Wie finden Jugendliche aus dem hemmenden „Zauberkreis des Ego“ heraus?
Veröffentlicht: 2. November 2020 Abgelegt unter: THEMEN der Zeit | Tags: Aggressivität, Depression, Erziehung Christa Meves, Jugendliche, Lebensfreude, Lustlosigkeit, Pädagogik, Therapie, Vernachlässigung, zeitgeist Ein KommentarVon Christa Meves

Gegen Ende der 60er Jahre hatte ich in meiner psychotherapeutischen Praxis eine bedrängende Feststellung gemacht: Immer häufiger wurden mir Jugendliche zugewiesen, die man in der Fachsprache damals als „wohlstandsverwahrlost“ bezeichnete.
Das Verhalten dieser Jugendlichen war durch ihre Lustlosigkeit, durch ihr merkwürdiges Unvermögen, sich aus der Tiefe der Seele heraus freuen zu können, gekennzeichnet. Stattdessen stumpfe Gleichgültigkeit, versteckt drängende Habgier, aschgraues Sich-elend-Fühlen.
Diese Haltung war umso bedenkenswerter, als selten einmal eine äußere Notsituation vorhanden war. Sie war allenfalls durch ein solches Verhalten sekundär entstanden. Die Unfähigkeit, sich zu freuen, war aber längst vorhanden gewesen, bevor die Not zu einer äußeren Lebensschwierigkeit wurde.
Interessanterweise ist das Unvermögen zur Freude bei dieser Störung grundsätzlich gekoppelt an eine merkwürdige Einengung der Wunschwelt. Schulterzuckend sind dann die Antworten, wenn man solchen Jugendlichen die „Wunschprobe“ als Test stellt. Mit hängendem Kopf wird gemurmelt: „Viel Knete“, „immer was zu trinken haben“, „Ecstasy frei Haus“ oder noch ein wenig aufmüpfig: „Meine Ruhe will ich haben.“ „Anständig was zu essen – Döner und so.“

Es wird deutlich: Die freudlose Gestimmtheit dieser Jugendlichen kreist um sich selbst. Im Zentrum steht die Suche nach forderungsloser Passivität, die das Glück aber auch nicht zu erbringen vermag. Das haben sie durch Im-Bett-Bleiben bereits ausprobiert. Wie eine Fliege im Netz sitzen solche seelisch Kranke im Netz einer unsichtbaren Spinne.
Aber bereits vor 50 Jahren konnte ich bei diesen Jugendlichen eine große Ähnlichkeit in ihren Vorgeschichten registrieren. Solche Pubertierenden haben in der Mehrzahl Eltern, die durch die gesamte Kindheit ihres Sprösslings hindurch keine Zeit für ihn hatten. Die Eltern waren meistens beide ganztags erwerbstätig oder anderweitig beschäftigt und vernachlässigten dadurch ihr Kind.
Damals bereits begann mich das zu alarmieren. Man konnte wohl voraussagen, dass dieser Trend – vom Zeitgeist unterstützt – immer höhere Zahlen solcher geschwächten Jugendlichen und im folgenden Jahrhundert einen Mangel an arbeitsfähigen jungen Menschen hervorbringen würde.
Diese Befürchtung hat sich heute für unsere Republik in der Tat in erschreckenden Zahlen bewahrheitet. Und zwar nicht nur in dieser Pathologie einer depressiven Lustlosigkeit allein, sondern unter den Vitalen auch mit einem erheblichen Potenzial an sprungbereiter, unterschwelliger Aggressivität; denn wie ein Rucksack mit Sprengstoff hat diese sich jetzt in ihrer Seele durch die vielen Misserfolge und durch die empörten elterlichen Reaktionen angehäuft.

Damals gab ich Befürchtungen über die Zunahme dieser Negativentwicklung in Büchern und Vorträgen Ausdruck, musste dabei aber feststellen, dass die Bevölkerung sich zwar außerordentlich aufnahmewillig zeigte, dass aber die Regierung insgesamt wirtschaftlichem Glanz mehr Vorrang gab als der seelischen Gesundheit ihrer Bevölkerung.
So wurden flächendeckend Kitas eingerichtet, obgleich es besonders falsch ist, das Kind in seinen ersten drei Lebensjahren nicht in der direkten Nähe der Mütter zu belassen; denn in dieser Phase stanzt sich die maßgebliche Lebenskraft in die Seele des Kindes geradezu ein oder diese bleibt z. B. durch Kita-Schicksal ab dem ersten und zweiten Lebensjahr unzureichend entwickelt!

Heute müssen wir schon in den Großstädten mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen rechnen; denn nicht selten haben die Jugendlichen sich aus den Familien losgemacht oder sie sind von den Angehörigen vor die Tür gesetzt worden und haben sich einer Gang oder ähnlich aufrührerischen Gruppen angeschlossen.
Aber lassen sich denn nicht wenigstens die passiven Jugendlichen dieser Kategorie per Therapie zu einer konstruktiven Lebensfreude befreien? Und wie könnte das zugehen?
Therapeuten machen die Erfahrung, dass sich solche Fehlhaltungen erst zu ändern beginnen, wenn die Jugendlichen, die in dieser Weise entgleist sind, sich langfristig – in ständiger Begleitung gekonnter, liebevoller Fachhilfe – selbst auf den richtigen Weg begeben.
Alle noch so gut gemeinten opfervollen Zuwendungen nützen nichts, helfen den Kranken nicht aus ihrer unglücklich düster versteckten Anspruchshaltung heraus, wenn sie nicht in einem mühsamen Prozess des Einübens in sinnvolle Aktivitäten die Belebung neuer Hoffnung erfahren. Interessanterweise zeigt unsere Praxisarbeit, dass der Weg in die Lebensfreude bei solchen Kranken erst dann geschafft ist, wenn der Genesende empfindet, dass er zu etwas taugt, dass er etwas immerhin kann…

Wohlgemerkt: Es genügt keineswegs, dass einem solchen Jugendlichen eingeblasen wird, dass er auf alles Mögliche Rechte besitzt, dass es alle anderen ungerechterweise besser haben und es deshalb richtig wäre, es ihnen wegzunehmen… Dergleichen macht lediglich bürgerkriegstauglich.
Nein, es hilft allein, dass der junge Mensch bei sich selbst registriert, dass er zu etwas Konstruktivem zu gebrauchen ist. Sein Wertbewusstsein verwandelt sich erst dann in Lebensfreude, wenn er erfährt, dass sich in der Verwirklichung und Ausbildung seiner Gaben in der Ferne ein Ziel aufrichtet, auf das sich zugehen lässt. Erst dann lässt sich das Verharren in egozentrischem Versinken in Leere aufgeben und angesichts einer erfüllenden Aufgabe der hemmende Zauberkreis des Ego verlassen.
Am eindrucksvollsten erfuhr ich diese Gegebenheit in der Behandlung eines Jugendlichen, der als Einzelkind eines Ehepaares aufgewachsen war, das um den Erhalt seines Familienbetriebs über alle Maßen beschäftigt war. Alles Materielle stand dem Kind zur Verfügung, aber es verharrte in einer dumpfen Anspruchshaltung. Seine Arbeitsfähigkeit war gleich null, unentwegt Süßes essend und fernsehend saß er im Alter von 18 Jahren allein in einer Art „Leckerkuchenhaus“ und war trotz hoher Begabung so leistungsschwach, dass sein Schulabbruch im Gymnasium drohend bevorstand.

Durch das Nachholen einer echten Ich-Du-Beziehung in der psychotherapeutischen Behandlung begann er zunächst, mit nassem Ton zu spielen. Das machte ihm immerhin Spaß und so wuchsen daraus schließlich Figuren aller Art in gesteigerter Gekonntheit. Das Gespür für die Art seiner Begabung und schließlich der befreiende Ruck in die Erkenntnis, das Zeug zum Designer zu haben, brachten sogar bald weitere Erfolge künstlerischer Art ein – und das bedeutete für diesen Jungen die Befreiung zu einer Freude, die sein Lebensschiff endlich unter Dampf setzte.
In unserer allgemeinen Bildungs-, Schul- und Erziehungspolitik sind wir auf einem gefährlich falschen Weg; das lässt sich heute belegen. Hieb- und stichfest können wir das jetzt aussagen, denn wissenschaftlich ist es mittlerweile unter Einbeziehung der Hirn- und Hormonforschung bewiesen worden, dass ein solches trauriges Verhalten das Ergebnis unzureichender persönlicher Pflege und Ich-Du-Beziehung ist, besonders in den ersten Lebensjahren, aber weiterhin noch in der Schulzeit.
Allerdings: Befreiung aus solchen Brunnenschächten bedarf langer, langer Übungen und braucht den geduldigen Volleinsatz eines getreuen Therapeuten. Damals schrieb ich der FAZ ins Stammbuch: Aber wenn in dieser Weise einst eine traurig angewachsene Zahl junger Menschen so geschwächt sein wird: Woher dann all die Engel nehmen?!
Christa Meves ist Psychotherapeutin für Kinder/Jugendliche und Bestseller-Autorin; sie leitet den Verein „Verantwortung für die Familie“, bei dem sich online weitere Infos und Artikel finden: http://www.vfa-ev.de/newsl.htm
Gemälde: Evita Gründler
Warum Erziehung heute schwieriger ist
Veröffentlicht: 3. Dezember 2019 Abgelegt unter: EHE, FAMILIE und ELTERNRECHT | Tags: Christa Meves, Eltern, Erziehung, Familie, Fremdeinflüsse, Geborgenheit, Kleinkinder, Pädagogik, sexuelle Revolution, Trends, zeitgeist 17 KommentareVon Christa Meves
Wie lässt sich heute gegen all das viele Fragwürdige in unserem Umfeld ringsum noch standhalten und wie weiter erfolgreich erziehen?
Denn schließlich enthält unser Zeitgeist so viel Bedenkliches im Hinblick auf unsere Kinder, dass es doch schwerer möglich ist als früher, das Richtige vom Schädlichen zu unterscheiden.
Wenn Sie das für Panikmache halten, brauchen Sie sich bei Youtube lediglich z. B. einen Vortrag des Neurowissenschaftlers Manfred Spitzer herunterzuholen, um aus den umfänglichen wissenschaftlichen Studien – vor allem aus den USA – hieb- und stichfest zu erfahren, dass allein bereits das Smartphone und alles Digitale darüber hinaus keineswegs zufriedenstellend bildungsfähig machen, sondern vor allem die Lernfähigkeit des noch unreifen Kindergehirns lebenslänglich mindern.
Aber es reicht auch schon, ratlos zu werden, wenn man heute Gelegenheit bekommt, Einblick in Grundschulklassen oder in das Leben junger, moderner Familien mit ihren Kita- und Grundschulkindern zu nehmen.
Täglich schreiben mich verzweifelte Jung-Mütter an, die hilflos dem so häufigen Protestgeschrei ihrer Trotzkinder gegenüberstehen. Vergeblich kämpfen manche Eltern gegen die hartnäckige Lernunlust und die Unruhe ihrer kleinen Grundschulsöhne an.
Verzweifelt sucht ein ganzer Clan nach einem (der meist bereits ausgebuchten) Therapeuten, weil eine Erstklässlerin von einem – allen unerklärlichen – seelischen Schmerz erfasst ist. Zwar sind hierzulande – der Not entsprechend – Hilfsstationen aus dem Boden geschossen. Aber die sind meist auch schon ausgebucht oder unbezahlbar.
Wie erschreckend: Hier kommt jetzt offenbar eine Kindergeneration ins Blickfeld, der in einer epidemischen Zahl die Möglichkeit fehlt, unbeschwert angepasst heranzuwachsen.
Was geht hier vor sich, was ist geschehen?
Eine Zunahme der Verhaltensstörungen ließ sich bereits seit den 60er Jahren erkennen und ihre Zunahme voraussagen. Von dieser Zeit ab wurde den Belangen der Kinder in unserer Gesellschaft immer weniger jene zentrale Beachtung eingeräumt, die diesen Ressourcen für erfolgreiche Zukunft zugestanden werden muss.
Kurzfristig gewinnträchtige wirtschaftliche Akzente und damit auch die Erwerbstätigkeit der Frau bekamen von nun an Vorrang. Die Familie als Wert wurde häufig in den gesellschaftlichen Plänen gar nicht mehr gesehen und die gärtner-ähnliche Aufgabe, Kinder in ihren Wachstumsphasen aufmerksam zu begleiten, verschwand seufzerlos unter all den Möglichkeiten, sich das Leben lustvoll und sexy zu gestalten.
Deswegen ist das Aufziehen der Kinder heute schleichend zu einer übergriffigen Angelegenheit des Staates geworden:
Die Krippe – spätestens ab dem ersten Lebensjahr – ist zu einer Art ungeschriebenem Gesetz für junge Familien geworden. Aber das ist ein verheerender Fehler!
Sogar seriöse Wissenschaft sagt heute völlig abgesichert aus: Ganz besonders gerade um diese Zeit brauchen die Kleinen Mutters Gegenwart bei ihren ersten Schritten in die Welt. Trennung von ihr zu dieser Zeit stanzt sich sonst in ihren Kopf ein und taucht später in Krisen als ein übermächtiges Gefühl von Verlassensein immer wieder auf!
Auch den Kindergarten ab drei als eine eiserne Pflicht aufzufassen, ist nicht kindgerecht, wenn das Nachdenken über die Bekömmlichkeit für das einzelne Kind ausgelassen wird. Und in der Grundschule gehört oft reichlich drastischer Sexualkundeunterricht meist schon zum Programm. Neuerdings wird sogar Ganztagsschulbeaufsichtigung geplant!
Mitten im Zeitalter entfesselter Freiheit geschieht dieser Kindergeneration der Verlust eines behüteten Freiraums! Dadurch wird das Leben mit schwierigen, unglücklichen, im Grunde bereits gestörten Kindern immer häufiger zu einer katastrophalen Qual in den Familien.
Es ist also bereits sehr spät; denn seriöse Hirnforschung weiß nun, dass – im sich in den ersten drei Lebensjahren entfaltenden Gehirn – wenn seine gesunden Wachstumsbedingungen nicht erfüllt worden sind, ein unruhiger Habitus und das Suchen nach Ausgewogenheit den Menschen unbewusst lebenslänglich begleiten und sein Leben vielfältig erschweren kann.
Dabei ließe sich diese dramatische Situation rasch ändern: Gäbe man den Müttern für ein längeres Daheimbleiben ein Gehalt und für ihr Alter eine Rente, würden viele junge Mütter mit Erleichterung länger daheim bleiben, weiß ich aus der Praxis; denn es ist vor allem die Nähe zu Mama, die die Kleinen zur Entwicklung einer stabilen Ausgeglichenheit und seelischen Gesundheit brauchen.
Aber für ein solches Programm gibt es in den meisten Staaten des Westens kaum Anzeichen.
Dennoch brauchen wir nicht zu verzagen; denn es existieren in unserem Land immerhin noch Familien, die der Schöpfungsordnung treu bleiben – mit Einschränkungen zwar, doch nicht selten unterstützt von wachen, verantwortungsbewussten Großeltern und Paten.
Hierzu gibt es folgende Berichte:
“Bei uns ist alles ziemlich in Ordnung. Munter, fröhlich und aufgeschlossen sind unsere Kinder. Wir haben eine recht normale Schule für sie gefunden. Dort kommen sie gut zurecht und machen anstandslos ihre Schularbeiten. Bei uns herrscht ein solides Familienklima mit klaren Linien für unsere Kinder. Und sogar eine tägliche gemeinsame Abendbrotmahlzeit gehört dazu.“
Solche Eltern legen großen Wert darauf, dass ihre Kinder selbstständig werden. Sie haben die berechtigte Hoffnung, dass diese später ihre Ausbildungen anpacken und eine eigene Lebensgrundlage zustande bringen.
Aber diesen Eltern ist das eben Gesagte noch nicht genug. Sie hoffen darüber hinaus, dass ihre Sprösslinge in ihrem familiären Umfeld einen dauerhaften Rückhalt entwickeln.
Dabei zeigt sich: Das Vorbild der Eltern, ihre direkte Zuwendung und ein unbekümmert natürlicher (am besten gläubiger) Verhaltensstil hat sich als das erfolgreichste Modell herausgestellt. Denn dadurch entsteht unterschwellig ein Band, das dennoch freilässt und dadurch später auch realistische Bindung an neu hinzukommende Menschen ermöglicht.
Unter dem Strich bedeutet das: Bei einem kontinuierlichen Erziehungsstil dieser Art können wir dann auch hoffen, dass die Kinder als Erwachsene genug Festigkeit besitzen, den eigenen Stürmen des Lebens zu widerstehen, indem sie die Fähigkeit erworben haben, auch gegen Widerstände kontinuierlich standfest zu bleiben und in einem eigenen Umfeld Kraft zum Lieben, zum Durchhalten – auch zum Mitsorgen und Helfen angesichts der Schwächeren in der Familie, den ganz Kleinen und den Uralten, – zu entfalten.
Es hat sich aber auch neu herausgestellt, dass solche familiären Erfolge am ehesten zu erreichen sind, wenn Familien auf dem Boden eines starken christlichen Wertsystems, ja, mit einer eigenen emotionalen Festigkeit im christlichen Glauben stehen. Denn aus einer solchen Haltung erwächst ein bewussteres Verantwortungsgefühl und darüber hinaus eine selbstverständliche, freiwillige Opferbereitschaft für die anderen.
Besonders Familien, in denen auch der Vater – nicht die Mutter und Großmutter allein – diesen Stil bewusst lebt, haben eher eine Chance, dass ihre Kinder sich besonders von ihm beschützt fühlen und deshalb leichter eine gute Verhaltenskultur entwickeln. Einem gewissenstreuen Vater, der seinen Glauben an Gott und die Zehn Gebote ernst nimmt und sich bei wichtigen Entscheidungen danach ausrichtet, gelingt es oft besser, mit den Jugendlichen durch die Pubertät zu kommen.
Seit vor 50 Jahren mit der sogenannten Studentenrevolte eine mächtige Lebensveränderung, eine Ausweitung unserer Spielräume, ja, eine Entfesselung der Sexualität stattgefunden hat, war diese neue Nachdenklichkeit dringend nötig geworden.
Von nun an gelang es jungen Eltern nicht mehr selbstverständlich, die Vorbilder einer gut funktionierenden Eltern-Familie einfach zu wiederholen und mit ihrem Nachwuchs nachzuahmen. Die Voraussetzungen für eine stabile Kindererziehung mussten neu bewusst aufgenommen werden, um damit den vielen Übertretungen und Auswüchsen standhalten zu können.
Spätestens heute müssen wir uns klarmachen:
Unversehens wurden in den Gesellschaften des Westens die gesunden Möglichkeiten eines vernünftigen Lebens überschritten.
Es lassen sich jetzt nicht einfach weiter Augen und Ohren davor zumachen, dass Rechtsbrüche und chronische Krankheiten in der Bevölkerung in dem Maß zunahmen und weiter zunehmen, in dem Menschen in unbekömmlichen Trends mitlaufen, sodass gesundes Maßhalten verloren geht und mancher von ihnen dadurch sogar auf schiefe Bahnen rutscht.
Heute sind sogar schon manche Schulpläne ideologisch durchseucht, sodass z. B. die Gender-Ideologie gelegentlich schon als eine neue Glücksmöglichkeit gelehrt wird!
Resümee: Eltern sollten wissen, dass unsere Gesellschaft zur Zeit einer Ideologie erlegen ist, die, wenn sie fortdauert, vielen Kindern schweren seelischen Schaden zuzufügen vermag.
Ich habe deshalb in meinen Büchern und noch mehr Vorträgen und Aufsätzen unermüdlich davor gewarnt, sich durch Befolgen dieses Zeitgeistes Unglück über Unglück einzuhandeln – und gebe auch heute noch (unentgeltlich) Rat jedem, der aus diesem Feld bei mir anklopft.
Aber wir können uns auch heute noch retten, z. B. indem wir mit der ganzen Tiefe des Herzens wieder in den Familien das kommende Weihnachtsfest feiern. Da steht doch die echte Krippe unseres Gottes im Zentrum und singt die Wahrheit in jedes Herz, indem wir mit Freude hinaufflehen: „Welt, gehst du auch verloren, doch uns ist Christus geboren – mit dem leuchtenden Stern einer klaren Ausrichtung über Bethlehems Stall!“
Kita-Frühsexualisierung per „Original-Play“ begünstigt Kindesmissbrauch
Veröffentlicht: 11. November 2019 Abgelegt unter: AKTUELLES | Tags: AfD, Deutscher Bundestag, Frühsexualisierung, Kindergärten, Kindesmißbrauch, Kitas, Krippen, Original-Play, Pädagogik, Schulen, sexueller Missbrauch 8 KommentareWie das ARD-Magazin Kontraste zuerst aufgedeckt hat, ist es in Kita-Einrichtungen in Deutschland mehrfach zu sexuellem Kindesmissbrauch gekommen. Ausgangspunkt war, dass in den Einrichtungen das sogenannte Pädagogikkonzept ‚Original Play‘ angewandt wurde, bei dem fremde Erwachsene, die nicht zum Kita-Personal gehörten, Körperkontakt mit kleinen Kindern hatten, zum Teil gegen Bezahlung.
Die Eltern wurden hierüber nicht informiert. Häufig gab es bereits seit Jahren Anzeichen für den Kindesmissbrauch bei Anwendung dieses Pädagogikkonzepts, ohne dass dem überall mit Nachdruck nachgegangen wurde.
Noch immer weigern sich manche Bundesländer, ‚Original Play‘ in Kindergärten oder Schulen uneingeschränkt zu verbieten.
Dazu erklärt der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Ehrhorn, Mitglied des Familienausschusses im Deutschen Bundestag:
„Spätestens die jüngst bekanntgewordenen Fälle sexuellen Missbrauchs in Kitas im Zusammenhang mit dem ‚Original Play‘ belegen, dass sich hinter dem Stichwort ‚Frühsexualisierung‘ ein staatlich geduldeter sexueller Kindesmissbrauch verbirgt.
Tatsächlich geht es bei diesen angeblichen Pädagogikkonzepten darum, perversen Erwachsenen Zugang zu Kinder zu verschaffen. Um dies zu verhindern, verlangen wir, dass bundesweit alle Krippen, Kindergärten und Kindertageseinrichtungen ihre pädagogischen Konzepte zur Genehmigung den Sozialbehörden vorzulegen haben und die Behörden regelmäßige Kontrollen vor Ort durchführen.
Dabei muss strikt darauf geachtet werden, dass Kinder im Rahmen dieser Konzepte nicht ansatzweise Opfer sexueller Gewalt werden können. Das geht nur, wenn jegliche sog. Frühsexualisierungsmaßnahmen oder andere Versuche, kleine Kinder über das unumgängliche Maß hinaus zu berühren, etwa im Rahmen der Körperpflege oder eines kurzzeitigen Tröstens, konsequent verboten werden.
Trägern, die diese Vorgaben missachten, müssen sofort davon ausgeschlossen werden, derartige Einrichtungen weiter betreiben zu dürfen.
Auch sind alle Personen, die, wie in den bereits eingetretenen Fällen, Kinder körperlichem Kontakt mit fremden Erwachsenen ausgesetzt haben, unverzüglich zu entlassen und strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen.“
Wachsende Überforderung unserer Lehrer: Grundschulpädagogik in der Krise
Veröffentlicht: 8. April 2019 Abgelegt unter: AKTUELLES | Tags: ADHS, Christa Meves, Eltern, Frühpensionierung, Geborgenheit, Geist, Grundschule, Krise, Lehrer, Migration, Naturordnung, Pädagogik, Verhaltensstörungen 5 KommentareVon Christa Meves
Die Zahl der Entwicklungsstörungen von Kindern zwischen 5 bis 7 Jahren stieg hierzulande in den vergangenen 10 Jahren um 26,5 % an. Mehr als 82 % der diagnostizierten Entwicklungsstörungen betreffen die Sprech- und Sprachentwicklung, gefolgt von Störungen der motorischen Entwicklung. 2017 wurde bei 41,3 % der 5 bis 7-jährigen Jungen und 27,9 % der Mädchen eine Entwicklungsstörung diagnostiziert (1).
Solche Zahlen als Ergebnis jüngerer Studien scheinen in ihrer Abstraktheit in unserem Leben wenig Neues zu bedeuten. An solche Abwärtsentwicklungen sind wir längst gewöhnt. Sie begannen sukzessiv in den letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts.
„Schließlich sind ja immer noch gesunde Kinder vorhanden, immer noch besteht in allen Ländern ein Schulbetrieb“, meinen schulferne Beschwichtiger.
Aber hoppla: allerdings mit immer mehr Kindern in einer Klasse, weil immer weniger junge Menschen den Lehrerberuf ergreifen. Dürfen wir das alles – gleichsam zurückgelehnt – weiter so hinnehmen?
Wenn man Kontakte mit Grundschullehrern hat, lässt sich feststellen, dass in deren Augen nicht selten eine bedenkliche Resignation, ein Entmachtet-Sein aufscheint, offenbar weil sie wenig Aussicht haben, dem Bildungsauftrag der Behörde, für den sie ausgebildet wurden, gerecht zu werden.
Eine ältere Lehrerin berichtete mir, dass sie einst mit Begeisterung und mit Erfolg in Grundschulen gearbeitet habe, dass sie nun aber mit den Klassen des letzten Jahrzehnts selbst das Hauptziel, die Beherrschung der Grundlagen: Lesen, Schreiben und Rechnen bis zum Alter von 10 Jahren, immer seltener habe erreichen können:
„Seit die antiautoritäre Erziehung den Tenor der Schulpläne beherrschte, wurde es bald schwieriger, allein nur den Lärmpegel in der Klasse so zu senken, dass man mit einer gewissen Konzentration der meisten Kinder rechnen konnte. Wir Lehrer verloren einfach unsere vorher vorhandene Autorität, und damit vervielfältigte sich die Unaufmerksamkeit der Schüler. Die Kinder steckten sich damit gegenseitig geradezu an, und damit schoss die Undiszipliniertheit immer mehr in die Höhe. Und diese für ein Lernklima ungute Situation hat sich jetzt noch in dramatischer Weise verschärft.
Jetzt wird es nun auch noch durch die Migration immer schwerer, dass die Kinder direkte Anweisungen überhaupt noch befolgen: ‚Bitte schreibt die Worte, die ich Euch an die Tafel schrieb, jetzt noch einmal in Eure Hefte‘, ordnete ich jüngst in einer Klasse mit Drittklässlern an. Da sprang ein Mädchen auf und rief laut: ‚Das machen wir nicht!‘ Sie erreichte damit, dass fünf weitere muslimische Schülerinnen hochsprangen, während die anderen die Stifte fallen ließen.
Ich holte die Aufrührerin nach vorn und sagte freundlich zu ihr – sie war erst vor kurzem der Klasse hinzugefügt worden: ‚Aber jetzt bist du hier in unserer Schule und da muss man tun, was der Lehrer sagt.‘ Daraufhin erwiderte sie: ‚Mein Vater hat gesagt, ich soll nicht etwas abschreiben, was die Lehrerin auf die Tafel schreibt.‘
In der Klasse war inzwischen eine allgemeine Unruhe entstanden. Einige hatten ihre Butterbrote herausgeholt, andere für den Heimweg ihren Rucksack schon geschlossen, und ich schaffte es nicht, dass dieser schlichte Lernversuch zur Durchführung kam.“
Und die Lehrerin fuhr fort:
„Das ist nur ein einziges Beispiel einer allgemeinen Situation der Wehr- und Hilflosigkeit von uns Lehrern. Ich habe meinen Elan, meine Freude am Beruf verloren. Werde ich die letzten fünf Jahre bis zur Pensionierung noch durchhalten können, zumal die Belastung mich weitgehend schlaflos macht und meine Magenprobleme immer häufiger werden? Ich muss nun wohl doch einen Antrag auf vorgezogene Entlassung aus dem Schuldienst stellen.“
Trauer, tiefe Trauer stand während dieses Berichts in den Augen der bewähren Grundschullehrerin.
Ganz ohne Frage ist durch den Zustrom der Migranten eine Verschärfung der ohnehin höchst bedenklichen Lage in der Schulpädagogik entstanden.
Aber wie die jüngsten Zahlen einmal mehr belegen, sind die neuen Probleme lediglich ein Zusatz in einer allgemein schwer bedenklichen Situation.
Die so häufig gewordene motorische Unruhe, heute als ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) benannt, ist lediglich eine der Schwierigkeiten, die es der heutigen Kindergeneration fast sogar schon verunmöglicht, per Schule in die Kultur des jeweiligen Landes hineinzuwachsen und in ihr heimisch zu werden.
Die Erstsymptome der Verhaltensstörungen lassen immer weniger Kinder aus. Ablenkbarkeit und trotzige Selbstbehauptung steigern sich zu Widersetzlichkeit und Aggressivität. Inversive Symptome wie Nägelkauen, Haarereißen, Zähneknirschen und Einnässen, orale Symptome wie Nasch- und Stehlsucht sind mittlerweile in einem erschreckenden Ausmaß im Grundschulalter vorhanden.
Weil bei diesen Kindern in ihrem Umfeld offenbar ein gesundes Wachstum von Seele und Geist – meist durch Unwissenheit der Erwachsenen – oft schon im Kleinkindalter behindert worden ist, sind sie gekennzeichnet durch ein wirres, aus dem seelischen Defizit herausquellendes Suchen nach dem Richtigen, ohne zu wissen, was sie suchen.
Doch sie suchen allemal das Nest, in dem sie sich geschützt entfalten können, und die Bedingung dafür ist, dass die für den jeweiligen Nachwuchs Verantwortlichen gemeinsam dafür so lange auf dem Posten stehen, bis die Sprößlinge „flugfähig“ sind!
Was für einen Zustand haben wir stattdessen jetzt? Jetzt brauchen wir in der Tat in später Stunde einen Jona, der in dieses Ninive geht und ruft: „Es sind noch 40 Tage, dann wird Ninive untergehen!“ (2)
Seit vollen 50 Jahren ließ sich diese Entwicklung voraussagen, weil sich einmal mehr eine schon beschädigte Gesellschaft anmaßte, sie könnte sich nun ganz einem neuen Zeitgeist verschreiben, der allein zu wissen meint, was gut und was böse ist, und der vorgibt, das mithilfe von Grenzenlosigkeiten des eigenen Verhaltens erreichen zu können.
Wenn dabei aber unumstößliche Naturordnung missachtet wird, so geht das schief – auf der ganzen Linie! Aus der Geschichte schon lässt sich das lernen.
Wie einst bei Ninive kann uns nun nur noch Umkehr und Aufbruch der Bevölkerung sowie das Erbamen Gottes mit all den Eltern, die auch heute immer noch das Beste für ihre Kinder wollen, aus dieser Fäulnis heraushelfen.
Anmerkungen:
(1) Newsletter des Vereins VFA: 2/2019
(2) Die Bibel: Jona 3,4
Unsere Autorin Christa Meves ist Psychotherapteurin für Kinder/Jugendliche und bekannte Bestseller-Autorin; sie leitet den Verein „Verantwortung für die Familie“, bei dem sich online weitere Infos und Artikel finden: http://www.vfa-ev.de/newsl.htm
Hirn- u. Hormon-Forschung: Was Kleinkinder für ihre seelische Gesundheit benötigen
Veröffentlicht: 19. Juli 2018 Abgelegt unter: BETREUUNGS-Geld / KITAs / Krippen | Tags: Bindungsforschung, Christa Meves, Eltern, Erziehung, Familie, Hormonforschung, Kitas, Kleinkinder, Krippen, Mütter, Pädagogik, Regierung, Wissenschaft 2 KommentareVon Christa Meves
Nun ist es so weit: Auf der ganzen Linie lässt sich im Hinblick auf das Leben in unserer Demokratie die Wahrheit nicht mehr unter den Teppich kehren. Viele Beschlüsse und Gesetze, die in den letzten Jahrzehnten von der Regierung erstellt worden sind, nützen der Bevölkerung nicht, viele schaden ihr sogar auf die Dauer.
Aber nun helfen die digitalen Systeme den Bürgern zum Austausch – schaffen die Möglichkeit zu raschen öffentlichen Meinungsäußerungen und dazu, ihre resignierte Sprachlosigkeit zu überwinden.
Und darüber hinaus bewirken die durch die Technik hervorgerufenen neuen Ergebnisse der Hirn- und Hormonforschung, dass Bürger sich stehenden Fußes darüber informieren können, was Fakt ist statt Manipulation.
Wer sich also bis heute seinen gesunden Menschenverstand bewahrt hat, kann sogar öffentlich protestieren.
Dadurch kommt nun erneut die strittige Frage ins Visier, was Kleinkinder brauchen, um zu seelisch gesunden, arbeits- und liebesfähigen Erwachsenen zu werden. Die natürlichen Belange der Kinder schienen jahrzehntelang vergessen zu sein.
Unsere Regierung hat vielmehr die Gemeinden genötigt, Krippen für Kleinstkinder zu erstellen, und sie hat es bisher unterlassen, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob Krippenbetreuung in den ersten drei Lebensjahren überhaupt bekömmlich ist. Dabei wird sie von Fachleuten als höchst bedenklich angesehen, ja mehr noch:
Darüber liegen aus einem halben Jahrhundert nun bereits überzeugende Ergebnisse einer internationalen Forschung, besonders mit der wissenschaftlichen Langzeitstudie NICHD aus den USA vor. (1) Auch hierzulande sind nun neue abstützende Ergebnisse präsent: aus dem Institut für Hirnforschung Bremen mit den Hirnforschern Gerhard Roth und Nicole Strüber. (2)
Vor einiger Zeit ist sogar von verantwortungsbewussten Außenseitern im Parlament eine Anfrage an die Regierung mit einem Fragenkatalog zum Thema erstellt worden. Mit der Drucksache 19/2621 (3) hat die Regierung Antwort gegeben und sich mit dem Thema beschäftigen müssen.
Windelweichgewaschen erscheinen hier nun auf dem Papier lang hingezogene Allgemeinplätze. Und nur mühsam lässt sich gegen Ende der verwirrenden Tiraden eine Quintessenz herauslesen, etwa in folgender Weise: „Bei nicht direkt beobachtbaren und schwer zu operationalisierenden Konstrukten wie Bindungist der Nachweis vondirekten Wirkzusammenhängen schwierig bis unmöglich.“
Und weiter: „Die psychoanalytisch orientierte klinische Psychologie geht von einer Vielzahl möglicher nachteiliger Effekte gestörten Bindungsverhaltens aus, die mit Regulationsstörungen im Säuglingsalter (z.B. Schwierigkeiten beim Essen und Schlafen), Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter (z.B. Konzentrationsstörungen sowie psychischen Störungen im Erwachsenenalter zusammen hängen können. Keiner dieser Effekte ist jemals im Zusammenhang mit familienergänzender, frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung nachgewiesen worden.“
Diese Vorstellung ist – bedingt durch die hochbrandende Erwerbstätigkeit auch der jungen Mütter – also erneut zu einer scheinbar strittigen Frage geworden. Und es findet keinerlei Beachtung, dass sie nun z.B. in der Sowjetunion und Rumänien mit dem Zusammenbruch dieser Staaten bereits ebenfalls negativ beantwortet worden ist.
Umso erstaunlicher ist es, dass unsere Regierung es im Jahr 2018 weiterhin wagt, den allgemeinen Stand so vieler internationaler Erfahrungen nicht nur zu verleugnen, sondern die Bürger nach einer erzwungenen allgemeinen Erstellung von Krippen für Kleinstkinder mit dem medial unterlegten Sirenenklang von einer dort angeblich stattfindenden Superbildung zu verführen, ihre knapp einjährigen Kinder der Krippe zu überlassen.
Ja, in der Bundesrepublik ist es noch nicht einmal allgemein bekannt, was die Hirn- und Hormonforschung per Fakt bestätigt hat: Die Erfahrungen, die das Kind in den ersten Lebensjahren macht, haben einen festprägenden Einfluss auf die Charakterentwicklung der Erwachsenen; denn in den ersten Lebensjahren findet der enorme Einfluss der Eindrücke des Kindes auf das sich entfaltende Gehirn statt.
Man setzt also durch eine unnatürliche Fremdbetreuung die Kinder einem erheblichen Risiko aus, was leicht beobachtbar ist. Die Kinder antworten nicht selten bereits mit vermehrtem Unruhigwerden, Verhaltensstörungen und häufigeren Krankheiten. Dieses – das wissen Fachleute längst – sind gelegentlich schon die Erstsymptome seelischer Störungen, die dann im Erwachsenenalter erhebliche Beeinträchtigungen bedeuten. Das ist mittlerweile hundertfältig international belegt worden.(4)
Ich konnte das mit den Erfahrungen, die Neoanalytiker in ihrem Berliner Institut bereits bis 1938 (dann wurden sie verboten) gemacht haben, nicht nur vermuten, sondern die daraus erwachsenden Störungen im Erwachsenenalter je nach Zeitpunkt der Kinderschädigung systematisieren.(5)
Das habe ich dann in den 70er Jahren in meiner Anthropologie ausgebaut, gleichzeitig mit darauf gründenden ständigen öffentlichen Mahnungen über das Anwachsen persönlichen Unglücks und gesellschaftlicher Zukunftsgefährdungen durch unbekömmliche Kleinkindbetreuungen gewarnt und unablässig in die Öffentlichkeit hineingerufen. Aber die Kollektivierung der Kinder gehört eben einhellig zu der jahrzehntelangen gezielten Fahrtrichtung in Politik und Medien.
Doch diese Eindeutigkeit verlor jetzt durch das Auftauchen der digitalen Möglichkeiten ihre Durchschlagskraft in der Bevölkerung; denn dadurch erhielt jedermann die Gelegenheit, nicht nur seine Meinung zu äußern, sondern sie auch miteinander auszutauschen und damit endlich einmal wieder natürlichen Erfahrungen mehr Raum zu geben. Unverändert aber blieb der Trend in der Regierung und ihren Medien.
Den mehr als traurigen Höhepunkt erbrachte das Regierungsparlament in der vorigen Woche mit seiner Reaktion auf eine Rednerin. Sie riet ihren Kollegen, mehr Subventionen für die Familie anzuberaumen. Als sie aber dabei den unaufgebbaren Wert der Mütter betonte, entstand massive Unruhe und ein hochbrandendes Gelächter.
Wie wird einst die Geschichte, wie würden die Gründer unseres Grundgesetzes ihr Haupt verhüllen, wenn diese Schande aller Schanden konstatiert werden wird. Ohne die Beachtung und Werthaltung der Mütter gibt es keine Zukunft!
Die leicht realisierbaren Änderungsvorschläge unseres Vereins VFA (Verantwortung für die Familie) für einen angemesseneren Umgang mit Kleinkindern in den Industriegesellschaften sind bereits in den 80er Jahren entworfen und der Regierung, damals noch in Bonn, in einer umfänglichen Petition überstellt worden. (6)
Antwort und Einsicht blieben aus – trotz aller Bewahrheitung besorgter negativer Prognosen, wenn der Trend sich fortsetzen würde. Werden nicht aufgrund der weiteren Verleugnung des unaufgebbaren Mutter-Wertes einst klügere, gesündere Völker das Erbe dieses Ausverkaufs antreten müssen?
Wir befinden uns in sehr später Stunde. Aber selbst Regierungen sind nicht unsere höchsten Instanzen. Wir sind jetzt wie Jonas vor Ninive. Dort nahm man seine Mahnungen an, Gott wieder ins Regiment zu setzen. Man änderte den leichtfertigen Trend, das Leben allein nach eigenen Maßstäben machen zu können, und deshalb verschonte sie der gnädige Gott.
Anmerkungen:
(1) http://www.nestbau-familie.de/fakten/langzeitstudien-zur-krippenbetreuung/nichd-studie/
(2) Strüber, N.: Die erste Bindung, Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen,Stuttgart 2016, S.277, S. 297Ff,S. 304ff.
Roth,G.:Das Gehirn und seine Wirklichkeit, Frankfurt a. M. 1969
(3) http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/026/1902621.pdf
(4) Eliot, L.: Was geht da drinnen vor? Die Hirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren, Berlin 2001
http://www.vfa-ev.de/studien-und-materialien/#krippen (In Kinderkrippen werden Kinder krank)
https://www.zukunft-ch.ch/krippen-debatte-versachlichen/
(5) Meves, C.: Geheimnis Gehirn, Gräfelfing 2010
Dies.: Erziehen lernen,Gräfelfing 2011
(6) Resolution zur Förderung der Familie, Rothenfels 2002, ad infinitum
Christa Meves ist Bestseller-Autorin sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin; sie leitet den Verein „Verantwortung für die Familie“, bei dem sich online weitere Infos und Artikel finden: http://www.vfa-ev.de/newsl.htm
Mutter-Kind-Beziehung und Geschwister-konstellation prägen die Persönlichkeit
Veröffentlicht: 5. Juni 2018 Abgelegt unter: AKTUELLES | Tags: Brüder, Charakter, Christa Meves, erste Lebensjahre, Forschung, Gene, Geschwisterkonstellation, Geschwisterreihe, kinder, Mutter-Kind, Pädagogik, Persönlichkeit, Schwestern, therapeutisch 2 KommentareVon Christa Meves
Die Vorstellung, dass der Charakter des Menschen vorrangig von seinen Genen bestimmt wird, wird durch neue Forschungsergebnisse immer nachhaltiger untergraben. So hat sich durch eine internationale Studie herausgestellt, dass sogar Geschwister, die miteinander aufwachsen, interessante, typische charakterliche Unterschiede aufweisen und dass diese Färbung durch ihre Stellung in der Geschwisterreihe bei der entsprechenden Familie hervorgerufen worden ist (1).
Für mich als praktisch arbeitende Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin wurde also durch neue wissenschaftliche Studien z.B. meine Erfahrung bestätigt, dass es recht häufig einen typischen Ältesten in einer Geschwisterreihe gibt. Er zeichnet sich vom ersten Schultag an als ein aufmerksamer, lernbereiter Schüler aus – mit hoher Konzentrationsfähigkeit.
Begreiflicherweise sind diese ältesten Kinder bei den Lehrern besonders beliebt – weniger bei den neidischen Mitschülern. Doch die leichte Lenkbarkeit ist bei den Ältesten auch bereits in der Kleinkinderzeit zum Ausdruck gekommen. Die Trotzphase fällt manchmal geradezu aus. Die Verbindung – besonders zur Mutter – bleibt meist durch die Kleinkinderzeit ungetrübt.
Auch Großeltern schlägt das Herz höher über ein solches Enkelkind; denn es lässt sich mit anhaltender Freude vorlesen, stellt kluge Fragen und zeigt – ganz gleich ob Junge oder Mädchen – eine hohe Besinnlichkeit.
Natürlich gibt es bei aller festgestellten Typik dieser Art keine 100-prozentige Treffsicherheit. Sie bezieht sich grundsätzlich nur auf ein ähnliches Umfeld. Es ist aber erfreulich, dass durch solche Häufigkeiten das Forscherinteresse nach den Ursachen entfacht wird; denn im Vergleich zu den jüngeren Geschwistern ergibt sich, dass dieser Vorrang sich bereits schon nach wenigen Lebensmonaten zu entfalten beginnt.
Wenn sie gesund geboren worden sind, haben älteste Kinder meist viel Freude an wachem Beobachten, ahmen bald schon nach, was ihnen angeboten wird, gleich, um was es sich handelt.
Obgleich die Sprachentwicklung im männlichen Geschlecht meistens hinter der der Mädchen zurückbleibt, kommt der älteste Junge auch hierin im Allgemeinen schneller voran als die jüngeren Brüder. Anders ist es im Hinblick auf die Aktivitäten. Von schnell nachgeborenen Jüngeren werden die Ältesten dabei meist schon bald überflügelt.
Bei meinen Töchtern erlebte ich, dass die um zwei Jahre Jüngere die Ältere an die Hand nahm und den ersten Einkauf als die Führende betätigte. Nicht selten tun sich die Älteren auch schwer, sich bereits schon im Kindergartenalter in Gruppen mit anderen Kindern wohlzufühlen. Weniger Schwierigkeiten gibt es hingegen bei ihnen in der Schullaufbahn. Sogar ihre Ausbildungen ziehen die Ältesten meist zügig durch.
Diese praktische Erfahrung hat deshalb längst gelehrt, dass die entscheidende Prägung dieser Charakteristik eine Angelegenheit des Umgangs der jungen Mutter mit ihrem Baby ist.
Wenn die junge Frau sich zunächst voll ihrem Kind widmet, intensiviert sich rasch die Mutter-Kind-Beziehung. Das löst die Nachahmungsbereitschaft des Kindes aus – unter der Voraussetzung allerdings, dass die Mutter stets nah und empathisch ist.
Ja, die neue Forschung hat sogar herausgefunden, dass vieles und häufiges Sprechen der Mutter mit dem Kind den Wortschatz geradezu anheizt und dieser sich dadurch schneller entfaltet. Dabei ist offenbar viel lächelnd zustimmender Blickkontakt das entscheidende Stimulanz.
Was also zeigt dieses Sichtbarwerden der Bedeutsamkeit mütterlichen Verhaltens im Hinblick auf die oft so positive geistige und seelische Entfaltung des Ältesten? Mit ihm, mit diesem Wunder in ihrer Wiege, beschäftigt sie sich nicht selten noch hauptsächlich. Für ihn hat sie auch noch die meiste Zeit übrig!
Dem Ältesten am ähnlichsten (wenn doch auch unterschiedlich) sind das Einzelkind und das Jüngste, besonders der Nachkömmling. Bei diesem lässt sich nicht selten ein langfristiges liebevolles Aufwachsen unter der Obhut einer Großmutter in Rente feststellen.
Von eindrucksvoller Typik sind die mittleren, ja auch sogar schon die zweiten Kinder. Weniger trifft man hier auf Exemplare von nachhaltiger Angepasstheit. Mama kann ihre Aufmerksamkeit und Hinwendung nicht mehr so ausschließlich wie dem Ältesten den nachgeborenen Geschwistern widmen.
Dementsprechend wächst in diesen rascher als im Ältesten der Impuls zur Selbstständigkeit und Selbstbehauptung. Vielmehr dominiert hier – und meist schon im sogenannten Trotzalter in der 2 bis 5-Jährigkeit – der kleine Rebell. Er gibt sich viel weniger leicht zufrieden, er betont seinen Anspruch, will sich mit viel Nachdruck durchsetzen, kämpft nachhaltig um Vorrang und Autonomie.
Wenn man mit Kindern dieser Art therapeutisch arbeitet, lässt sich auch bald feststellen (jedenfalls wenn das Kind Vertrauen gefasst hat), wo hier der Hase im Pfeffer liegt. Diese Kinder haben grundsätzlich häufiger die Vorstellung, hinter den anderen Geschwistern zurückstehen zu müssen und nicht so wertgehalten zu werden wie meist eins von diesen, oft das Älteste eben oder überhaupt alle anderen.
Handelt es sich dabei um zwei Buben, so kommt es häufiger direkt zu gegenseitigen Rivalitätskämpfen: Jeder will spitze sein! – Mädchen pflegen sich mehr mit herabsetzenden Worten gegen ein anscheinend favorisiertes Geschwister zu verteidigen, leider also ebenfalls mit Taktiken, die zwar dem seelischen Mangel entsprechen, aber selten besonders erfolgreich sind, weil sie stattdessen Anstoß bei den maßgebenden Erziehenden erregen.
Unter den mittleren Kindern finden sich deshalb viel leichter die „schwarzen Schafe“ in der Familie – besonders unter den Jungen. Bei Jugendgerichtsverfahren zeigt sich sogar, dass sich unter den Pubertierenden, die mit Diebereien oder Gewalttaten straffällig werden, eher Kinder aus dem Mittelfeld – oft unter vielen Geschwistern – befinden.
Das heißt nicht, dass die mittleren Kinder im Leben weniger erfolgreich sind als die Ältesten. Die vorzüglich eingeübte Durchsetzungsfähigkeit macht (bei allmählich hinzugewonnener Geschicklichkeit) dann auch hartnäckiger konkurrenzfähig.
Solche auf der Praxis beruhenden Erfahrungen machen nicht nur abermals den prägenden Einfluss der ersten Kinderjahre deutlich, sie sind sowohl pädagogisch wie auch als allgemeine Erkenntnis für uns alle über unsere allgemeinen Entfaltungsbedingungen von erheblicher Relevanz; denn als Resultat wird deutlich, worauf es in der Kindheit prägend, aber im übrigen lebenslänglich bei allen Menschen ankommt: am besten zunächst von den beiden Eltern – auf jeden Fall aber anfangs von dem dominant Erziehenden, später von den wichtigsten Menschen im Umfeld – wertgehalten und geliebt zu sein.
Am ehesten und am nachhaltigsten kann das Erziehenden gelingen, wenn unterschiedliche Begabungen gefördert und liebevolles Verhalten des jeweiligen Kindes beachtet und gelobt wird – statt mit viel Dressur, mit Strafen und mit Herabsetzungen zu agieren.
Pädagogisch ist es deshalb im höchsten Maße sinnvoll, sich solcher prägenden Einflüsse durch die Geschwisterkonstellation bewusst zu sein, um den Kindern in ihren Bedürfnissen so gerecht zu werden, dass ihr Lebensmut optimal wachsen kann.
Wir trauern um Wolfram Ellinghaus
Veröffentlicht: 3. Oktober 2016 Abgelegt unter: AKTUELLES | Tags: Autor, Christliches Forum, Deutscher Schulbuchpreis, evangelisch, Harsewinkel, Josef Kraus, katholisch, Kuratorium, LDEZ, Lehrerverband, Pädagogik, Prof. Dr. Walter Schweidler, Schule, Tod, Trauer, Unterricht, verstorben, Wolfram Ellinghaus Hinterlasse einen KommentarVon Felizitas Küble

Amoktäter – und die verfehlte Pädagogik und Schulwirklichkeit heute
Veröffentlicht: 26. Juli 2016 Abgelegt unter: THEMEN der Zeit | Tags: Amokläufer, Autorität, Christa Meves, Erziehungsziele, kinder, Lehrer, Lehrinhalte, Menschenbild, Pädagogik, Schule 7 KommentareVon Christa Meves
Die grauenhafte Methode, sich unter Einbeziehung anderer Menschen das Leben zu nehmen, hat es schon immer gegeben. Unauslotbarer Schmerz, nicht zu bändigende Wut und vor allem das Bedürfnis, sich an der bösen Welt zu rächen, pflegten meist die Motive zu sein.
Hierzulande ist aber seit einigen Jahren neu, dass die umfangreichsten und grausamsten Taten von Schülern begangen und die Opfer unter Mitschülern und Lehrern gesucht wurden.
Müsste uns diese Gegebenheit bei der Aufarbeitung der Bluttaten nicht kümmern? Muss das derzeitige intensive Bemühen der Instanzen, vorbeugende Maßnahmen zu entwickeln, nicht auch hier einsetzen? Was für eine Rolle spielt die Schule bei diesen Amokläufern?
In allen Fällen ist daran kein Zweifel: Die Schule war der Ort vieler ihrer Misserfolge, der daraus entstandenen Verzweiflung, der Enttäuschung, des Neids auf die Erfolgreichen auch – und das offenbar jahrelang!
Wer hier nun zu loten anfängt, muss unweigerlich den Schluss ziehen und die Wahrheit aus der Verdrängung holen, dass auch in der Schule eine Ursache liegen muss, wenn auch gewiss neben vielen weiteren gewichtigen Faktoren (der Art des Elternhauses, der viel zu frühen allgemeinen Kollektivierung der Kinder, dem unkontrollierten Überlassensein mit Killer- und anderen satanischen, bösen Computerspielen).
Auch schulische Inhalte gehören auf den Prüfstand
Dennoch wäre es unverantwortlich, in der jetzigen Situation die schulische Erziehung der Kinder nicht auf den Prüfstand zu stellen. Es darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass in den vergangenen Jahrzehnten die schulischen Inhalte eine fundamentale Revolution erlebt haben: Der zu sich selbst befreite, der „autonome Schüler“ ist zum neuen Erziehungsziel geworden.
Ihm zu dieser Freiheit zu verhelfen, ist das neue Ideal, und zwar in jeder Hinsicht: in seinem Denken, seinem Handeln allein zum Zweck des eigenen Fortkommens samt der Befreiung zu jeglicher Sexualität auch – das bestimmt einen Haupttenor vieler Lehrpläne. Dem modernen Kind soll hier die Gelegenheit geboten werden, sich zu einem Selfmademan bis zu einem Abschlussstempel hinaufzurobben.
Aber das Konzept von der Autonomie des Kindes funktioniert eben nicht, weil das dem Wesen des Kindes nicht entspricht. Jedes gesunde Kind hat das Urbedürfnis, gezielt, konkret und direkt von dem lernen zu wollen, der größer ist als es selbst. Es will von Personen angeregt sein, die das vermitteln können, was auf dem Weg zu lernen nötig ist, um das Leben zu bestehen.
Aber unsere Lehrpläne und die Ausbildungen zu ihrer Verwendung sind von einer grundlegend falschen Vorstellung getragen – durchseucht von einer den Kindern unbekömmlichen Ideologie: der Entbindung von allem und jedem …
Aber Kinder brauchen Vorbild, Liebe und moralische Erziehungsziele. Sonst werden sie unverträglich, was sich auch längst auf vielen Ebenen der zerlärmten Schule zeigt; denn auf die wirklich kompetenten Mahner hat man schließlich jahre- und jahrzehntelang nicht hören wollen.
Die Schülermorde hierzulande in ihrer sich steigernden Unsäglichkeit sind deshalb ein Menetekel auf einer längst blutigen Wand. In später Stunde muss dies dringend wahrgenommen werden, wenn die Schule für unsere Kinder wieder ein sicherer Ort werden soll.
Es muss eine geistige Umkehr für die Schulwirklichkeit erfolgen, die dem Wesen des lernwilligen Kindes und dem Sinn des Menschenlebens gerecht wird.
Medienkompetenz gefragt: Wenn Smartphone & Co. zum Suchtmittel für Kinder werden
Veröffentlicht: 10. Dezember 2015 Abgelegt unter: GESUNDHEIT: Tips / Infos | Tags: Abhängigkeit, Eltern, Erziehung, Jugendliche, kinder, Kompetenz, Medien, Pädagogik, Prof. Dr. Albert Wunsch, Schule, Smartphone, Suchtmittel, Umgang, Verantwortung 2 KommentareVon Prof. Dr. Albert Wunsch
Kaum aus der Schule, dem Kino oder der Dusche, sofort muss aufs Handy oder Smartphone geschaut werden. So befindet sich das Hightech-Teil, wenn es nach der Regel des Nachwuchses ginge, beim Essen oder den Hausaufgaben – in direktem Blickkontakt. Sie wollen sich mit Sohn oder Tochter beim Abholen von der Abend-Fete im Auto etwas unterhalten? Keine Chance, weil Ohrstecker plus Multi-Gerät jegliche Kommunikation vereiteln.
Mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind laut Experten gefährdet, eine Internetsucht zu entwickeln. Jedes fünfte Kind ist pro Tag länger als vier Stunden online. Der Trend zeigt steil nach oben.
So weisen bereits knapp fünf Prozent der 12- bis 17-Jährigen eine riskante Nutzung des Internets auf, mit deutlichen Zeichen einer Abhängigkeit. Das geht aus einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Krankenkasse DAK hervor, die soeben in Berlin präsentiert wurde.
Der Nachwuchs lebt im Online-Modus, schaut alle paar Minuten auf den Bildschirm, spielt stundenlang am Computer und findet dies ganz normal.
Nach 5 bis 6 Stunden Medienabstinenz zittern die Hände von Kindern wie bei Drogensüchtigen.
Nach der Forsa-Studie reagiert mehr als jedes fünfte Kind ruhelos und gereizt auf Einschränkungen in der Onlinenutzung. Viele Kinder nehmen sich zwar vor, nur eine bestimmte Zeit online zu bleiben. Doch rund die Hälfte der Kinder hält diese Grenze nicht ein.
Jedes zehnte Kind, so die Eltern, nutzen das Internet, um vor Problemen der wirklichen Welt zu fliehen. Mehr als 1000 Eltern von 12- bis 17-Jährigen sind in der Studie zur Internetnutzung ihrer Kinder telefonisch befragt worden. Damit ist es nach Angaben der DAK die erste Untersuchung, die sich bei dem Thema ausschließlich an Eltern und ihre Einschätzung wendet.
Auffällig ist, dass etwa die Hälfte der befragten Eltern ihren Kindern keine zeitlichen Vorgaben für die Internetnutzung macht. Und so verbringen 54 Prozent der 12 bis 17-Jährigen an Werktagen mehr als zwei Stunden im Internet, jedes fünfte Kind bereits mehr als vier Stunden. An den Wochenenden schnellt die Nutzungsdauer nach oben, da verbringt bereits jedes fünfte Kind mehr als sechs Stunden pro Samstag oder Sonntag im Netz. Das Internationale Zentralinstitut für Jugend- und Bildungsfernsehen empfiehlt, ab einem Alter von elf Jahren maximal eine Stunde am Tag vor Computer oder Spielekonsole zu sitzen, ab 14 Jahren 1,5 Stunden.
Und wenn Eltern hier doch regelnd eingreifen wollen, schalten die Kinder auf schroffe Abwehr und zeigen deutliche Entzugs-Erscheinungen, wenn ihnen der permanente Blick auf den Mini-Bildschirm fehlt.
Diverse Geräte einschalten und unterschiedlichste Programme händeln zu können, ist kein Beleg für Medienkompetenz. Aber mit Herz, Verstand und in Verantwortung den Ausschaltknopf zu betätigen, drückt echte Medien-Kompetenz aus.
Das Problem vieler Eltern scheint zu sein, dass sie selbst den sinnvollen Umgang mit diesen Geräten nicht erlernten und/oder die offensichtlichen Gefahren nicht erkennen (wollen). Denn auch Erwachsene haben reichlich Probleme, zum rechten Zeitpunkt den Ausschalter von Medien-Geräten zu betätigen.
So rufen in den meisten Familien die Umgangsgewohnheiten des Nachwuchses mit diesen zum Status-Symbol geworden Geräten nach Regelungen. Aber was sollte geregelt werden? Geht es um Nutzungszeiten, Inhalte oder Einsatzfelder? Wo ist ein Maßstab zu finden? Wie kommen Vereinbarungen zustande? Und welche Konsequenz setzt ein, wenn der Nachwuchs die Vereinbarungen ‚vergessen’ hat oder einseitig für ungültig erklärt?
Sich selbst als ‚liberal’ bezeichnende Eltern könnten sich verwundert die Augen reiben und fragen, was sie denn damit zu haben. Schließlich gehört der Einsatz von Hightech-Geräten zum modern Leben. Kinder bzw. Jugendliche müssen halt damit ihre Erfahrungen machen. So wächst Medienkompetenz. Da sollten wir unseren Kindern keine Vorschriften machen. Und die Zeiten autoritärer Ansagen sind nun mal vorbei. Das zukünftige Leben ist halt digital.
Da diese Haltung heute sehr weit verbreitet ist, hier eine kurze Verdeutlichung:
Wer so den Begriff ‚liberal’ zu nutzen sucht, zeigt nicht nur Inkompetenz im Ungang mit einem für die Menschheit wichtigen Begriff, sondern klammert gleichzeitig aus, das Freiheit ohne Verantwortung schnell zu Egoismus, Willkür und (Selbst-)Zerstörung führt. Denn die – zu häufig auch in anderen Erziehung-Feldern – beobachtbare Grundhaltung: ‚Da halte ich mich raus, das soll halt jeder selber wissen, ich möchte keine Position beziehen’, ist im Grunde eine pädagogische Bankrotterklärung gegenüber den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen.
Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, Kindern das Fahrradfahren auf Autobahnen oder Jugendlichen den Umgang mit gefährlichen Substanzen im Chemie-Labor per Selbstüberlassung erlernen zu lassen. Mit großer Gewissheit würde auch niemand zulassen, dass Kinder ständig einen ‚Flachmann mit Hochprozentigem’ in der Tasche oder in der Hand tragen würden. Aber beim Suchtmittel Smartphone wird auf Ignoranz geschaltet.
Kinder und Jugendliche benötigen keine abtauchenden Väter und Mütter, sondern Anleitung, Begleitung und Rückmeldungen, ob diese nun korrigierend oder verstärkend sind. Und je mehr Gefahren im Umgang mit Dingen zu erwarten sind, je umfangreicher sind Einübungsfelder und Schutzmaßnahmen notwendig.
Moderne Medien zu verteufeln ist genauso unsinnig, wie sie zu vergöttern. Der verantwortliche Umgang entscheidet darüber, ob eine Handlung verwerflich oder förderlich, schlecht oder gut ist, dem Zusammenleben dient oder dieses zerstört. Dies sind die Basis-Kriterien wirklicher Medien-Kompetenz.
Wer ständig online ist, verliert den Zugang zu sich selbst
Eine ständige mediale Präsenz schadet nicht nur der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, sondern genau so den nach Jahren Erwachsenen, ob es dabei um reale Kontakte in Familie oder Freundeskreis geht. Zusätzlich machen die – hoffentlich verantwortlich handelnden – Eltern zu häufig einen fatalen Transferfehler: Sie schließen von der eigenen privaten und beruflichen Anwendung der Geräte pauschal darauf, dass Kinder sie genauso sinnhaft und dosiert nutzen wie sie.
In einem Interview äußert Uwe Buermann, ein pädagogisch-therapeutischer Medienberater: „Wenn wir das denken, dann versündigen wir uns an unseren Kindern, weil wir im einzelnen gar nicht genau wissen, was sie damit machen und was sie genau wollen. Medienkompetenz erwerben die Kinder nicht am Computer, sondern in der Familie und in der Schule, wo sie an das Wissen und die gesellschaftlichen Werte herangeführt werden. Nur so kommen sie in die Lage, Medien angemessen zu verwenden.“
In welchem Umfang Eltern aber in einer Mischung aus Begrenztheit und Trägheit manchen Medienkonsum-Missbrauch direkt – wenn auch unreflektiert – ermöglichen, wird an folgenden beispielhaften Geschehnissen deutlich.
Da klagt Vater B innerhalb eines Beratungsgespräches, dass der Sohn bis mitten in der Nacht auf seinem Zimmer per Smartphon oder PC im Internet surfen würde. Alle Ermahnungen seinen bisher folgenlos geblieben. Da ich wusste, dass er Elektro-Ingenieur von Beruf war, fragte ich ihn leicht schmunzelnd: ‚Und weshalb hat das WLAN keinen Schalter’? – Da erhielt eine Erzieherin, als sie in Reaktion auf ein kräftiges Pflaster zwischen Daumen und Zeigefinder die 5jährige Kati fragte, was denn da passiert sei, die Antwort: ‚Papa und ich haben zu lange mit der Wii gespielt, da fing die Hand auf einmal zu bluten an.“
Auch Schulen mogeln sich zu oft aus ihrer Mitverantwortung
Keine oder halbherzige Regeln prägen meist den Umgang mit Handy, Smartphone und Co. auch in der Schule. Mal gibt es relativ klarere Regeln, welche aber im Alltag durch Ignoranz – der gebannte Blick unters Pult bei gleichzeitig aktivem Fingereinsatz bleibt ja sehenden Lehrkräften nicht verborgen – außer Funktion gesetzte werden. Das Handlungsmuster des Wegsehens belegt dann, dass der Einsatz des Multigerätes während des Unterrichts folgenlos bleibt.
Existiert z.B. die klare Regeln, dass im Unterricht subversiv zum Einsatz gekommene Smartphones im Schulsekretariat für 3 Tage eine Auszeit erhalten, stehen am Nachmittag die Eltern in der Schule, um das Gerät abzuholen, weil Schulen ja kein fremdes Eigentum konfiszieren dürfen und Wegschließen als unpädagogische Maßnahme diskreditiert wird. Meist ist dann die Folge, dass Sohn oder Tochter am nächsten Tag triumphierend erneut das Superteil im Unterricht zum Einsatz bringen.
Es gibt noch viel zu wenig Schulen, die mit den Eltern vertraglich vereinbarten, dass zum Unterrichtsbeginn alle Smartphones und weitere Wertgegenstände in ein persönliches Schließfach und erst nach dem Unterricht wieder dort heraus kommen.
Dann wird der Unterricht nicht ständig gestört, die Konzentration liegt beim Lehrstoff und nicht in medialen Scheinwelten, in den Pausen finden wieder echte Sozial-Kontakte statt und Anzeigen im Sekretariat: ‚Mein Smartphon wurde durch XY beschädigt, mir wurden folgende Wertsachen geklaut’ gehen auf Null. Dazu der Leiter einer solchen Schule in Wiene: ‚Wir haben uns viele zu lange mit kaum umsetzbaren Zwischenlösungen aufhalten lassen. Jetzt besteht Klarheit, die allen gut tut. Und das Thema Medienkompetenz ist bei uns eine Querschnittsaufgabe, nicht nur im Umfeld der Arbeit mit den Schul-Rechnern’.
Ein Kinder-Handy für wichtige Telefonate ab der weiterführenden Schule reicht völlig aus. Für den Einsatz dieser Medien hier einige Eckpunkte, die mit Sohn oder Tochter – möglichst vor dem Erwerb – zu klären und schriftlich festzuhalten sind: Die Einsatzzeiten über Tag werden kontingentiert. Führen echte Sozialkontakte und Draußen-Spielzeiten ein Schattendasein, kommt das Mutigerät für einige Stunden ins Aus. In der Zeit von 20 / 22 Uhr bis nach dem Frühstück haben Handys & Co. Nachruhe. Dazu kommen die Geräte in eine Ablage in der Gardarobe. Falls sich ein PC im Kinderzimmer befindet – was keinesfalls empfehlenswert ist – wird dass WLAN-System ebenfalls für die Nacht ausgeschaltet oder das Netzwerkkabel zum Smartphon gelegt.
Bei Malzeiten, Familienfesten und Hausaufgaben erhalten Handys & Co. einen Platzverweis. Mit den Kindern wird gemeinsam ein Passwort für das Gerät festgelegt und geklärt, welche Aktionen, Seiten oder Nutzungsbereiche tabu sind, in welchem zeitlichen Umfang eine Nutzung pro Tag höchstens erfolgen soll und in welchen Abständen mit dem Kind die Nutzungs-Chronik durchgeschaut wird. Danach steht die Klärung von Konsequenzen an, was denn von Sohn oder Tochter eingebracht wird, wenn die Regel verletzt wurde. Erst dann kommt das Gerät zum Einsatz.
Hier ein Facebook-Praxis-Tipp der besonderen Art, wenn vorher keine Regeln geschaffen wurden: „Liebes Kind, diese Woche gibt es jeden Tag ein neues WLAN-Passwort. Es wird grundsätzlich erst dann eingeschaltet, wenn die Schularbeiten fertig sind. Heute steht zusätzlich an: Zimmer aufräumen, abspülen, den Müll raus bringen. Herzlichst deine Mama und Papa.“
Existiert ein gutes Miteinander zwischen Eltern und Kindern, führen solche Regelungen zu spürbaren Entspannungen. Das Kind wurde nicht mit Verboten zugeschüttet, sondern statt dessen die eigene Mündigkeit gefördert. Gibt es einen Nach-Regelungsbedarf, setzen sich die Beteiligten zusammen und klären diesen. So wächst in Freiheit und Verantwortung die Fähigkeit des Kompetenzerwerbs, weit über den Einsatz von Handy, Smartphone und Co. hinaus.
Und wenn der Nachwuchs zu vehement unter Verweis auf Alter und angebliche Freiheitsrechte jegliche elterliche Regelungsversuch zu boykottieren versucht, dann wird die Verhandlungs-Bereitschaft oder Regelungs-Einsicht recht schnell wachsen, wenn mal eine Zeit keine WLAN bzw. Netzwerk-Verbindungen im eigenen Zimmer existiert und das ach so geliebte zweite ICH, welches sich Smartphone nennt, in Schutz-Verwahrung genommen wird.
Hier noch einmal Uwe Buermann: „Echte Medien-Kompetenz, die wir uns alle von Herzen wünschen, beginnt mit Medien-Abstinenz – nicht im Sinne der Bewahrpädagogik, nein, im Sinne der Fähigkeitsbildung, die es braucht, um Medien sinnvoll zu nutzen.“
Anschrift unseres Autors: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17
Dr. Albert Wunsch ist Psychologe, Diplom Sozialpädagoge, Diplom Pädagoge und promovierter Erziehungswissenschaftler. Bevor er 2004 eine Lehrtätigkeit an der Katholischen Hochschule NRW in Köln (Bereich Sozialwesen) begann, leitete er ca. 25 Jahre das Katholische Jugendamt in Neuss. Im Jahre 2013 begann er eine hauptamtliche Lehrtätigkeit an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen / Neuss. Außerdem hat er seit vielen Jahren einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf und arbeitet in eigener Praxis als Paar-, Erziehungs-, Lebens- und Konflikt-Berater sowie als Supervisor und Konflikt-Coach (DGSv). Er ist Vater von 2 Söhnen und Großvater von 3 Enkeltöchtern.
Seine Bücher: “Die Verwöhnungsfalle” (auch in Korea und China erschienen), “Abschied von der Spaßpädagogik”, “Boxenstopp für Paare” sowie “Mit mehr Selbst zum stabilen ICH – Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung” lösten ein starkes Medienecho aus und machten ihn im deutschen Sprachbereich sehr bekannt.
Weitere Infos: www.albert-wunsch.de