Die heute weit verbreitete Wohlstandstheologie, das Wohlfühlchristentum und eine einseitige Frohbotschafterei sind ein gefährlicher Irrweg, der die Menschen leichtfertig einlullt und ihnen die nötige Wachsamkeit ausredet.
Das gilt erst recht für die Esoterik, bei der ohnehin alles nach Friede-Freude-Eierkuchen klingt, Harmonie pur – und das „Göttliche“ ist im Menschen von Natur aus selber verankert etc.
Doch die Heilige Schrift und Christi Lehre verkündet einerseits die Frohbotschaft der Erlösung, aber auch den Ernst von Sünde und Gericht, Tod und Teufel, Hölle und ewiger Verlorenheit.
Dennoch überwiegt insgesamt die Glaubensfreude und Zuversicht auf das Heil: „Fürchtet euch nicht“ heißt es nicht ohne Grund so häufig in der Bibel.
Die Alternative zum irreführenden Allerlösungs-Humanitäts-Christentum ist keineswegs das andere Extrem, nämlich Drohbotschaften durch „Seher“ mit einer ständigen düsteren Theologie.
Gerechtfertigt wird diese Panikmache manchmal damit, die Menschen müßten doch gewarnt werden, um der Hölle zu entgehen: Ganz gewiß – aber nur mit seriösen Methoden!
Christus sagte im Gleichnis vom ungerechten Prasser: „Sie haben Moses und die Propheten“ – das muß reichen, also Gesetz (Gebote) und Gottes Botschaft (Lehre).
Warum sollte das nicht auch heute gelten?
Zur Höllenvision der Seherkinder von Fatima
Nun könnte der Einwand auftreten, zumal nach dem jüngsten Kinofilm über Fatima, in dem auch die Höllen-Vision der drei Seherkinder vorkommt:
Aber die drei Kinder von Fatima haben doch auch die Hölle erlebt!
Sehen wir uns also an, was die Seher damals – laut dem Bericht von Lucia (siehe Foto) – nach einer Marienerscheinung am 13. Juli 1917 geschaut haben:
„Als die Muttergottes die letzten Worte aussprach, öffnete sie die Hände. Das Strahlenbündel, das von dort ausging, schien in die Erde einzudringen, und wir sahen etwas wie ein grosses Feuermeer, und in ihm versunken schwarze, verbrannte Wesen, Teufel und Seelen in Menschengestalt, die fast wie durchsichtige, glühende Kohlen aussahen.
Sie wurden innerhalb der Flammen in die Höhe geschleudert und fielen von allen Seiten herab wie Funken bei einer grossen Feuersbrunst, gewichtlos und doch nicht schwebend; dabei stiessen sie so entsetzliche Klagelaute, Schmerzens– und Verzweiflungsschreie aus, dass wir vor Grauen und Schrecken zitterten. Die Teufel hatten die schreckliche und widerliche Gestalt unbekannter Tiere, waren jedoch durchsichtig wie glühende Kohle.“ (Quelle: https://fatima.ch/2018/07/13-juli-hollenvision-in-fatima/1314)
Während diese Schweizer Fatima-Seite die Höllen-Vision vom 13. Juli 1917 ausführlich zitiert, hält sich das Fatima-Weltapostolat in Deutschland deutlich zurück und reduziert den „Vorgang“ auf etwa ein Drittel – der Original-Wortlaut wird zudem nur indirekt zitiert: https://www.fatima-weltapostolat.de/fatima-botschaften.html
Zum Sachverhalt ergeben sich folgende Fragen und Einwände:
1. Ausgerechnet das „Strahlenbündel“ Mariens soll in die Hölle geführt bzw. diese gezeigt haben? Was hat die Gottesmutter mit der ewigen Gottesferne zu tun? – Und dabei schienen ihre Strahlen „in die Erde einzudringen“ – als ob die Hölle sich im Erd-Inneren befinden würde. Dabei gehört die Hölle – die zudem eher ein Zustand als ein „Ort“ ist – eindeutig in die Dimension der Ewigkeit, also gerade nicht in unsere begrenzte raumzeitliche Welt. Mit anderen Worten: Die Hölle ist nicht den irdischen Naturgesetzen unterworfen.
2. Die Schauer-Darstellungen von Sr. Lucia sind völlig „sinnlich“ geprägt, komplett am vermeintlich äußeren Geschehen und Anschein orientiert – kein Wort davon, daß die Hölle im Zustand der GOTTESFERNE besteht, stattdessen fantasieanregende Panik-Schilderungen mit überflüssigen bis irreführenden Einzelheiten. Unklar ist auch, warum die Dämonen die „widerliche Gestalt unbekannter Tiere“ aufweisen sollen. Auch die gefallenen Engel – also die Teufel – sind nun einmal keine Tiere, sondern Geistwesen!
Einmal abgesehen davon, daß eine solche Panik-Attacke wohl nichts für kleine Kinder ist, was nicht nur psychologisch zu verstehen ist, sondern auch theologisch: Denn Kinder sollen früh genug lernen, in erster Linie aus Liebe zu Gott und den Menschen (und nicht aus einer sinnenhaften Schreckens-Angst vor der Hölle) gläubig und gerecht zu leben.
In formaler Hinsicht sei darauf hingewiesen, daß es sich bei dieser Höllen-Vision nicht um die „Botschaften“ von Fatima handelt (die 1930 bischöflich genehmigt wurden), sondern konkret um das „erste Geheimnis“, das Sr. Lucia aber erst über zwanzig Jahre nach jener Erscheinung erstmals niederschrieb bzw. ihrem Oberhirten brieflich mitteilte.
Da die Approbation (Billigung der Fatima-Botschaften) aber vorher erfolgte, ist die Höllenvision – genau genommen – gar kein Bestandteil des „anerkannten“ Bereichs, denn die Kirche kann nur etwas erlauben, was ihr bekannt ist – nicht aber vorwegnehmend etwas billigen, was sie erst hinterher erfährt.
Aber selbst wenn es anders wäre, wenn Lucia dieses „1. Geheimnis“ (Höllenvision) zeitnah – nämlich Anfang der 20er Jahre – der kirchlichen Untersuchungskommission mitgeteilt hätte, würde dies keinen Katholiken zum Glauben verpflichten, da auch die kirchlich genehmigten Privatoffenbarungen nicht verbindlich sind.
Eine Approbation „gestattet“ es den Gläubigen lediglich, den Botschaften und Geschehnissen ihre Zustimmung zu schenken – sie können auf diese Zustimmung aber ebenso gut verzichten.
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt; ihre Mailanschrift: felizitas.kueble@web.de
Erzbistum Wien hält Distanz zu Lungenschmid
Veröffentlicht: 21. Dezember 2018 Abgelegt unter: Lungenschmid Helmut (Nahtod) | Tags: Amtsblatt, Distanzierung, Erzbistum Wien, Helmut Lungenschmid, kirchliche Räume, Kommen Christi, Prophet der Endzeit, Sterbe-Erlebnis, Vorträge 2 KommentareAuf der letzten Seite des Amtsblatts der Erzdiözese Wien vom August 2016 heißt es unter „Hinweis“ in der Nr. 58:
„Herr Helmut Lungenschmid bietet Vorträge zum Thema „Mein Sterbeerlebnis“ an. In diesen Vorträgen gibt er an, als „Prophet der Endzeit“ von Jesus beauftragt zu sein, die Welt auf dessen zweites Kommen vorzubereiten.
Wir ersuchen, diese Veranstaltungen nicht zu unterstützen und keine pfarrlichen oder sonstigen kirchlichen Räume für Auftritte von Herrn Lungenschmid zur Verfügung zu stellen.“
Quelle: https://www.erzdioezese-wien.at/dl/rkomJKJlNnOkJqx4nJK/Di_zesanblatt_201608.pdf
Hier vier weitere Artikel zu den Büchern und Reden von Herrn Lungenschmid: https://charismatismus.wordpress.com/category/visionen-und-charismatik-kritik/lungenschmid-helmut-nahtod/
H. Lungenschmid – ein Prophet unserer Zeit?
Veröffentlicht: 16. Dezember 2018 Abgelegt unter: Lungenschmid Helmut (Nahtod) | Tags: Einsprechungen, Falschmystik, Gottesmutter, Helmut Lungenschmid, Irrtümer, Nahtoderlebnis, Pater Michael Ramm, Petrusbruderschaft, Prophet, Sterbe-Erlebnis, Vergiftung, Verschwörungstheorien, Visionen 11 KommentareVon Pater Michael Ramm
Schon mehrere Jahre macht ein gewisser Helmut Lungenschmid auf sich aufmerksam. In Büchern und Vorträgen spricht er über sein “Sterbeerlebnis”, welches er als 15-jähriger Junge beim Zahnarzt gehabt haben will. Es handelt sich um eine Nahtoderfahrung, die er wegen einer Überdosierung an Betäubungsmitteln hatte.
Seinen Visionen gibt Lungenschmid einen unfehlbaren Anspruch, indem er häufig Formulierungen benutzt wie z.B. “Die Gottesmutter sagte mir…” oder “Jesus erklärte mir im Jenseits…”.
Wenn man davon ausgeht, dass er seine Einsprechungen direkt von höchster Stelle bezieht, müssen sie natürlich fehlerfrei sein. Dieser Anspruch, den Herr Lungenschmid selber erhebt, macht es wiederum leicht, die Echtheit seiner Aussagen zu überprüfen.
Tatsächlich sind seine Schilderungen derart irrsinnig, dass man sich wundert, wie es Menschen geben kann, die ihm Glauben schenken.
Weil Lungenschmid in seinen Büchern die Petrusbruderschaft erwähnt und für die Feier der Hl. Messe im außerordentlichen Ritus wirbt, scheint mir eine klare Stellungnahme sinnvoll zu sein:
Sein Buch ist voll von Science-fictionartigen Verschwörungstheorien. Lungenschmid behauptet z.B. ernsthaft, dass die Automarke “Volkswagen” vom Teufel sei, weil der Buchstabe “V” angeblich den Zahlenwert “6″ ergebe und “W” aus zwei “V” bestehe, was zusammen die Zahlenkombination “666″ ergibt, wie ihm die „Gottesmutter“ im Jenseits genauestens erklärte. Daher würde es ihn auch nicht wundern, “wenn dieses Auto zusätzlich auch noch satanisch besprochen wäre.”
Lungenschmid glaubt an eine von oben gesteuerte Dezimierung der Weltbevölkerung, die bereits begonnen hat: “Die Gottesmutter erklärte mir im Jenseits, dass am Ende der Zeit … die Weltbevölkerung dezimiert wird.”
Unter anderem soll dies durch die Förderung von Abtreibung und Euthanasie und durch Vergiftung von Nahrungsmitteln sowie dem Einbau von radioaktivem Plutonium in den Tabak geschehen. Lungenschmid schreibt: “…ich kann mich noch an einige Marken erinnern, die mir von der Muttergottes gezeigt wurden, wie z.B. Marlboro, Memphis, etc.”
Auch das auf der ganzen Welt verkaufte Getränk Coca Cola sei durch chemische Zusatzstoffe vergiftet.
Im Kapitel “Parallel-Städte” behauptet Lungenschmid, dass ihm die Gottesmutter riesige unterirdische Höhlen zeigte, die in der Nähe von Großstädten angelegt seien. Hier würden Tausende und Abertausende von Unterkünften für Islamisten im Geheimen von unserer Regierung gebaut.
Als Erklärung dafür, wie die gigantischen Kosten für diese Mega-Projekte gedeckt werden sollen, schreibt er: “Die Gottesmutter zeigte mir, dass das Geld hierfür von Großprojekten abgezweigt wird, … – große Straßenbaustellen, an denen, wie man sieht, lange Zeit nichts weitergeht, … – Flughäfen, die eine halbe Ewigkeit nicht fertiggestellt werden können, … . Dieses Geld … wird in die Geldsäcke der Freimaurer umgelenkt, …”
Interessant, dass nun auch die Silvesternacht 2015/16 mit den “Parallel-Städten” eine Erklärung findet: Die Täter seien – so Lungenschmid – im Untergrund beherbergt worden und konnten deshalb auch schnell wieder – wie vom Erdboden verschluckt – verschwinden. Damit dürfte die Silvesternacht wohl aufgeklärt sein, denn, so schreibt er: “[dies] hatte mir die Gottesmutter damals schon im Jenseits während des Sterbeerlebnisses gezeigt.”
Es ließen sich noch viele absurde Beispiele und auch theologische Irrtümer dieses intensiven Zahnarztbesuches anführen. Es wundert mich nicht, dass Lungenschmid Probleme hatte, einen Verlag für sein Buch zu finden.
Dagegen wundert es mich doch sehr, dieses Buch in den Händen mancher gläubiger Christen zu finden.
Weitere Artikel mit theologischen Erläuterungen zu Lungenschmid in unseren früheren Beiträgen: https://charismatismus.wordpress.com/category/visionen-und-charismatik-kritik/lungenschmid-helmut-nahtod/
Gelang Helmut Lungenschmid wirklich ein „Blick ins Jenseits“?
Veröffentlicht: 3. November 2011 Abgelegt unter: Kennzeichen der FALSCHMYSTIK, Lungenschmid Helmut (Nahtod), NAHTOD-Erlebnisse | Tags: Ewigkeit, Helmut Lungenschmid, Nahtod, Sterben, Visionen 33 KommentareVon Felizitas Küble
Immer wieder wird in Berichten über Nahtod-Erlebnisse zumindest indirekt der irreführende Eindruck erweckt, als ob die Betreffenden doch irgendwie im „Jenseits“ gewesen seien oder ihnen jedenfalls ein „Einblick“ in die Ewigkeit möglich war. Doch der Schein oder Anschein trügt.
Nahtoderlebnisse sind zwar ein Indiz dafür, daß der Mensch mehr ist als ein höher entwickeltes Tier, daß er eine natürlich-übernatürliche (von Gott geschaffene) „Antenne“ für die geistige Welt besitzt – doch sie gewähren keinen wirklichen „Blick ins Jenseits“.
Warum nicht? – Ganz einfach: weil sie sich im Diesseits abspielen, wenngleich auf einer anderen Bewußtseinsstufe als der üblichen.
Sobald sich jemand wirklich im Jenseits befindet, kommt er nicht mehr ins irdische Leben zurück. Das bestätigt auch die Heilige Schrift: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach folgt das Gericht.“ (Heb 9,27) – Man kann also nicht zweimal sterben.
Wir haben uns hier im CHRISTLICHEN FORUM bereits kritisch mit den „Jenseits-Visionen“ der bekannten Gloria Polo befaßt, die in ihren Vorträgen allerlei Richtiges mit viel Merkwürdigem und Irrtümlichen vermischt: https://charismatismus.wordpress.com/2011/06/10/gloria-polo-und-ihre-erlebnisse-im-%e2%80%9ejenseits%e2%80%9c/
Nun zieht auch Helmut Lungenschmid durch die Lande, demnächst – am 6. November 2011 – referiert er in Altötting im Rahmen einer charismatischen Veranstaltung (mit „Lobpreis“), wobei seine Vorträge zweieinhalb bis drei Stunden dauern. Er will als 14-Jähriger ein Nahtoderlebnis beim Zahnziehen gehabt haben. Wie dem auch sei: im Jenseits befand er sich gewiß nicht.
Angeblich wurde Helmut Lungenschmid damals als Knabe nebst persönlichen Ankündigungen sogar Zukünftiges aus Kirche und Welt gezeigt.
Nahtoderlebnisse sind keine Jenseitstrips
Es geht darum, daß man zwischen Nahtod-Erlebnissen (die meist bei Herzstillstand eintreten) und „Kenntnissen aus dem Jenseits“ klar unterscheiden sollte.
Dies gilt umso mehr, als sog. „Jenseitsreisen“ und scheinbar übersinnliche Visionen etwa bei einem Drogen-Trip nicht selten sind. Entsprechende Halluzinationen per LSD, Meskalin oder Haschisch sind diversen Berichten über Nahtoderlebnisse verwandt bis vergleichbar, darunter auch der „ablaufende Film“ über das eigene Leben sowie „Treffen“ mit verstorbenen Verwandten, Freunden usw.
Die evangelikale Webseite „www.jesus.ch“ berichtet außerdem Folgendes zum Thema Nahtoderlebnisse:
Eine Studie von slowenischen Forschern der Universität Maribor hat eine Verbindung zwischen Nahtod-Erfahrungen und einem Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration im Blut ergeben.
Demnach wiesen Patienten, die während eines Herzstillstands Nahtod-Erfahrungen machten, eine signifikant höhere CO2-Konzentration im Blut auf als jene ohne solche Erlebnisse. Dies könne ungewöhnliche Eindrücke hervorrufen wie etwa Lichtblitze, Visionen oder eine scheinbare Trennung vom Körper, erläutern die Forscher.
Laut „Spiegel-online“ gelang es dem schwedischen Forscher Henrik Ehrsson, im Labor eine außerkörperliche Erfahrung zu erzeugen: Mit Hilfe von Kameras und Videobrillen vermittelte er gesunden Freiwilligen das Gefühl, sich außerhalb ihres eigenen Körpers zu befinden und sich selbst von dieser Position aus zu betrachten. Verantwortlich für diese – auch als „Out-of-Body-Experience“ bezeichnete – Illusion ist seiner Ansicht nach ein multisensorischer Konflikt, also die Unfähigkeit des Gehirns, widersprüchliche Sinneseindrücke miteinander zu verbinden.
In der Zeitschrift „Science“ berichtete ein Team aus deutschen und Schweizer Forschern um Bigna Lenggenhager von der Polytechnischen Hochschule in Lausanne über einen ähnlichen Ansatz. Auch hier gelang es, das gefühlte „Ich“ von der Position des Körpers zu trennen, wenn auch die Illusion hierbei nicht ganz so ausgeprägt war.
Unsere Autorin Felizitas Küble ist Leiterin des Christoferuswerks und des KOMM-MIT-Verlags in Münster