Von links bis rechts: Endzeitschwärmerische Träume von einem goldenen Zeitalter
Veröffentlicht: 7. September 2018 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung, WELTuntergang / ENDzeit | Tags: Arbeiterparadies, Charismatische Bewegung, Chiliasmus, Christus, Endzeit, Fatima, Friedensreich, Glaubensabfall, goldenes Zeitalter, Ideologien, Joachim von Fiore, Kirche, Marxismus, Monarchie, Mythen, Nationalsozialismus, Nüchternheit, new age, Post-Millenarismus, schwarmgeistig, Schwärmerei, Sire, Traditionalismus, Träume, Utopien, Visionen 9 KommentareVon Felizitas Küble
Die Hoffnung stirbt zuletzt – das ist bekannt, verständlich und oftmals auch gut so, vor allem im persönlichen Leben.
Nun gibt es in der Welt des Glaubens und der „Spiritualität“ allerdings Träume, die Schäume sind, weil sie weder der Realität noch der Heiligen Schrift entsprechen. Trotzdem ist die Kraft und Faszination visionärer Zukunftsbilder seit Jahrtausenden ungebrochen.
Dazu gehört auch die uralte und immer wieder neue Vorstellung von einem „goldenen Zeitalter“ am Ende der Geschichte, gleichsam der krönende Abschluß, das positive Finale für die Menschheit.
Wer sehnt das nicht gerne herbei?
Die Sache hat nur einen Haken: Der Wunsch ist hier Vater des Gedankens. Das wird im Neuen Testament deutlich herausgestellt.
In politischer Hinsicht gibt es diese Visionen von der gelungenen „Vollendung“ der Geschichte ebenfalls: Im Marxismus ist es das klassenreine „Arbeiterparadies“, im Nationalsozialismus war es die rassenreine „Volksgemeinschaft“ der Arier….
Doch bleiben wir im „spirituellen“ Bereich:
Die New-Age-Bewegung, die in den 80er Jahren ihren Höhepunkt erlebte, aber auch heute noch ihre geistigen Ausläufer in der Esoterik-Szene aufweist, hat ihren Traum direkt im Namen preisgegeben, denn New Age heißt „Neues Zeitalter“ – gemeint ist ein kommender Äon des „Wassermannes“, womit Friede, Harmonie und Glück verbunden seien. Damit werde das christliche, angeblich so intolerante „Zeitalter des Fisches“ endlich abgelöst.
Um New Age ist es mittlerweile ruhiger geworden, doch umso mehr Lärm, Halleluja-Jubel und Zustimmung gibt es im Kontext charismatischer „Aufbrüche“ und Bewegungen. Auch hier stehen positive Zukunftsbilder im Mittelpunkt, oftmals „geoffenbart“ durch himmlische Eingebungen, einem geistgewirkten „Wort der Erkenntnis“ oder prophetische Einsprechungen:
In der Pfingstbewegung und sonstigen schwarmgeistigen Gruppen – auch im katholischen Bereich – wird eine „weltweite Erweckung“, ein „zweites Pfingsten“ erwartet, eine Bekehrungswelle, die ganze Nationen erfaßt. Das wird in charismatischen Büchern und „Visionen“ seit Jahrzehnten euphorisch angekündigt.
Was wir seitdem in Wirklichkeit erleben ist – insgesamt gesehen – ein weltweiter Schwund des Glaubens, besonders in Europa. Insofern könnte man schon fast von einem „antichristlichen Abendland“ sprechen.
Natürlich gibt es da und dort auch Lichtpunkte, Hoffnungsschimmer – allerdings kommt es uns auf die nüchterne Betrachtung der Gesamtentwicklung an.
Damit nicht genug, gibt es zwei weitere Fraktionen mit ihren speziellen Vorstellung von einem künftigen goldenen Zeitalter:
Nicht wenige Fatima-Anhänger erwarten eine großartige Bekehrung Rußlands und den „Triumph des unbefleckten Herzen Mariens“, wie er drei Seherkindern bei den Erscheinungen von 1917 angekündigt worden sei, freilich unter gewissen Bedingungen (und ob diese nun erfüllt sind oder nicht, darüber gibt es unter Fatima-Fans verschiedene Auffassungen).
Sodann wollen wir monarchisch gesinnte, traditionelle Katholiken nicht vergessen, die zum Teil ebenfalls von besseren Zeiten in der Zukunft träumen. Dabei berufen sie sich bisweilen auf alte „Prophetien“, wonach am Ende der Geschichte ein großer katholischer Herrscher ersteht, der die Kirche nicht nur vor Unbill und Verfolgung beschützt, sondern sie zum glorreichen Triumph führt und eine geeinte Welt des Glaubens errichtet.
Meist bezieht sich diese Träumerei auf einen deutschen Kaiser, der das mittelalterliche Reich gleichsam zu erneuertem Glanze führt. Es gibt aber auch die frankophile Variante, wonach es die französische Dynastie der Bourbonen sei, auf denen das künftige Heil der Völker und Zeiten ruht. Ein typisches Beispiel für diesen Mythos um das edle Blut der Bourbonen und das „heilige Öl“ aus der Königsampulle, mit dem ein Abkömmling von ihnen noch gesalbt werde, ist das Kultbuch „Sire“, das in Frankreich nicht nur in monarchisch-katholischen Kreisen auf großes Interesse stieß, sondern auch hierzulande im traditionellen Spektrum gut angekommen ist.
Es gibt sie also in den verschiedensten Richtungen und Varianten – von der nichtchristlichen, esoterisch-„emanzipatorischen“ New-Age-Bewegung über politische Ideologien von rechts und links – bis hin zu charismatischen, erscheinungsbewegten und erzkonservativen Strömungen.
Verständlich ist es allemal, wenn Menschen – auch gläubige – sich eine rosige Zukunft herbeisehnen.
Freilich nimmt die Heilige Schrift keine Rücksicht auf Wunschträume damals und heute – und das ist auch gut so. Die Bibel ist ein Buch von eindrucksvoller Nüchternheit und Klarheit, keineswegs geprägt von utopischen Idealvorstellungen, die den Ohren schmeicheln.
Endzeitschwärmereien – von Theologen als Chiliasmus oder Millenarismus bezeichnet – finden hier keine Basis, im Gegenteil.
Aus den Endzeitreden Jesu geht klar hervor, daß seiner Wiederkunft in Herrlichkeit eben kein irdisches Friedensreich vorausgeht, sondern ein erschreckender Verfall von Glaube und Sitte, zudem geprägt von trügerischen „Zeichen und Wundern“, von falschen Propheten und irreführenden „Christussen“. Daher fragt der HERR die Seinen: „Wenn ich wiederkomme, werde ich dann noch Glauben finden auf Erden?“
Paulus schreibt in 2 Thess 2,1 ff ebenfalls., daß v o r der Wiederkunft Christi e r s t ein massiver Glaubensabfall eintreten werde, zudem kommt vorher der Antichrist, ein Weltenbeherrscher, der mit dem Satan im Bunde steht. Für ein „universales Friedensreich“ vor dem zweiten Kommen Christi ist hier schlicht kein „Platz“ frei.
Man bezeichnet die erwähnte religiöse Wunschvorstellung in theologischen Fachkreisen als „Post-Millenarismus“, denn nach (post) diesem goldenen Zeitalter (Millenium) erfolge die Wiederkunft Christi.
Die katholische Kirche hat im Sinne biblischer Nüchternheit den post-millenaristischen Standpunkt stets abgelehnt, so etwa bereits im Mittelalter die Endzeitschwärmerei des italienischen Abtes Joachim von Fiore, der ein großartiges Heilig-Reist-Reich vor dem endzeitlichen Kommen Christi ankündigte.
Auch hinsichtlich der späteren „Botschaften“ von La Salette (dem zweiten Teil, dem sog. „Großen Geheimnis“, der im Unterschied zum ersten Teil nicht anerkannt wurde) hat die Kirche die postmillenaristische Richtung kritisiert. (Die „Seherin“ Melanie hatte in ihren Spät-Visionen von einem weltumspannenden Friedensreich fabuliert, von damit verbundenen „Aposteln der letzten Tage“ usw).
Als Papst Benedikt noch Kardinal Joseph Ratzinger hieß, hat er als Chef der Glaubenskongregation im Oktober 1995 eine Notifikation zur orthodoxen Visionärin Vassula Ryden erlassen.
Darin werden ihr eine Reihe theologischer Irrtümer angelastet, darunter ihre endzeitschwärmerischen Vorstellungen; so heißt es wörtlich in der Vatikan-Note über Vassulas „Botschaften“.
„In chiliastischer Weise wird ein entscheidendes und glorreiches Eingreifen Gottes prophezeit, der im Begriff sei, auf Erden noch v o r der endgültigen Ankunft Christi ein Zeitalter des Friedens und des allgemeinen Wohlergehens zu errichten.“
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den katholischen KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt
Spiritueller MISSBRAUCH durch Alan Ames und seinen „Hammersegen“
Veröffentlicht: 26. August 2017 Abgelegt unter: Alan Ames, Geistlicher / pastoraler MISSBRAUCH | Tags: Alan Ames, Australier, Charismatik, Firmung, Flachlegen, Freiheit, Geistesgaben, Gläubige, Gott, Hammersegen, Haus St. Raphael, Heiliger Geist, Margarita Valappila, Nüchternheit, Ruhen im Geist, Schwarmgeist, Slain in the Spirit, Zerrbild 3 KommentareVon Felizitas Küble
Seit Jahrzehnten reist der australische Starprediger Alan Ames durch die Lande, auch durch die deutschen – und er „spendet“ bei seinen Veranstaltungen, die leider sogar öfter in katholischen Kirchen stattfinden, fleißig den „Hammersegen“ – gemeint ist damit ein ohnmächtiges Rückwärtskippen in einer Art Trance, von Charismatikern als „Ruhen im Geist“ verherrlicht. (In den USA spricht man dabei passender von „Slain in the spirit“ = Erschlagenwerden im Geist.)
Im Laufe der letzten zwanzig Jahre haben sich bei mir reihenweise Geschädigte gemeldet, die von Alan Ames, der indisch-deutschen Nonne Sr. Margarita Valappila (Haus St. Raphael in Bad Soden-Salmünster) oder anderen Schwarmgeistern „flachgelegt“ wurden – seien sie katholisch-charismatisch oder evangelisch-pfingstlerisch. Die belastenden Folgen für die Betroffenen halten teilweise jahrelang an.
BILD: In diesem Buch propagiert Ames den Hammersegen
Noch heute erhielt ich den Anruf einer Dame, die vor einigen Jahren diesen charismatischen Hammersegen bei einem Auftritt von Ames in Heroldsbach erhielt. Als sie dann wieder aufstand, fühlte sie sich wie „beschwipst“, das war aber noch das wenigste: Danach machten sich bei ihr nämlich keine wunderbaren „Geistesgaben“ bemerkbar, sondern zahlreiche seelische und sprituelle Probleme.
Leider ist sie nicht das einzige Opfer dieser irrgeistigen Praktik; allein in diesem Jahr haben sich wieder mehrere Betroffene bei mir gemeldet.
„Wundervolle Dinge: Die Leute fallen um…“
Daß Alan Ames die Gläubigen, die von ihm einen „Einzelsegen“ erhalten, reihenweise flachlegt, wurde in vielen Zeitungsberichten vermerkt, manchmal mit Erstaunen, selten in Sorge, oft leider sogar in naiver Zustimmung.
Ein Beispiel hierfür ist dieser Artikel aus der „erneuerungsbewegten“ kath. Szene: http://www.goodnews-wien.at/2014/09/hoppala-ist-denn-da-los-heilungsgebet-mit-alan-ames/
Darin heißt es über einen Auftritt von Alan Ames:
„Ein Abend voller wundervoller Dinge, die Leute fallen um, als sie von Alan Ames gesegnet wurden. Was ist da los?
Außenseiter mögen sich das fragen. Insider erfahren es. Gottes Geist ist lebendig, unberechenbar und wirkt auch heute. Und das mitten in der konservativen Katholischen Kirche.
Tja, da ist was los! Übrigens, die da am Boden liegen, ruhen im Geiste.
Niemand ist verletzt, im Gegenteil, all jene stehen erfrischt und oft geheilt bald wieder auf ihren Beinen.“
So wird den Gläubigen dieses irrgeistige Vorgehen schmackhaft gemacht und wie eine wertvolle Perle serviert, statt vor dieser Sumpfblüte, diesem Zerrbild des Glaubens zu warnen.
Wirkt der Heilige Geist etwa ohne oder gar gegen den Verstand und das menschliche Bewußtsein? Erleuchtet Gottes Geist nicht vielmehr unsere Erkenntnis und unsere Vernunft mit dem Licht des Glaubens?
GOTT ist ein Freund der menschlichen Freiheit
Die Gnade baut auf der Natur auf – und Gott überwältigt sie nicht, er „wirft sie nicht um“, denn Gott ist ein Freund der menschlichen Freiheit, die ER selber uns verliehen hat.
Als Katholiken sind wir überzeugt, daß uns durch das Sakrament der Firmung die Sieben Gaben des Heiligen Geistes geschenkt werden, wobei wir diese Gnadengaben in unserem Leben fruchtbar machen sollen.
Zu den „7 Gaben“ gehören interessanterweise auch die Gabe des Verstandes und der Wissenschaft (Erkenntnis) sowie der Stärke und Weisheit.
BILD: Durch den Hammersegen flachgelegte Teilnehmer eines Charismatiker-Seminars auf den Philippinen
Soll man wirklich davon ausgehen, beim quasi-ohnmächtigem Umkippen seien Verstand, Weisheit, Stärke und Wissenschaft wirksam?
Es ist in zweitausend Jahren in keinem einzigen Fall bezeugt worden, daß bei einem Sakrament, das speziell den Heiligen Geist bzw. seine Gaben vermittelt (Taufe, Firmung, Priesterweihe) jemals ein Mensch „im Geist geruht“ hat.
Nun wissen wir aber im Glauben, daß bei der sakramentalen Begegnung mit Gott tatsächlich auch seine wirksame Gnaden verliehen werden. Freilich kommt es hierbei keineswegs zu charismatischen Manifestationen wie dem Toronto-Segen, „Heiligem Lachen“, „Heiligem Weinen“, Zungenreden, „Prophetengabe“ usw.
Unser Glaube beruht nicht in erster Linie auf dem Gefühl, schon gar nicht auf ekstatischen, außer Kontrolle geratenen Emotionen oder Trance-Erfahrungen ähnlich wie bei Zen oder Yoga, also gerade jenen fernöstlichen Praktiken, welche doch von Charismatikerseite so eifrig bekämpft werden (dabei sind die strukturellen und mentalen Ähnlichkeiten unübersehbar).
Auch und gerade der Heilige Geist ist ein Gott der Ordnung, Besonnenheit und Nüchternheit, der Apostel Paulus die damaligen Gemeinden in seinen Briefen häufig ermahnt.
Prof. Peter Beyerhaus über Begriff und Wesen der religiösen Schwarmgeisterei
Veröffentlicht: 29. Dezember 2015 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung | Tags: Bibel, Charismatische Erneuerung, Evangelikal, evangelisch, Geister-Unterscheidung, Geistesgaben, Glauben, Missionswissenschaftler, Nüchternheit, Pfingstbewegung, Prof. Dr. Peter Beyerhaus, Satan, SChauen, Schwarmgeist, Theologe 11 KommentareDer bekannte evangelische Theologe Prof. Dr. Peter Beyerhaus (siehe Foto) befaßt sich seit Jahrzehnten mit der sog. Pfingstbewegung bzw. „Charismatischen Erneuerung“, die sich zunächst in protestantischen Konfessionen ausbreitete, aber seit Mitte der 60er Jahre auch in die katholische Kirche einsickerte. Kritiker bezeichnen diese enthusiastische Bewegung als „schwarmgeistig“.
Der theologische konservative, evangelikale Missionswissenschaftler erläutert in dem folgenden Auszug aus seinem Grundsatzartikel über Geister-Unterscheidung den Begriff und das Wesen des Schwarmgeistes:
Wir müssen lebenslang mit Versuchungen rechnen

Der Schwärmer lebt mehr im „Schauen“ als im Glauben

Sehnsucht nach Vollendung der Schöpfung

Schwarmgeisterei gefährdet auch andere Gläubige
„Laßt uns wachsam und nüchtern sein“
Veröffentlicht: 3. September 2013 Abgelegt unter: BIBEL bzw. liturgische Lesungen | Tags: Apostel Paulus, Jüngster Tag, Jesus, Nüchternheit, Söhne des Lichts, Thessalonicher, Wachsamkeit Hinterlasse einen KommentarHeutige liturgische Lesung der kath. Kirche: 1 Thess 5,1-6.9-11:
Über Zeit und Stunde, Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des HERRN kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen.
Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wachsam und nüchtern sein.
Denn Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, dass wir durch Jesus Christus, unseren HERRN, das Heil erlangen. ER ist für uns gestorben, damit wir vereint mit ihm leben, ob wir nun wachen oder schlafen. Darum tröstet und ermahnt einander und einer richte den andern auf, wie ihr es schon tut.
Charismatische „Heilungsfeiern“ in biblisch-kirchlicher Sicht
Veröffentlicht: 8. Juni 2011 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung | Tags: Bibel, Charismatik, Heilung, Kirche, Krankensalbung, Krankensegen, Krankheit, Nüchternheit Hinterlasse einen KommentarIm Mittelpunkt des Glaubens steht das Heil, nicht die Heilung
Ist es nicht erstaunlich, daß charismatische Heilungsgottesdienste ausgerechnet in unserer Zeit soviel Zulauf erfahren? – Früher waren die Menschen weitaus weniger gegen Krankheiten geschützt. Die moderne Medizin hilft in vielfacher Weise, weshalb die Lebenserwartung der Menschen erheblich gestiegen ist.
Es bestände also Anlaß, dankbar zu sein, daß wir in der heutigen Zeit sehr viel mehr Hilfe und Beistand durch die ärztliche Wissenschaft erfahren können, als dies früheren Generationen möglich war.
Dennoch ist das Interesse an sogenannten „Heilungsgottesdiensten“ oder entsprechenden charismatischen „Segensfeiern“ ungebrochen.
Es stellt sich hier auch die grundsätzliche Frage:
Warum erfolgen diese vermeintlichen Heilungen (die ohnehin nicht seriös nachgeprüft werden) in schwarmgeistigen Versammlungen und nicht infolge des Sakraments der Krankensalbung?
Heißt es doch in der Hl. Schrift ganz klar, was im Falle einer ernsthaften Krankheit unter Christen geschehen soll:
„Ist einer krank unter Euch, dann rufe er die Priester zu sich, damit sie über ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“ (Jak 5,14 f)
Neben dem Sakrament der Krankensalbung kennt das katholische Rituale zudem das Sakramentale des kirchlichen Krankensegens.
Dies sind die kirchlich vorgesehenen Wege, um Kranken seelsorglich beizustehen.
Dabei steht vor allem die innere Stärkung und Aufrichtung des Gläubigen, also das Heil der Seele im Zentrum, weniger die Heilung des Körpers, obwohl auch hierfür gebetet wird. Dies war immer so – und sollte auch so bleiben: Das Heil der Seele steht im Mittelpunkt, weniger die Heilung von Krankheiten.
Krankheiten und Nöte – seien sie leiblich oder seelisch – können durchaus ein Weg der Prüfung und Bewährung sein, den Gott nicht nur zuläßt, sondern (uns) zuführt, um uns innerlich zu stärken und zu läutern. Außerdem finden wir das Paradies nicht auf Erden – das endgültige „Alleluja“ wird erst im Himmel gesungen!
Auch die bei Charismatikern übliche Fixierung auf eine sog. „Innere Heilung“ erscheint sehr fragwürdig:
Eine wirkliche „Innere Heilung“ erfolgt durch eine alltagsbewährte Beachtung der Zehn Geboten, durch eine glaubensstarke Hinwendung zu Gott, durch Beichte, Umkehr, gute Werke, Abkehr von der Sünde – und nicht etwa durch ekstatische Gebetsformen, emotionsgeladene „Andachten“, Gemeinschaftsübungen (mit zuweilen gruppendynamischen Wirkungen) oder gar trance-artiges Rückwärtskippen.
Aber was vielfach zieht, sind leider gefühlsorientierte Erlebniswelten: „Zeichen und Wunder“, „Erfahrungen“, „Erlebnisse“, „Außergewöhnliches“, besondere „Charismen“, „Geistausgießung“ etc.
Wir beobachten eine verhängnisvolle Steigerung schwarmgeistiger Vorgänge, wie man sie aus der protestantischen Pfingstbewegung seit 100 Jahren kennt. Nüchterne evangelikale Christen haben sich damals in der bekannte „Berliner Erklärung“ von 1909 entschieden von der aufkommenden Pfingstbewegung distanziert und irrgeistige Phänomene entlarvt als das, was sie sind: als „von unten“ inspiriert.
Christsein: das heißt nüchtern sein!
Nicht etwa euphorisches, allzu menschliches Wunschdenken ist unsere Leitschnur, sondern allein der Wille Gottes und das Ausharren auch in Schwierigkeiten und Leiden bis zuletzt. Deshalb beten wir im Vaterunser: „Dein Wille geschehe!“
Gott nimmt nicht immer die Last von unseren Schultern hinweg, aber er stärkt sie. ER hilft uns durchaus nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft uns hindurch.
Christsein bedeutet auch die Bereitschaft zum Kreuztragen, zum starkmütigen Durchhalten, zur Geduld im Ausharren, denn wir haben ein ewiges Ziel vor Augen und wollen Christus nachfolgen in Kreuz und Auferstehung.
Der hl. Paulus schreibt seinem Mitarbeiter Timotheus eine Art Wegweisung:
„Du aber bleibe in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verkündige das Evangelium, erfülle treu Deinen Dienst!“ (2 Tim. 4,5)
Interessant, daß der Völkerapostel Nüchternheit und Leidensbereitschaft sogar an die e r s t e Stelle setzt, noch v o r der Evangeliumsverkündigung!
Die biblische Begründung für dieses Wachsam- und Nüchternsein ist aufschlußreich. Auch Petrus, der erste Papst, schreibt hierzu:
„Seid nüchtern und wachsam, denn der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wenn er verschlingen könnte…Widersteht ihm fest im Glauben!“ (1 Petr.5,8)
Durch geistige Nüchternheit schützen wir uns vor der List der Finsternismächte. Nehmen wir diese Mahnungen ernst oder schlagen wir sie in den Wind?
Prüfen wir also die Geister, ob sie aus GOTT sind!
Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Verlags und des Christoferuswerks
Mailkontakt: felizitas.kueble@web.de