Gedicht von Erich Kästner 1931: Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung
Veröffentlicht: 1. März 2021 Abgelegt unter: LYRIK: Gedichte / Gebete / Lieder | Tags: Dummheit, Epidemie, Erich Kästner, Gedicht, geistige Umnachtung, Große Zeit, Lyrik, Maß, Zukunft 14 KommentareDie Zeit ist viel zu groß, so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch. Es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß und denkt beklommen:
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Sie wuchs. Sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen? Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut.
Und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.
Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
sind glücklich, daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht die Füße kalt.
Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.
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Poetisch ins NEUE JAHR mit Eduard Mörike
Veröffentlicht: 2. Januar 2021 Abgelegt unter: NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Anfang und Ende, Blaue Gezelte, Dichtung, Eduard Mörike, Lyrik, Neues Jahr, Poesie, Wie heimlicher Weise Hinterlasse einen KommentarWie heimlicher Weise
Ein Engelein leise
Mit rosigen Füßen
Die Erde betritt,
So nahte der Morgen.
Jauchzt ihm, ihr Frommen,
Ein heilig Willkommen,
Ein heilig Willkommen!
Herz, jauchze du mit!
In IHM sei’s begonnen,
Der Monde und Sonnen
An blauen Gezelten
Des Himmels bewegt.
Du, Vater, du rate!
Du lenke und wende!
HERR, dir in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt!
Mörike, Eduard (1804 – 1875)
Naturpoesie: Preislied für die Sonne
Veröffentlicht: 4. September 2020 Abgelegt unter: NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Andacht, Friedrich Juius Krais, Gedicht, Lyrik, Naturpoesie, Preislied, Sonne, Welt 4 KommentareDie Sonne
Schwingen der Andacht, 
Strebet empor,
Naht euch der Sonne
Goldenem Tor;
Bringet ihr Grüße
Dankender Welt,
Die sie geboren,
Die sie erhält!
Berge und Täler
Schmücket ihr Strahl,
Trauben und Ähren
Reift sie zum Mahl;
Farbiger Blüte
Würzt sie den Saft,
Weckt im Gemüte
Schaffende Kraft:
Mutter des Lebens,
Preisen dein Licht,
Ist uns die erste
Kindliche Pflicht!
Friedrich Julius Krais (1807 – 1877)
Foto: Dr. Bernd F. Pelz
Ein WINTERABEND von Georg Trakl
Veröffentlicht: 21. Dezember 2019 Abgelegt unter: LYRIK: Gedichte / Gebete / Lieder, NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Brot und Wein, Gedicht, Georg Trakl, Gnaden, Lyrik, reine Helle, Wanderer, Wanderschaft, Winterabend 4 KommentareEin Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl (verfaßt 1913)
WINTERFREUDEN von Ludwig Eichrodt
Veröffentlicht: 6. Dezember 2019 Abgelegt unter: NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Eis, Freude, Frost, Gedicht, Ludwig Eichrodt, Lyrik, Winterfreuden Hinterlasse einen KommentarWinterfreuden
Nicht nur der Sommer, sondern auch
Der Winter hat sein Schönes,
Wiewohl man friert bei seinem Hauch,
So ist doch dies und jenes
Im Winter wirklich angenehm,
Besonders daß man sich bequem
Kann vor dem Frost bewahren,
Und auch im Schlitten fahren.
Das weite Feld ist kreidenweiß,
Wem machte das nicht Freude?
Die Knaben purzeln auf dem Eis,
Wenn sie zu hurtig gleiten,
Und ist nicht die Bemerkung schön,
Bei Leuten, die zu Fuße geh’n,
Daß sie schier alle springen
Und mit den Händen ringen?
Und wenn man sich versehen hat,
Mit Holz, um einzuheizen,
So muß die Wärme früh und spät
Uns zum Vergnügen reizen,
Man richtet mit zufried’nem Sinn
Den Rücken an den Ofen hin,
Und wärmet sich nach Kräften
Für Haus- und Hofgeschäften.
Ein altes Buch zur Abendzeit
Muß ich zumeist doch lieben,
Wenn man da liest die Albernheit
Der Vorzeit schön beschrieben,
Man sitzt und liest und freuet sich
Und danket Gott herzinniglich
Genügsam und bescheiden
Für uns’re jetzgen Zeiten.
Ludwig Eichrodt
Pseudonym von Rudolf Rodt (1827 – 1892), deutscher Schriftsteller
Wir haben eine Quelle, die niemals je versiegt
Veröffentlicht: 16. Oktober 2019 Abgelegt unter: LYRIK: Gedichte / Gebete / Lieder | Tags: Felsen, Gebet, Gedicht, Gottlob Lachenmann, Hedwig von Redern, Heiland, Helfer, Lyrik, quelle, Retter, Tröster 2 KommentareWir haben einen Felsen, der unzerstörbar steht.
Wir haben eine Wahrheit, die niemals untergeht.
Wir haben geistige Waffen in jedem Kampf und Streit.
Wir haben eine Wolke von Gottes Herrlichkeit.
Wir haben eine Speise, der Welt hier unbekannt.
Wir haben einen Schatten im heißen Sonnenbrand.
Wir haben eine Quelle, die niemals je versiegt,
wir haben Kraft zum Tragen, die keiner Last erliegt.
Wir haben einen Tröster voll heiliger Geduld,
wir haben einen Helfer von liebevoller Huld.
Wir haben eine Freude, die niemand von uns nimmt,
wir haben eine Harfe, vom Heiland selbst gestimmt.
Wir haben eine Zuflucht in jedem Sturm und Not,
wir haben einen Reichtum, der nie zu schwinden droht.
Wir haben eine Gnade, die alle Morgen neu,
wir haben ein Erbarmen, das mächtig ist und treu.
Wir haben hier die Fülle, seitdem der Retter kam,
wir haben dort ein Erbe so reich und wundersam.
Wir haben Glück, das leuchtend und unbeschreiblich ist,
wir haben alles, alles in dir, HERR Jesus Christ.
Schönheit und Liebe in des Menschen Seele…
Veröffentlicht: 16. September 2019 Abgelegt unter: LYRIK: Gedichte / Gebete / Lieder | Tags: Hermann Dechent, Herz, Liebe, Lyrik, Mensch, Palme, Schönheit, Seele Hinterlasse einen KommentarUm die Seele des Menschen
wirbt mit der Liebe die Schönheit.
Welcher die Palme gebührt?
Endlich hab ichs erfaßt.
Wenn sich die Schönheit uns zeigt,
so wirft sich ihr alles zu Füßen.
Doch wenn die Liebe erscheint,
wirft sich ihr alles ans Herz.
Hermann Dechent, evangelischer Theologe (1850-1935)
Ihr sollt dem Licht die Bahn bereiten…
Veröffentlicht: 21. August 2019 Abgelegt unter: LYRIK: Gedichte / Gebete / Lieder | Tags: arge Zeiten, Erfolg, Friedrich von Matthisson, Gedicht, Gewalt, Glanz, Licht, Lyrik, Menschenrechte, Sumpf, Unschuld Ein KommentarDie Ihr – verpflanzt in arge Zeiten –
mit der Gewalt zu kämpfen wagt,
Ihr sollt dem Licht die Bahn bereiten,
Ihr fühlt die Schauer, eh es tagt.
Schaut ernst der Übermacht Triumphe,
wenn höhnisch euch ihr Troß umzischt.
Wißt, daß ihr Irrlicht aus dem Sumpfe
nur trüglich aufglänzt und erlischt.
Denkt, wenn im Kampf für Menschenrechte
Ihr des Erfolges Glanz entbehrt,
daß durch des Mißgeschickes Nächte
der Unschuld Haupt sich still verklärt.
Friedrich von Matthisson
FRÜHLINGsgedicht: „Der goldene Morgen“
Veröffentlicht: 4. Mai 2019 Abgelegt unter: NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Frühling, Gedicht, Goldener Morgen, Heimatdichter, Ludwig Auerbach, Lyrik, Natur Ein KommentarDer goldene Morgen
Golden lacht und glüht der Morgen
über maiengrünen Höh’n,
und du, Seele, sinnst voll Sorgen,
und die Welt ist doch so schön!
Vöglein singen, Glocken schlagen,
Blütenlicht durchflammt das Land:
Wirf dein Zagen und dein Klagen,
Herz, in diesen Feuerbrand!
Ludwig Auerbach
Deutscher Heimatdichter und Fabrikant (1840 – 1882)
Gemälde: Evita Gründler
FRÜHLING von Heinrich Seidel (1842 – 1906)
Veröffentlicht: 30. März 2019 Abgelegt unter: NATUR - Jahreslauf - Poesie | Tags: Frühling, Gedicht, Heinrich Seidel, Lyrik, was keimet, was knospet, was rausch, was rieselt Hinterlasse einen KommentarFrühling
Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!“
Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!“
Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
„Der Frühling, der Frühling!“ – da wußt‘ ich genug!