Frankreich: Taizé-Orden mit neuen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert
Veröffentlicht: 20. Oktober 2019 Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Alois Löser, ökumenisch, Brüder, Burgund, Frankreich, Gemeinschaft, Gesänge, Jugendtreffen, Mönche, Missbrauch, Orden, Pilger, Prior, Taize, Wallfahrten Ein KommentarBei der Taizé-Gemeinschaft im französischen Burgund handelt es sich um einen evangelisch-ökumenischen Orden, dem auch einige katholische und orthodoxe Brüder angehören.
Seit Jahrzehnten pilgern Jugendgruppen – auch aus katholischen Pfarreien – nach Taizé, um dort einige Tage oder auch Wochen lang mit den rund 70 Mönchen zu beten, zu meditieren und zu singen. Zuletzt waren es jährlich 70.000 Teilnehmer. Vor allem die stimmungsvollen Gesänge sind unter jungen Leuten seit langem sehr beliebt.
Anfang Juni hatte Taizé über Hinweise informiert, dass drei Mönche vor Jahrzehnten Jugendliche sexuell missbraucht hätten. Es gehe um jeweils ein oder zwei Fälle sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige aus den 1950er bis 80er Jahren.
Zwei der beschuldigten Männer sind seit mindestens 15 Jahren tot, der dritte lebt weiter in Taizé, ist aber nicht mehr an der Organisation der Taizé-Jugendtreffen beteiligt.
Gemälde: Evita Gründler
Paderborn: Priester kritisieren Äußerungen zu „Maria 2.0“ von Erzbischof Becker
Veröffentlicht: 12. Oktober 2019 Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Amtsfrage, Erzbischof Becker, Frauenpriestertum, Glaube, Kirche, Maria 2.0, Orden, Paderborner Priesterkreis, Schmusekurs, Sexualmoral, sexueller Missbrauch, Tradition, Zölibat, zeitgeist 10 KommentareStellungnahme aus dem Paderborner Priesterkreis „Communio veritates“:
In den letzten Tagen habe ich mich manchmal gefragt, ob es sich für Priester, die in der Glaubenstradition der Katholischen Kirche stehen und darin leben und sterben wollen, noch lohnt, für die Kirche und in der Kirche von Paderborn zu arbeiten.
Warum? Weil sie von der Diözesanleitung, einschließlich Erzbischof Becker, keinerlei Rückendeckung mehr bekommen, im Gegenteil: Erzbischof Becker fällt ihnen sogar noch in den Rücken, indem er einen Schmusekurs mit den Damen von „Maria 2.0“ beginnt, um auszuloten, „was wir tun können“.
Schließlich gehe es, so wird der Erzbischof im Internet bei „katholisch.de“ zitiert, um „echte Anliegen“ eines „wichtigen Teiles der Kirche“.
Wir Priester in unserer Sorge um den Glauben der Kirche haben ja keine echten Anliegen und sind auch kein wichtiger Teil der Kirche. „Maria 2.0“ ist wichtiger.
Wie will EB Becker das eigentlich machen: „ausloten, was wir tun können“ … „in einem echten Miteinander zu überlegen, welche gemeinsamen Ziele wir realistischerweise vor Ort erreichen und umsetzen können“ – mit einer durch und durch häretischen Bewegung?
„Maria 2.0“ fordert radikal die Öffnung des Ordo in allen drei Stufen für Frauen. Nach Ordinatio sacerdotalis ist das, wie jeder, der ehrlich ist, weiß, nicht möglich. Warum sagt das EB Becker nicht klar und deutlich, sondern verweist lediglich auf eine weltkirchliche Entscheidung? Aber da ist nichts mehr zu entscheiden. Die Entscheidung ist gefallen.
Seltsam klingt es für mich, wenn „Maria 2.0“ die Abschaffung des Zölibates fordert. Die Damen brauchen ihn doch gar nicht zu halten. Es ist doch komisch: Es ärgern sich die am meisten über diese Lebensform, die gar nichts damit zu tun haben.
Sieht man im Zölibat die Ursache für den sexuellen Missbrauch? Dann müsste man konsequenterweise auch die Orden abschaffen (jedenfalls alle männlichen), denn zu den Ordenregeln gehört unverzichtbar – neben Armut und Gehorsam – lebenslange Keuschheit, also der Zölibat, und es waren auch Ordensangehörige, die sich teilweise schwerster Verfehlungen schuldig gemacht haben.
Wie will man „ausloten, was wir tun können“, wenn es um die Sexualmoral der Kirche geht? – Mit einer Art Salamitaktik: Hier schneiden wir mal ein Stück (versuchsweise) ab, dort können wir noch ein Scheibchen abschneiden, da auch noch eins …?
Was heißt es, wenn EB Becker betont, die „lebendige Weitergabe des Glaubens und eine menschenfreundliche Kirche“ seien wichtige gemeinsame Ziele? „Weitergabe“ setzt voraus, dass ich etwas zum Weitergeben habe. Weitergabe setzt Tradition voraus.
Die Damen von „Maria 2.0“ aber wollen eine radikal neue Kirche. Eine Kirche, die – losgelöst von ihren Traditionen, auch den verbindlichsten und ältesten – sich dem Zeitgeist und dem Geschmack der Menschen anpasst und letztlich nicht mehr den Anspruch erheben kann, katholisch-apostolisch zu sein.
Sogar die hl. Messe haben sie für ihre Ziele missbraucht. Und durch die Trennung von der Gemeinde-Eucharistie bei ihrer Aktion haben sich die Damen – buchstäblich – selbst „exkommuniziert“.
Und was ist „eine menschenfreundliche Kirche“? Was versteht EB Becker darunter? Was meint „Maria 2.0“ damit? Haben sie wirklich darin ein gemeinsames Ziel?
Das Ziel von „Maria 2.0“ ist nicht nur eine „menschenfreundliche“, sondern vor allem eine „menschengefällige“ Kirche. Denkt EB Becker auch so? Dann liegt er grundfalsch.
Denn das erste Ziel der Kirche ist es, Gott zu gefallen, nicht den Menschen. Das ist die große Sünde der Kirche der letzten Jahrzehnte: „menschenfreundlich-menschengefällig“ sein zu wollen, das heißt die Wahrheit abzuschleifen zum Gefallen der Menschen, den Menschen mehr zu gefallen als Gott.
Die Katholische Kirche, die mit ihrer Tradition und ihren Werten der ganzen Welt ihren Stempel aufgedrückt hat, buhlt um den Beifall der Welt, statt der Welt gegenüberzutreten wie die großen Propheten Israels, auf deren Schultern sie steht.
Wenn ein Elija wiederkäme, ein Jesaja, ein Jeremia – was würden sie wohl sagen zu der Kirche von heute? Und was würde Jesus sagen? Bei Lukas 6,26 steht es: „Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.“
Zum Schluss noch etwas sehr Bedrückendes:
Da EB Becker sich zum Schmusekurs gegenüber „Maria 2.0“ entschlossen hat, steht in Zukunft jeder Priester der Erzdiözese Paderborn, der in der Glaubenstradition der Kirche bleiben will und deshalb „Maria 2.0“ ablehnt, im Gegensatz zu seinem Bischof, und wer gar noch in Predigt und persönlichem Zeugnis gegen „Maria 2.0“ kämpft, kämpft gegen seinen Bischof. Traurig, aber wahr!
Dennoch – es lohnt sich, weiter für die Kirche und in der Kirche zu arbeiten; denn EB Becker ist nicht identisch mit der Kirche von Paderborn. Und kämpfen müssen wir vor allem mit dem Gebet, denn wir sehen uns einer Macht gegenüber, gegen die wir allein nicht ankommen.
Homosexualität, Mißbrauch und Päderastie: Sollen aus Tätern jetzt Opfer gemacht werden?
Veröffentlicht: 26. September 2018 Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: "Katholisch.de", Betroffene, DBK, Homosexualität, John-Jay-Report, Kleriker, männliche Opfer, Meßdienerinnern, Ministranten, Orden, Päderastie, Pädosex, Pensylvannia-Bericht, Priester, Priesterausbildung, Strafakten, Studie, Weltpriester 4 KommentareVon Felizitas Küble



Gelsenkirchen: Oper über Märtyrer-Nonnen in der Französischen Revolution
Veröffentlicht: 1. März 2018 Abgelegt unter: VORBILDER und HEILIGE | Tags: Angst, Bühnenstück, Französische Revolution, Gelsenkirchen, Georges Bernanos, Glaube, Hinrichtung, Karmelitinnen, Märtyrer, Nonnen, Oper, Orden, Ordensfrauen, Schafott, Zeugnis 2 KommentareNach dem Bühnenstück von Georges Bernanos (uraufgeführt 1958)

4. März (18 Uhr); 9. März (19:30 Uhr); 23. März (19:30 Uhr); 29. April (18 Uhr)
Der Rosenkranz ist nicht per Erscheinung, sondern durch Ordensleute entstanden
Veröffentlicht: 31. Oktober 2017 Abgelegt unter: Maria in Dogma und Kirche | Tags: Adolf von Essen, Ave Maria, Brevier, Dominikus, Entstehung, Erscheinung, Frömmigkeit, Gebetsschnur, Heilsgeheimnisse, Jesuitenpater Klinkhammer, Kartäuser, Legende, Maria, Mönche, Orden, Petrusbruderschaft, Rosenkranzgebet, Ursprung 23 KommentareVon Felizitas Küble
Viele Katholiken kennen jene frommen Gemälde, die den hl. Dominikus zeigen, wie er durch eine Marienerscheinung den Rosenkranz erhält.
Auch das „Informationsblatt“ der traditionsorientierten Petrusbruderschaft zeigt diesen angeblichen Ursprung des Gebets auf der Titelseite seiner Oktober-Ausgabe 2017 (siehe Foto).
Das würde im Falle einer bloßen Illustration keine Rolle spielen. Doch im Haupt-Artikel unter dem Titel „An dieser Kette scheiden sich die Geister“ befaßt sich Pater Dieter Biffart anläßlich des Fatima-Jubiläums mit der „Würde und Wirkungsgeschichte des Rosenkranzgebetes“ und preist dabei den „himmlischen Ursprung“ dieses Gebets.
Daran brauchen sich allerdings die Geister nicht scheiden, denn die Fabel von jener Marienerscheinung ist längst widerlegt – sie ist genau genommen nicht einmal eine Legende (bei der immerhin ein historischer Kern stimmen müßte).
Der Geistliche erinnert sodann daran: „Als beispielsweise der heilige Papst Pius V. im Jahr 1571 das christliche Abendland durch die türkische Flotte bedroht sah, forderte er das gläubige Volk zum Rosenkranz und die christlichen Herrscher zum Widerstand auf. Mit Hilfe der Beter konnte das christliche Bündnis am 7. Oktober gegen die feindliche Übermacht der Osmanen den Sieg bei Lepanto erringen“.
Man beachte hier die Jahresangabe, nämlich 1571. Der heilige Dominikus, dem der Rosenkranz angeblich visionär geoffenbart wurde, lebte aber nicht in der beginnenden Neuzeit, sondern im Hochmittelalter (1170 – 1221).
Die ersten Zeugnisse für gewisse Vorformen des klassischen Rosenkranzes stammen aus dem 15. Jahrhundert. (Gebetsschnüre für Vater-Unser und Ave-Marias gab es schon früher). Da es in den vorigen Jahrhunderten kein einziges Dokument für den Rosenkranz gibt, kann er nicht vom hl. Dominikus stammen – so einfach ist das.
Katholischerseits ist das amtlich längst bekannt und geklärt, unter Kirchenhistorikern und Mariologen sowieso. Im Brevier – dem Pflichtgebet der katholischen Priester – findet sich daher am Rosenkranzfest der frühere Hinweis auf jene Marienvision des Ordensgründers nicht mehr.
In Wirklichkeit ist dieses biblisch geprägte Gebet mit der Perlenkette, das sich in die Heilsgeheimnisse Christi vertieft, auf dem ganz normalen Wege der Frömmigkeit entstanden – und das ist letztlich auch eindrucksvoller, zeigt dies doch, wie sich Katholiken jener Zeit in ihren Gebeten auf die zentralen Glaubenswahrheiten konzentrieren wollten – und dies an der Hand Mariens und mit ihrer Fürsprache geschehen sollte.
Zunächst wurde an einer geknoteten Schnur das Vaterunser gebetet, später wurden die Gebetsreihen durch das Ave Maria (Gegrüßet seist Du, Maria) ergänzt, also durch den biblisch bezeugten Gruß des Engels Gabriel an die selige Jungfrau.
Der Trierer Kartäusermönch Adolf von Essen führte Anfang des 15. Jahrhunderts eine Vorform des Rosenkranzes unter dem Namen „Rosarium“ ein. Dabei wurde 50 x ein Ave Maria gesprochen und über das Leben Jesu meditiert. Er betete den Rosenkranz halb-öffentlich mit der jungen Herzogin Margareta von Bayern zusammen mit anderen Adeligen und dem Hofgesinde.
Sein Mitbruder Dominikus von Preußen ergänzte das Gebet dann weiter. Die Erscheinungsgeschichte entstand in jener Zeit, weil man damals den Ordensgründer Dominikus mit jenem gleichnamigen Kartäuserbruder verwechselte.
Im Jahre 1508 wurde dem Ave Maria schließlich der zweite Teil „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder…“ angefügt.
Später wurde es durch Dominikaner strukturiert und im Kirchenvolk verbreitet. Papst Pius V. legte 1569 im wesentlichen die Gebetsweise fest, wie wir sie heute kennen.
Der bekannte Jesuitenpater Karl J. Klinkhammer hat schon in vorkonziliarer Zeit korrekt über die Entstehung des Rosenkranzes berichtet und zuvor gründliche Quellenforschung betrieben. Später veröffentlichte er das Buch „Adolf von Essen und seine Werke“ (1972), aus welchem der Ursprung des Rosenkranzes durch jenen spätmittelalterlichen Kartäusermönch im Detail hervorgeht.
Ergänzender Artikel dazu siehe hier: https://charismatismus.wordpress.com/2017/10/31/zur-entwicklung-des-rosenkranzgebetes/
Aktuelle Spekulationen über eine „Papst-Prophetie“ des hl. Franziskus von Assisi
Veröffentlicht: 7. Oktober 2016 Abgelegt unter: Kennzeichen der FALSCHMYSTIK, PAPST / VATIKAN aktuell | Tags: "DrMartinBachmaier", Botschaften, Franz von Assisi, Franziskaner, Gehorsam, Gloria-TV, Kirche, Maria, Orden, Papst, Prophetie, Spaltungen, Weissagungen 43 KommentareVon Felizitas Küble
„DrMartinBachmaier“ hat eine alte Prophetie, welche Franz von Assisi zugeschrieben wird, ausgegraben und auf dem Portal Gloria-TV verdeutscht. Mit Hilfe dieser angeblichen Weissagung wird die Gültigkeit der Franz-Papstwahl infrage gestellt.
Unabhängig von dieser Spezialfrage enthält die Prophezeiung sowieso einige Irrtümer, so daß man sie wohl kaum als Himmelsbotschaft ernst nehmen kann.
Hier zunächst die wesentlichen Passagen (Linien zur Hervorhebung von uns):
„Die Macht der Dämonen wird mehr als gewöhnlich losgelassen werden, die unbefleckte Reinheit unseres und der übrigen Orden wird so sehr entstellt werden, dass nur ganz wenige unter den Christen dem wahren Papst und der römischen Kirche mit aufrichtigem Herzen und vollkommener Liebe gehorchen werden:
Jemand, der nicht kanonisch gewählt, (aber) auf dem Höhepunkt jener Drangsal zum Papsttum erhoben worden sein wird, wird sich bemühen, mit Scharfsinn vielen den Tod seines Irrtums einzuflößen.
Dann werden sich die Ärgernisse vervielfachen, unser Orden wird gespalten werden, viele der übrigen (Orden) werden völlig zerbrechen, weil sie dem Irrtum nicht widersprechen, sondern zustimmen werden.“
Hierzu stellen wir fest:
- Es gab noch nie ein Geschöpf (außer Maria), folglich erst recht noch nie einen Orden, welcher von „unbefleckter Reinheit“ war oder ist, weder die Franziskaner noch andere Ordensgemeinschaften. Somit ist schon der erste Satz unsinnig.
- Dasselbe gilt bezüglich eines Gehorsams mit „vollkommener Liebe“, zumal ein uneingeschränkter, gleichsam absoluter Gehorsam ohnehin allein GOTT gegenüber angebracht ist, nicht jedoch gegenüber der Person des Papstes oder sonstiger kirchlicher Würdenträger.
- Man kann ohne weiteres der Ansicht sein, daß der gegenwärtige Pontifex neben richtigen auch irrtümliche Aussagen tätigt – aber tut er dies wirklich „mit Scharfsinn“? (Zudem ist der Satz vom „Tod seines Irrtums“ unlogisch, doch dies mag an der Übersetzung liegen.)
- Der Franziskanerorden spaltete sich bereits zu Lebzeiten von Franziskus – und danach noch weitere unzählige Male, wobei auch sektiererische Ableger entstanden, welche von der Kirche nicht erlaubt wurden (zB. radikale Strömungen der endzeitschwärmerischen „Spiritualen“). – Überdies wird nicht erwähnt, worin denn der „Irrtum“ besteht, dem die vielen Orden zustimmen werden.
Wie man sieht, sind nicht nur neuere „Botschaften“ reihenweise mit Fragezeichen zu versehen, sondern auch angeblich alte Prophetien…..
Quelle für die Zitate: https://www.gloria.tv/article/XouvK3Jfo91z1mUunAiLJA64p
Fotos: Radio Vatikan
Augsburg: Eindrücke, Beobachtungen und Erlebnisse auf der MEHR-Konferenz
Veröffentlicht: 13. Januar 2014 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung, Gebetshaus Augsburg (J. Hartl) | Tags: Arne Elsen, Augsburg, Charismatismus, Dr. Johannes Hartl, Event, Gabriele Kuby, Gebetshaus Augsburg, Hanna Jüngling, Lobpreis, Mehr-Konferenz, Orden, Psalmen 24 KommentareVon Hanna Jüngling
Ein führerzentriertes charismatisches Event vom 3. bis 6.1.2014
Um das Fest der Epiphanie herum bin ich in die MEHR-Konferenz in Augsburg hineingeraten. Es war mein erstes ausführliches Erlebnis mit dem Charismatismus.
Das Event fand wegen der ca. 4000 Teilnehmer in der Schwabenhalle auf dem Augsburger Messegelände statt und dauerte drei Tage lang.
Initiator ist die Führerfigur Johannes Hartl, ein katholischer Laientheologe. Ein junger Mann, 1979 geboren, also 35 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
Er war ständig auf der Bühne und redete, wenn nicht gerade endloser „Lobpreis“ in meist ohrenbetäubender Lautstärke und aggressiver Rhythmik stattfand.
BILD: Poster der Konferenz (Foto: PR / Gebetshaus Augsburg)
Nur zweimal gab er einem anderen Referenten Raum. Das war einmal der charismatisch-protestantische Arzt und Heiler Arne Elsen, der langatmig und entertainig seinen mittlerfreien Draht zu Gott und seine großen Taten im Namen Gottes pries, kleine Zungerede-Einlagen zum Besten gab, die ihn interessant machten, unverständlich waren und vom Thema abführten. Aber er konnte sehr witzig erzählen, das muss man ihm lassen. Es war eine coole Frömmigkeits-Erfolgs-Show.
Das andere Mal war es Gabriele Kuby, die mit ihrer Nüchternheit und Komprimiertheit so gar nicht in den Stil dieses Events passen wollte und einen fundierten Vortrag über die globale sexuelle Revolution hielt, der Teile ihres letzten gleichnamigen Buches referierte.(…) Das war denn auch die einzige Stunde in drei Tagen, in der für kurze Zeit ein klarer Geist einkehrte. Gabriele Kuby war übrigens auch die einzige Person, die während der Konferenz auf der Bühne den Namen „Maria“ aussprach.
Die Führergestalt J. Hartl
Von seinen Anhängern wird er gefeiert wie ein Prophet. Vor den Ohren einer ganzen Messehalle hat er sich im übrigen auch selbst so bezeichnet. Ein kleiner Mann, in hautenge Hosen und ein viel zu knappes Jackett gezwängt, wirkt er eher wie einer dieser ganz besonders coolen und aufreizend gekleideten „Youngsters“ und keineswegs wie einer, der für Keuschheit vor der Ehe und andere konservative Haltungen plädiert. ..
Es wundert nicht, dass es hauptsächlich unerfahrene und junge Menschen sind, die sich hier versammeln. Vielfach entwurzelt, verwildert und orientierungslos werden sie ihn einfach nur als einen der Ihren empfinden, der ihre umfassende Verwilderung mit ihnen gemeinsam und dabei dennoch den Anschein der Orientierung hat und die Illusion einer rechtgläubigen Lichtgestalt erweckt. Und dazu gibt es mittelmäßige, reißerische Musik – was will man mehr…
Ein Gebetshaus für Lobpreis
Hartl hat 2006 mit seiner Frau das „Gebetshaus“ Augsburg gegründet. Die Idee, die dem zugrunde liegt, klingt für einen glaubenstreuen Katholiken zunächst vertraut: Das Haus soll ein Ort sein, an dem ewige Anbetung stattfindet. „24-7“ nennt Hartl das. Jeden Tag total. Das ist nichts Neues.
Nichts anderes haben traditionell die Orden gemacht. Trotz der Kirchenkrise findet auch heute noch in vielen Kirchen regelmäßig eucharistische Anbetung statt. Beten auch heute noch Ordensleute in großer Treue „immerwährend“.
Dennoch schieben sich sofort Fragen ein: Was machen die da eigentlich genau? Wieso ein extra Gebetshaus, das von einem geistlich nicht weiter gebundenen Laien geführt wird, der aber aus der charismatischen Bewegung stammt, wenn es doch immer noch wie seit 2000 Jahren die gute alte katholische Kirche gibt, die wir im Credo bekennen?
Wieso eine extra Anbetung in „neuen Formen“, wenn ewige Anbetung und das geordnete und tiefe Stundengebet, das sich am Psalmgebet Israels orientiert, als „Lebensaufgabe“ doch traditionell das Charisma der Ordensfrauen und -männer ist?
Quelle und FORTSETZUNG des Artikels hier: http://zeitschnur.blogspot.de/2014/01/die-mehr-konferenz-in-augsburg-und-die.html
Ergänzender Bericht hier: https://charismatismus.wordpress.com/category/visionen-und-charismatik-kritik/elsen-arne-gebetsheiler/
Zeitschnur Verlag & Werkstatt Hanna Jüngling Musikerin & Schriftstellerin www.zeitschnur.de