Medjugorje zwischen Zuckerbrot und Peitsche
Veröffentlicht: 19. Oktober 2020 Abgelegt unter: AKTUELLES, Kennzeichen der FALSCHMYSTIK, Medjugorje | Tags: Drohungen, Erscheinungen, Friedensschalmeien, Ivan, Medjugorje, Panikmache, Peitsche, Satan, Seher, Visionär, Weltrettung, Zuckerbrot Hinterlasse einen KommentarVon Felizitas Küble
In der Erscheinungsszene gibt es einige typische Merkmale, die mit leichten Veränderungen immer wieder zu beobachten sind:

So sind fast alle „Botschaften“ von Zuckerbrot und Peitsche geprägt: Einerseits süßliche Worte und Verheißungen für die Erscheinungsfrommen, andererseits Drohungen bis hin zu Strafgerichten für die Skeptiker bzw. jene, die dieser oder jener Privatoffenbarung nicht nachlaufen – oder auch allgemein hinsichtlich des Laufs der Welt.
Dabei sind die Schwerpunkte verschieden gesetzt: Während etwa in Medjugorje reichlich Zuckerbrot (in Form gefühlsseliger Anmutungen) verteilt wird, setzen andere Erscheinungen (etwa früher in Heroldsbach oder San Damiano, Garabandal etc) stärker auf Panikmache und/oder Weltuntergangsankündigungen.
Neuerdings ist die Situation in Medjugorje gemischter, vielleicht stimmungsmäßig bedingt durch die Corona-Krise. In den jüngeren Botschaften rückt neben dem unvermeidlichen Zuckerbrot die „Peitsche“ stärker ins Zentrum der angeblichen Himmelsoffenbarungen seitens der Madonna.
In der sog. „Monatsbotschaft“ vom 25. März hieß es: „Meine lieben Kinder, lasst zu, dass Gott zu eurem Herzen spricht, denn Satan herrscht und will eurer Leben und die Erde zerstören.“

Es ist lange her, nämlich am 25. Januar 1991 (zu Beginn des 2. Golfkriegs), als die Erscheinugsmaria ähnlich sprach: „Satan ist stark und möchte nicht nur Menschenleben zerstören, sondern auch die Natur und den Planeten, auf dem ihr lebt.“
Das klingt nicht schön in den Ohren, ist aber trotzdem theologischer Unsinn, denn Satan hat überhaupt keine Möglichkeit, die Erde zu „zerstören“, da er nicht ihr Schöpfer und zudem nicht allmächtig ist. Vielmehr sorgt GOTT selber dafür, daß die „Gestalt dieser Welt vergehen“ wird, wie die Heilige Schrift mehrfach betont. Das scheint sich noch nicht bis nach Medjugorje herumgesprochen zu haben.
Passenderweise gibt es aber auch Tröstliches in der jüngsten Monats-Botschaft vom 25. September 2020 zu erfahren: „Alles, was ihr tut, soll zur Ehre Gottes sein und dann wird der Himmel euer Herz mit Freude erfüllen und ihr werdet fühlen, dass Gott euch liebt und mich sendet, um euch und die Erde, auf der ihr lebt, zu retten.„
Das ist derselbe Unsinn wie vorhin, nur spiegelverkehrt: Weder kann Satan die Welt zerstören (selbst wenn er es wollte), noch ist uns angekündigt worden, daß Gott die Welt, auf der wir leben, „retten“ will – vielmehr wird sie einst zu Ende sein, doch Gottes Reich bleibt bestehen. Christus selbst sagte, daß das Firmament („Himmel“) und unser Planet nicht ewig existieren werden, aber sehr wohl sein Wort: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“

Zudem kommt es nicht darauf an, ob wir den Frieden Gottes in unserem Herzen „fühlen„, sondern daß wir daran glauben. Echter Glaube ist aber mehr als ein Gefühl, er geht vor allem vom Verstand und von unserem freien Willen aus, das Emotionale kann gerne dazukommen, ist aber nicht das Fundament.
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Natürlich sind die Medjugorje-Jünger von den jüngsten Friedensschalmeien überaus angetan. In der neuesten Medjugorje-Zeitschrift „Oase des Friedens“ wird die erwähnte Weltrettungsbotschaft vor lauter Begeisterung gleich dreimal hintereinander zitiert (S. 3,4 und 5).
Ganz auf dieser Wellenlänge befindet sich auch die Grußbotschaft des Medjugorje-Sehers Ivan anläßlich der entsprechenden Veranstaltung im Wiener Stephansdom mit Kardinal Schönborn. Ivan Dragicevic ermutigt die Versammelten mit folgenden Worten, die er aus einer Medju-Botschaft zitiert: „Durch euch wird der Friede in die Welt kommen und fließen.“ (S. 8)
Der Visionär äußert also nicht etwa nur einen solchen Wunsch, sondern kündigt den Weltfrieden an („er wird kommen…“).
Mit solch einer klaren Ansage widerspricht Ivan bzw. seine Erscheinungs-„Maria“ allerdings der Heiligen Schrift, die von einem Friedensreich auf Erden nichts weiß, sondern im Gegenteil einen zunehmenden Glaubensabfall ankündigt, der dem Kommen des Antichristen vorausgehen werde.
Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.
VORSICHT vor (un)geistlichem MISSBRAUCH
Veröffentlicht: 29. Januar 2019 Abgelegt unter: Charismatik / Pfingstbewegung, Geistlicher / pastoraler MISSBRAUCH | Tags: abhängig, Befreiungsgebet, besessen, charismatisch, das Werk, Exorzismus, geistlicher Missbrauch, neue geistliche Gemeinschaften, schwarmgeistig, sexueller Missbrauch, spiritueller Missbrauch, Vereinnahmung, Visionär 7 KommentareVon Felizitas Küble
Nachdem das Thema „sexueller Missbrauch“ in aller Munde ist, sowohl in wie außerhalb der Kirche, sieht es mit dem Problem des geistlichen Missbrauchs ganz anders aus. Hier ist weiterhin Totschweigen, Wegschauen und viel Nebel an der Tagesordnung.
Dabei wächst diese Giftpflanze immer stärker gerade in den „frommen“ Milieus – und das nicht zuletzt wegen der starken Ausbreitung sogenannter „neuer geistlicher Gemeinschaften“, die von kirchlichen Kreisen oft in allzu naiver Weise pauschal gelobt und gepriesen werden, ohne die zahlreiche Spreu vom sparsam vorhandenen Weizen zu trennen.
Der Zusammenhang ist offenkundig:
Viele dieser Gruppierungen sind teilweise sektiererisch oder charismatisch geprägt – oder beides zugleich. Häufig sind sie von einer angeblich besonders „begnadeten“ Person gegründet worden, die bisweilen durch Visionen oder „himmlische“ Einsprechungen von sich reden macht und dadurch ein besonders Maß und Ausmaß von religiöser Autorität beansprucht.
Auf solchen Sumpfblüten im religiösen Gewande blüht dann neben dem (un)geistlichen nicht selten auch der sexuelle Missbrauch – wir erinnern z.B. an die charismatisch-erscheinungsbewegte Vereinigung „Gemeinschaft der Seligpreisungen“, deren führende Gestalten sich für vorzüglich geistbegabt hielten – und zugleich sexuell an ihren Schutzbefohlenen versündigten: https://charismatismus.wordpress.com/2019/01/05/philipp-madre-und-seine-charismatische-fixierung-auf-das-wort-der-erkenntnis/
Aber auch ohne derartige Übergriffe ist der geistliche Missbrauch als solcher schon eine verheerende Gefahr für das seelisch-geistige Leben der Geschädigten.
Seit Jahrzehnten melden sich bei mir – nicht zuletzt aufgrund meiner kritischen Berichterstattung über Charismatik und Esoterik – die Opfer irrgeistiger bzw. fanatischer Gruppierungen bzw. schwarmgeistiger „Heilungsprediger“.
Manche Menschen begleite ich jahrelang durch Zuspruch, Trost und Rat, weil es immer wieder neuer Ermutigungen bedarf, damit sich diese „Aussteiger“ psychisch völlig freischwimmen und auch theologisch eine klare Sicht erhalten. Wenn es gewünscht wird, verbinde ich diese gebeutelten Menschen mit nüchternen und bodenständigen (!) Seelsorgern.
In der Regel handelt es sich bei den Geschädigten um Gläubige, die sich in schwärmerische Bewegungen verstrickt haben und einen Ausweg suchen.
Gerade in extrem-charismatischen Kreisen gibt es nicht selten Personen, die von sich behaupten, eine angebliche „Seelenschau“ zu besitzen oder durch übernatürliche Einsprechungen einen direkten „Draht nach oben“ zu besitzen.
Wenn diese vermeintlich „Begnadeten“ dann jemanden aus den eigenen Reihen für besessen erklären, den sie aus verschiedenen Gründen ablehnen oder einfach infolge ihrer wahnhaften Verblendung mißdeuten, dann ist der nächste Schritt fast immer ein Quasi-Exorzismus, der gerne als „Befreiungsgebet“ bezeichnet wird.
Das ist aber keine Hilfe für die Betroffenen, sondern das genaue Gegenteil, denn dadurch wird doch die (verfehlte!) „Diagnose“ der Besessenheit zusätzlich bestätigt.
Es gibt freilich auch weniger grobschlächtige, eher subtilere, feiner wirkende Formen von spiritueller Abhängigmachung und Vereinnahmung unter den Deckmantel der „Seelsorge“ oder geistlicher Leitung.
Eine frühere Mitarbeiterin trat z.B. vor längerer Zeit in die Gemeinschaft „Das Werk“ ein, die 1938 von der „visionär“ begabten Julia Verhaege gegründet wurde.
Wir schickten unserer Ex-Praktikantin einige Monate nach ihrem Eintritt auf den Rat eines befreundeten Priesters hin einen kritischen Zeitungsartikel über diese merkwürdige katholische Vereinigung, damit sie „beide Seiten“ erfährt, eben auch die skeptische, um sich ein objektiveres Urteil bilden zu können.
Schon wenige Tage später wurden wir zuerst von einem uns wohlbekannten Priester, der zugleich Theologie-Professor war, danach von einem katholischen Kardinal (!) angerufen und scharf kritisiert, was uns einfalle, über dieses ausgezeichnete „Werk“ herzufallen.
Wir wußten überhaupt nicht, wie uns geschah, da wir doch unserer Freundin einfach nur persönlich einen freundlichen Brief mit dem Zeitungsbericht zur Info geschickt hatten – noch dazu auf Empfehlung eines ebenso konservativen wie bodenständigen Jesuitenpaters. Offensichtlich ist ihre Post also vom „Werk“ kontrolliert worden!
Als es einige Zeit später zu einem Telefonat mit unserer ehem. Praktikantin kam, bemerkten wir an dem zurückhallenden Ton, daß das Gespräch auf Lautstärke gestellt wurde, unsere Freundin also gar nicht alleine mit uns reden konnte. Unter diesen Umständen war es im Grunde zwecklos, eine vernünftige Unterredung zu führen.
Grundsätzlich gilt für jeden von uns das Prinzip:
Größte Vorsicht vor allen Personen, die sich als besonders „geistbegnadet“ präsentieren, die aufgrund vermeintlicher Visionen vorgeben, direkte Anweisungen „von oben“ zu empfangen oder die in sonst einer Weise versuchen, andere Gläubige in (un)spiritueller Weise von sich abhängig zu machen.
BETROFFENE von geistlichem Missbrauch können sich weiterhin gerne an mich wenden: felizitas.kueble@web.de – oder per Tel. 0251-616768
Der stigmatisierte und „lichtreiche“ Bruder Elia(s) Cataldo tagt in Krems und Hallein
Veröffentlicht: 31. Mai 2018 Abgelegt unter: Bruder Elias / Fra Elia | Tags: Apostel Gottes, Begnadeter, Blutzeichen, Bruder Elias, erscheinungsbewegt, Fra Elia, Italien, Kapuziner, kath.net, Krems, Sakramente, Sendungsbewußtsein, Stigmatisierter, Visionär, Wunder, Zeichen 3 KommentareVon Felizitas Küble
Das erscheinungsbewegte Nachrichtenportal „kath.net“ veröffentlichte am 30. Mai einen Werbe-Artikel für den italienischen „Seher“ Elia Cataldo, der unter Anhängern liebevoll als „Fra Elia“ bezeichnet wird (Fra ist die italienische Abk. von Fratello = Bruder).
Offenbar befürchtet die Redaktion kritische, „störende“ Leserstimmen – jedenfalls ist die dort übliche Kommentarfunktion unter diesem Beitrag abgeschaltet.
Der Aufhänger für den Elia-Beitrag ist dessen Gebetsabend-Auftritt am heutigen 31. Mai im Rahmen der IBC (International Bethabara Conference) in der niederösterreichischen Stadt Krems.
Zwei Tage später – am kommenden Samstag – ist der 1962 in Apulien geborene Visionär auf einer charismatisch geprägten Veranstaltung in Hallein zu sehen. Kein Geringerer als Erzbischof Dr. Franz Lackner hatte den „Begnadeten“ dorthin eingeladen.
Am Samstagvormittag soll „Fra Elia“, der seit Jahrzehnten in frommen (Gebets-)Kreisen durch die Lande zieht, dort eine Ansprache halten und danach sein „Glaubenszeugnis“ darbieten, wobei es gewiß um die zahlreichen „Zeichen und Wunder“ geht, die der Klosterbruder – ein ehemaliger Kapuziner – erlebt haben will.
Daher ist es mit Worten nicht getan: Am Nachmittag gibt es nicht nur eine Katechese (Glaubensunterweisung), sondern auch ein „Segens- und Heilungsgebet“ mit Fra Elia.
Bei derlei Themen kennt sich „kath.net“ aus. Petra Knapp-Biermeier schreibt begeistert: „Heilungen und Wunder passieren rund um einen Italiener, der die Wundmale Christi trägt.“
Die Autorin zitiert Pater Jean-David Lindner, den Gründer der Gemeinschaft Bethabara, dem zufolge Fra Elia über „einen sehr direkten Draht zu Gott“ verfügt. Durch sein Gebet habe der Allmächtige schon „viele Heilungen und Wunder“ gewirkt.
Es stellt sich freilich die Frage: Gibt es tatsächlich einen direkteren Draht nach oben als den sakramentalen? Begegnen wir Christus durch die hl. Kommunion nicht auf die innigste Weise, die auf Erden denkbar ist? Stehen „außergewöhnliche Charismen“ und angebliche Wunderzeichen etwa höher als die Sakramente, die doch der HERR selber gestiftet hat?
Der Geistliche erzählt weiter, besonders „begnadete“ Personen seien „eine Bestätigung, dass es echt ist, was die Kirche lehrt.“ – Wie schwach muß eigentlich ein Glaube sein, der mirakulöser „Bestätigungen“ bedarf?
Die Kathnet-Verfasserin beschreibt sodann entzückt den Lebensweg des Visionärs, dessen berufliche Laufbahn als Postmann begann. Später wurde er Kapuzinerbruder und empfing – dem Bericht zufolge – die Stigmata (Wundmale Christi), die aber „nicht nach Blut, sondern nach Rosen duften“.
Er habe sich bei seinem Orden wohl gefühlt und sei wie „zuhause angekommen“, doch dann habe er ihn aufgrund innerer Eingebungen verlassen (in Wirklichkeit ist er aus dem Konvent entlassen worden). Zunächst arbeitete Fra Elia in einer Chemiefabrik, bis ihm klar war, daß er einen „einzigartigen“ Weg gehen und eine eigene Kongregation gründen sollte. (Na klar: Jedem „Seher“ seinen eigenen Orden!)
Freilich war auch der Name der neuen Kommunität vom Himmel diktiert, genauer: Von Fra Elias Schutzengel aufgetragen – also nannte er sich und seine Brüder die „apostoli di Dio“, also die „Apostel Gottes“.
An „missionarischen“ Sendungsbewußtsein fehlt es dem 56-Jährigen gewiß nicht, ebensowenig seinen Anhängern, die den Stigmatisierten geradezu anhimmeln, auch in einer Reihe von Büchern, die z.B. im esoterischen Silberschnur-Verlag erschienen sind.
Vor allem die italienische Autorin Viorella Turolli veröffentlichte dort bereits drei Werke über Fra Elia, den „Wegbereiter Gottes“, wobei schon die Titel den Weg weisen: „Fra Elia von den Aposteln Gottes“ – „Fra Elia, der Engel mit den Wundmalen Christi“ – „Die göttliche Vorsehung und der Wegbereiter Gottes.“
Doch die Elia-Schwärmerei beschränkt sich nicht auf „Kath.net“. Der ebenfalls erscheinungsbewegte Journalist Paul Badde veröffentlichte bereits vor 13 Jahren in der Tageszeitung DIE WELT vom 26.3.2005 einen enthusiastischen Beitrag über den „Mönch“ unter dem Titel: „Fra Elias Blutzeichen“.
Unser CHRISTLICHES FORUM hat sich hingegen schon kurz nach dem Start unserer Webseite krititisch mit den Phänomenen um den enthusiastischen Klosterbruder befaßt, z.B. am 21. Juni 2011 unter dem Titel: „Fra Elia im duftenden Rosenblätter-Regen, von Engeln gestreut“. – Es ging hierbei um eine von ihm selber beschriebene Vision: https://charismatismus.wordpress.com/2011/06/21/%e2%80%9efra-elia%e2%80%9c-im-duftenden-rosenblatter-regen-von-engeln-gestreut/
Sodann veröffentlichten wir zwei Jahre später die Besprechung eines Geistlichen, der die esoterische Grundhaltung eines Elia-Jubelbuches kritisiert: https://charismatismus.wordpress.com/2013/04/29/buch-kritik-das-jubelbuch-uber-fra-elia-ist-keineswegs-christlich-sondern-esoterisch/
Der Erzbischof von Brindisi begründet seine Maßnahmen gegen Visionär Mario D´Ignazio
Veröffentlicht: 23. November 2017 Abgelegt unter: Mario aus Brindisi (Italien) | Tags: Besserung, Betrug, bischof, Brindisi, Dekret des Erzbischofs, Erscheinungen, Eucharistie, Forum Internum, Glaubenskongregation, Gläubige, hirte, Interdikt, Irrtum, Maßnahmen, Mario D Ignazio, Pseudo-Mystik, Süditalien, Seher, Strafe, Teufel, Vatikan, Visionär 11 KommentareVatikan unterstützt Erzbischof Caliandro
Am 15. März 2015 veröffentlichte Domenico CALIANDRO, der Erzbischof des Bistums Brindisi-Ostuni in Süd-Italien, ein Dokument, das aus zwei Teilen besteht:
Zunächst aus einem DEKRET das die kirchlichen Maßnahmen gegen den „Seher“ Mario D´Ignazio (siehe Foto) und seine Mitarbeiter aufzählt, darunter das Interdikt (Ausschluß vom Sakramentenempfang). Außerdem werden die Gläubigen davor gewarnt, diesen Visionär aus Brindisi moralisch oder finanziell zu unterstützen.
Der katholische Oberhirte beruft sich darauf, daß die Vatikanische Glaubenskongregation (damals geleitet von Kardinal Gerhard Müller) ihn zu diesen Schritten bevollmächtigt hat.
Sowohl das römische Dikasterium wie auch der Erzbischof erklären, daß die „mystischen Erfahrungen“ Marios nicht authentisch (echt) sind und daher zur Verwirrung im Kirchenvolk führen, weshalb Strafen verhängt werden.
Der zweite Teil des Dokumentes ist eine ERLÄUTERUNG; sie begründet ausführlich die bischöflichen Maßnahmen.
Hier geht es zunächst zum Original-DEKRET des Erzbischofs (auf italienisch): http://www.diocesibrindisiostuni.it/dichiarate-non-autentiche-le-esperienze-mistiche-del-sig-mario-dignazio/
Siehe hierzu die Übersetzung in unserem CF: https://charismatismus.wordpress.com/2017/11/09/dekret-des-erzbischofs-von-brindisi-verhaengt-kirchliche-massnahmen-gegen-seher-mario/
Da eine amtliche Übersetzung der Texte ins Deutsche nicht vorliegt, haben wir in unserem Freundeskreis eine qualifizierte Übersetzung der erzbischöflichen Erläuterungen erhalten.
Ergänzend zu dem bereits veröffentlichen Dekret erfolgt hier die Übersetzung der bischöflichen Begründung:
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ERLÄUTERUNG der Maßnahmen gegen Herrn Mario D’Ignazio und jene seiner Tätigkeiten, die im Bezug zu seinen pseudomystischen Erfahrungen stehen.
Am 15. März 2015 hat der Erzbischof von Brindisi-Ostuni, Monsignore Domenico Caliandro, ein Dekret erlassen, mit dem sich die katholische Kirche im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches entschieden hat, alle Initiativen und Tätigkeiten mit Bezug zu den pseudomystischen Erfahrungen zu beenden.
Diese Maßnahme ist die Schlussfolgerung eines langen Weges, der 2010 begann mit der Sammlung von Informationen durch den damaligen Erzbischof Rocco Talucci, die der Glaubenskongregation übermittelt wurden. Das ist das Organ des Heiligen Stuhls, das für diese Angelegenheiten zuständig ist.
Im Laufe der letzten drei Jahre seiner bischöflichen Aufgabe hat Monsignore Rocco Talucci dreimal öffentlich Stellung genommen zu den Ereignissen im Viertel Santa Teresa in Brindisi , und zwar am 3. Mai 2010, 18. März 2011, 17. Januar 2012.
Von diesen Stellungnahmen sind die letzten zwei ausgestellt auf der Grundlage der erteilten Hinweise der römischen Kongregation, haben den juristischen Wert von tatsächlichen Dekreten, insoweit sie klare Hinweise und detaillierte Maßnahmen enthalten, denen alle Beteiligten gewissenhaft folgen mussten.
Seit der Entscheidung Mons. Rocco Taluccis wurden diese systematisch und ständig missachtet. Eine schlaue Propaganda in den Medien machte das Phänomen des Mario D’Ignazio immer bekannter.
Der Nachfolger des Bischofs Mons. Talucci, Monsignore Domenico Caliandro, war besorgt über die Zunahme dieser eklatanten Phänomene, die nicht im Einklang mit den Prinzipien einer authentischen christlichen Spiritualität des Evangeliums stehen, wie sie die heiligen Männer und Frauen vorgelebt haben; er war besorgt über das Leben der Gläubigen, die in immer zahlreicheren Gruppen aus anderen italienischen Diözesen und auch aus dem Ausland dahin kamen; er sah sich im Einklang mit den Pflichten seines bischöflichen Mandats veranlasst, eine zusätzliche und genauere kirchenrechtliche Untersuchung durchzuführen.
Am Ende der diözesanen Ermittlung, durchgeführt nach den gegenwärtigen Verfahrensvorschriften, wurde das Ergebnis der Glaubenskongregation zugestellt.
Bischof Mons. Domenico Caliandro hat vom Heiligen Stuhl die Anweisung bekommen, wie gegen die pseudomystische Erfahrung des Herrn D’Ignazio vorzugehen sei.
Das Dekret des Erzbischofs vom 15. März 2015 hält die entsprechende juristische Form ein und diese Hinweise sind von nun an verbindlich. Von jetzt an stellt sich Herr D’Ignazio, wenn er weitermacht, mit denjenigen, die ihn weiter begleiten, außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft.
Dies vorausgesetzt, möchten wir mit dieser Erklärung eine Antwort auf präzise Fragen geben, die das Dekret betreffen. Für ein besseres Verständnis und seine Annahme zum Wohl der Kirche im allgemeinen und der einzelnen Gläubigen im konkreten.
Zunächst erklärt das Dekret, dass die mystischen Erfahrungen des Herrn Mario D’Ignazio nicht authentisch sind. Was heißt das?
Einerseits heißt das, dass diese Erfahrungen falsch sind. Andererseits heißt das, dass die kirchliche Autorität sich mit diesem Dekret nicht zu den Gründen äußern will, die Herrn Mario D’Ignazio zu seinen mystischen Erfahrungen gebracht haben, um damit zu vermeiden, dass der Pseudo-Seher und seine Mitarbeiter die moralische Verantwortung vor Gott für das, was in den vergangenen Jahren bis zur Gegenwart passiert ist, tragen.
Heißt das, dass es der Kirche egal ist, was in all diesen Jahren geschehen ist?
Ist es vielleicht gleichgültig, wenn Menschen schuldig oder unschuldig werden durch Taten, die in sich sehr schwerwiegend sind?
Keineswegs. Wenn Erfahrungen wie die, die sich Herr Mario D’Ignazio zuschreibt (Ekstasen, Erscheinungen, Lokutionen, übernatürliche Mitteilungen …) und Phänomene wie die, die in und um ihn im Laufe dieser Jahre stattgefunden haben (Stigmatisierungen, Bluttränen, Schwitzen von Ölen, Erscheinungen von Hostien…), nicht von Gott kommen, dann kann die einzige Ursache der Betrug des Menschen und/oder der Betrug des Teufels sein.
Es ist offensichtlich, dass es der Kirche sehr wichtig ist, zu wissen, was die Ursache der Geschehnisse all dieser Jahre ist. Es kann ihr auch wegen der möglichen moralischen Verantwortung für ihre Kinder nicht gleichgültig sein.
Aber die Kirche ist Mutter und hat im Vergleich zu anderen menschlichen Institutionen auch ein Forum Internum, in dem sie handeln und untersuchen, richten und heilen kann. Und wenn sie nicht durch irgendwelche Umstände gezwungen ist, zieht die Kirche es vor, die „Probleme“ ihrer Kinder in einer Weise zu lösen, in der die Barmherzigkeit und die Wahrheit sich besser treffen und Gerechtigkeit und Frieden sich leichter umarmen können.
Deshalb zieht es die Autorität der Kirche vor, indem sie für die Falschheit der mystischen Erfahrungen des Herrn Mario D’Ignazio bürgt, eine Urteilsbildung über die Beweggründe, die vorhin erwähnt wurden, und die Verantwortung des Pseudo-Sehers sowie seiner Mitarbeiter „zu vernachlässigen“, damit es Mario D’Ignazio erleichtert wird, das Forum Internum in Anspruch zu nehmen, das dazu dient, die eigenen Fehler zu bessern und einen Weg des wahren Glaubens und der Liebe zu gehen.
Zusammen mit dem Urteil über die fehlende Echtheit der mystischen Erfahrungen nennt das Dekret fünf Punkte, welche die Autorität der Kirche als notwendig betrachtet, um die Gläubigen zurück zur normalen christlichen Lebenspraxis zu führen. Was ist der allgemeine Sinn all dieser Anordnungen?
Zunächst ist es nicht banal zu sagen, dass es sich um Anordnungen handelt, die für alle katholischen Gläubigen getroffen werden, und alle diejenigen, die im Fall des Herrn Mario D’Ignazio mit seinen pseudomystischen Erfahrungen im Zusammenhang stehen und daran beteiligt sind, seien sie Priester, Ordensleute oder einfache Laien. Wer sind die Gläubigen? Es spielt keine Rolle, ob es Priester, Ordensleute oder Laien sind.
Alle diese Personen haben sich durch Beharrlichkeit in ihrer Taufe, in der Ordensprofess oder im geweihten Stand von sich aus unter die mütterliche Autorität der Kirche gestellt. Der Herr Jesus Christus hat der kirchlichen Autorität die Aufgabe erteilt, ihren Schafen und Lämmern den richtigen Weg zu zeigen, der zu Gott führt, sie auf diesem Weg zu begleiten, aufzupassen, damit sie sich nicht aufhalten oder sich verlaufen, und sie schließlich zu suchen, wenn sie sich verirrt haben.
Denn es ist nicht überflüssig, zu unterstreichen, dass das in dem Dekret genannte Wort „normale Praxis“ des christlichen Lebens nicht im Widerspruch zu der „außerordentlichen Praxis“ steht, als ob es verboten wäre, außerordentliche Gnaden von Gott zu bekommen und sie zu benutzen, um ihm zu dienen und ihn zu lieben; vielmehr ist eine nicht authentische Praxis verboten, wenn sie vom bösen Willen des Menschen oder durch die Schläue des Teufels verfälscht wurde.
Zwischen den verschiedenen Anordnungen, die das Dekret erteilt, ist eine, die offenbar wenig verstanden wird, die man Interdikt nennt. Anscheinend verwechseln viele diese mit einem Verbot. Um was handelt es sich?
Es stimmt, dass gerade diese Anordnung am wenigsten verstanden wird. Aber in Wirklichkeit ist sie wichtigste von allen.
Die Rede über sie findet sich in Punkt 1 und Punkt 4 des Dekrets. Wenn Herr Mario D’Ignazio weiter Werbung betreibt mit seinen pseudomystischen Erfahrungen – unabhängig davon: mit welchen Mitteln – wird er mit der Strafe des Interdikts belegt. Dies ist eine besonders schwerwiegende Strafe in der Strafordnung der katholischen Kirche.
Gleichzeitig werden alle Gläubigen, die die Werke von Herrn Mario D’Ignazio unterstützen, mit derselben kanonischen Strafe bedacht, vor allem seine engsten Mitarbeiter.
Zu diesem Punkt müsste eine besondere Aufmerksamkeit auf jene Priester und Ordensleute gelegt werden, die weiterhin Pilgerfahrten organisieren oder sich in C. da Santa Teresa zusammen mit dem Pseudo-Seher fotografieren lassen. Wenn sie sich so benehmen, wären sie die Ersten, gegen die diese Sanktionen verhängt werden, und das aus offensichtlichen Gründen.
Übrigens muss man wissen, dass das Dekret genau sagt, dass das Interdikt latae sententiae wirken wird. Das bedeutet, dass diese Sanktionen sofort in dem Augenblick eintreten, sobald Herr D’Ignazio und seine Mitarbeiter bewusst und willentlich den Anordnungen des Dekretes, in denen die Strafe des Interdikts genannt wird, zuwider handeln, ohne dass seitens der Kirche eine weitere Strafmaßnahme getroffen werden müsste.
Warum ist die kanonische Strafe des Interdikts eine besonders schwerwiegende Sanktion?
Das Interdikt hat die gleiche Wirkung wie eine Exkommunikation auf der wichtigsten Ebene des christlichen Lebens, d.h. auf der liturgischen Ebene, dem Kultus. Dadurch wird die Teilnahme an der Feier der Sakramente und/oder Sakramentalien sowie der Empfang der Sakramente verboten. Denn die Liturgie ist Quelle und Gipfel des christlichen Lebens und die Sakramente sind die normalen Mittel, durch die wir erreicht und von Jesus „berührt“, von ihm gerettet werden und durch ihn im Leben der Gnade innerhalb seiner Kirche, die sein Leib ist, wachsen.
Ist die kanonische Strafe des Interdikts also eine bloße Strafe der Kirche?
Nein, denn die Kirche erlegt diese Strafe als eine Medizin auf. In der juristischen Ordnung der Kirche ist das Interdikt sowie die Exkommunikation und Suspendierung eine medizinische Strafe. Als kanonische Strafe zielt das Interdikt darauf ab, die schwerwiegende Situation, in welcher sich der Betroffene befindet, für ihn verständlich zu machen und ihm so zu helfen, den Weg der Bekehrung und der Heiligkeit wiederzufinden.
Aber was für einen Sinn hat es, im Fall des Mario D’Ignazio eine so schwerwiegende kanonische Sanktion zu verhängen? Hat man nicht gesagt, dass die Autorität der Kirche mit diesem Dekret über die Ursachen der Erfahrunge von Mario D’Ignazio hinweggehen und so die moralische Verantwortung des Pseudo-Sehers und seiner Mitarbeiter vor Gott mindern wollte?
Ja, das gilt für die vergangenen Jahre bis zur Veröffentlichung des Dekretes, aber nicht für die Gegenwart und Zukunft, weil man die volle Sicherheit hat, dass die mystischen Erfahrungen des Herrn Mario D’Ignazio nicht authentisch, d.h. falsche, pseudo-mystische Erfahrungen sind. Deswegen ist der Schaden, den er sich selbst wie auch dem Glauben und dem christlichen Leben derjenigen, die das annehmen, zufügt, schwerwiegend.
Wieso würden die pseudo-mystischen Erfahrungen dem Glauben und dem Leben von christlichen Personen Schaden zufügen?
Weil sie einen Aberglauben der falschen Verehrung fördern. Für die katholische Moraltheologie beinhaltet der Aberglauben eines falschen Kultus u. a. eine unerlaubte Einführung falscher Reliquien zur Verehrung, das Predigen und Veröffentlichen von falschen Wundern und ein Vorgeben von falschen Offenbarungen und ähnlichen Dingen.
Diese Art von Aberglauben ist eine tödliche Sünde ex genere suo (eigener Art), weil Gott, die erste Wahrheit, schwerwiegend beleidigt und verachtet wird und dadurch eine Praxis des religiösen Lebens auf der Falschheit begründet wird.
Abgesehen von dieser allgemeinen Betrachtung kommt hinzu, dass es unter den verschiedenen Phänomenen, die um Herrn Mario D’Ignazio stattfinden, eines gibt, das besonders beunruhigend ist wegen der ständigen Wiederholung und der großen Publizität, die ihm durch den Pseudo-Seher und seine Entourage gegeben wird, insbesondere durch Fotografien und Kommentare, die im Internet verbreitet werden.
Dieses Phänomen ist das Sich-Materialisieren der Eucharistie. Wegen der Art, mit der man aussagt, dass das stattfindet, widerspricht dies fundamental der Logik des katholischen Glaubens; das fügt den Gläubigen, die daran glauben, großen Schaden zu, sei es, weil dies zur Anbetung von etwas führt, das keine Eucharistie ist (Sünde der Idolatrie), sei es, weil hierdurch der Glaube an die bestehende wesentliche Beziehung zwischen dem amtlichen Priestertum und der realen Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament erschüttert wird.
SCHLUSSFOLGERUNG
Nach der Beantwortung mancher legitimer Fragen können wir schließen, dass die Kirche alles, was in ihrer Macht stand und steht, getan hat, sei es unter dem Gesichtspunkt der Bewertung dieses Falles, sei es in der Wahl der Maßnahmen.
Herr Mario D’Ignazio ist verwarnt worden und mit ihm alle, die ihm geglaubt haben, darunter sicher viele Gutgläubige. Wer Ohren hat zu hören, kann jetzt verstehen.
In diesen Zusammenhängen könnte es allen nützlich sein, wieder den Brief des großen Bischofs und Märtyrers, des hl. Ignatius, Nachfolger des hl. Petrus in Antiochien, zur Hand zu nehmen:
„Es lohnt sich, voranzuschreiten entsprechend der Meinung des Bischofs, so wie es bereits geschieht“ (Brief an die Epheser). „Es ist notwendig, nichts ohne den Bischof zu tun – wie ihr es ja schon einhaltet – und euch auch dem Priester (Presbyter) zu unterwerfen, wie bereits die Apostel sich Christus, unserer Hoffnung, unterworfen haben, und in ihm lebend, werden wir uns wieder treffen“. (Brief an die Christen in Tralle); „Bleibt mit dem Bischof, damit auch Gott mit euch sei“ (Brief an Polykarp).
Zur Beruhigung derjenigen, die mit Einfachheit und ehrlichen Absichten gehandelt haben, rufen wir in Erinnerung, dass an der Bewertung und Entscheidung über den Fall des Mario D’Ignazio nicht nur der Erzbischof von Brindisi-Ostuni – zunächst in der Person des Bischofs Rocco Talucci und danach in der Person des Domenico Caliandro – beteiligt waren, sondern (und jetzt wollen wir das mitteilen) der Papst selbst durch das Organ, das ihn vertritt, das heißt die Glaubenskongregation.
Ein wahrer, treuer Katholik, der in seinem Gewissen nicht mit dem Handeln seines Bischofs einverstanden wäre und sich von diesem als schwer geschädigt betrachten würde, sollte zwar den Respekt gegenüber dem Bischof wahren, es wäre jedoch selbstverständlich, dass er sich an den Papst wenden könnte.
Im Falle des Herrn Mario D’Ignazio, der nie den Eindruck erweckte, dass er sich an den Papst wenden wolle, hat stattdessen der Bischof von Brindisi-Ostuni den Heiligen Stuhl angerufen, der ihm geantwortet hat. Wer sich gegen das Dekret des Bischofs vom 15. März 2015 stellt, muss sich daher bewusst sein, dass er sich gegen Papst Franziskus stellt, mit dem der Bischof von Brindisi -Ostuni in voller Einheit steht.
Aus dem Brief des Hl. Ignatius von Antiochien an die Christen von Philadelphia:
„Als Kinder des Lichtes der Wahrheit fliehet die Spaltung und die schlimmen Lehren; wo immer der Hirte ist, dorthin folget wie die Schafe … Hütet euch vor den schlimmen Pflanzen, die Jesus Christus nicht anbaut, weil sie keine Pflanzung des Vaters sind … Denn alle, die Gott und Jesus Christus angehören, stehen auf Seiten des Bischofs; und alle, die Buße tun und zur Einheit der Kirche kommen, auch diese werden Gott angehören, damit sie das Leben haben gemäß Jesus Christus.
Lasset euch nicht irreführen, meine Brüder; wer einem Abtrünnigen folgt, wird das Reich Gottes nicht erben; wer in einer falschen Lehre dahinwandelt, der hat keinen Anteil am Leiden Christi. Bemüht euch, nur eine Eucharistie zu feiern; denn es ist nur ein Fleisch unseres Herrn Jesu Christi, und nur ein Kelch zur Einigung mit seinem Blute, nur ein Altar, wie nur ein Bischof ist in Verbindung mit dem Presbyterium und Diakonen, meinen Mitknechten, auf daß, was immer ihr tut, geschehe gemäß dem Willen Gottes … Ich rief in ihrer Mitte, ich sprach mit lauter Stimme, mit Gottes Stimme: Haltet euch an den Bischof, das Presbyterium und die Diakone!“
Brindisi, den 15.3.2015
Zuckerbrot und Peitsche: Visionär Mario aus Brindisi bietet „heiliges Öl“ gegen Dämonen
Veröffentlicht: 30. Oktober 2017 Abgelegt unter: Kennzeichen der FALSCHMYSTIK, Mario aus Brindisi (Italien) | Tags: Aberglaube, Öltränen, Übersinnliches, bischof, Brindisi, Erscheinung, Falschmystik, Glaubenskongregation, heiliges Öl, Italien, Kennzeichen, konservative, Madonna, Magisches, Mario D Ignazio, Münster, Pseudo-Mystik, Seher, Visionär, Wundersucht, Zuckerbrot und Peitsche 12 KommentareVon Felizitas Küble
Die Falschmystik (bestehend aus außersinnlichen und irrgeistigen Vorgängen) gibt sich immer wieder durch bestimmte Merkmale zu erkennen, entlarvt sich gleichsam selber. (Näheres hierzu in unseren über hundert Artikeln über Kennzeichen der Falschprophetie: https://charismatismus.wordpress.com/category/kennzeichen-der-falschmystik/).
Eines dieser typischen Zeichen fehlgeleiteter oder betrügerischer Seher/innen ist das Lehr- und Anwendungs-Prinzip von „Zuckerbrot und Peitsche“:
Einerseits wird viel Sentimentalität, unechte Gefühligkeit und Kitsch sowie scheinbare Glaubensinnigkeit in Wort und Bild verbreitet, werden liebliche Töne geschwungen und fromme bis verstiegene Anmutungen geboten.
Neben diesen Anwandlungen der Marke „rosa Wolke“ zeigt sich zugleich die entgegengesetzte, düstere Seite der Pseudo-Mystik:
Hinter jeder Ecke wird ein Dämon vermutet, die kirchliche Lehre von der Existenz unreiner Geister wird bis zur Panikmache überbetont. Der Glaube verliert seinen frohen, mutmachenden, erhellenden Charakter; er kippt ins Fanatische, gerät in eine bedenkliche Schieflage, was bei sensiblen Gemütern außerdem zu Psycho-Schäden führen kann, von seelsorglichen Problemen ganz zu schweigen.
Diese „Achterbahn der Gefühle“ wird durch eine (un)geistliche Sensationsgier bzw. gefährliche religiöse Neugier weiter gesteigert, so daß der Glaube zum Aberglauben entartet. Was dabei herauskommt, könnte zum Lachen animieren, allerdings ist dafür wiederum das Thema zu ernst und die Auswirkungen sind allzu verhängnisvoll.
Das Kennzeichen „Zuckerbrot und Peitsche“ beherrscht auch der selbsternannte „Seher“ Mario D´ Ignazio aus Brindisi in Süditalien sehr gekonnt – vielleicht gar zynisch? Jedenfalls kennt er die Ansichten, Gefühlszustände und Enttäuschungen von konservativen Gläubigen über Mißstände in der Kirche bis zum letzten Komma.
Entsprechend verkündet er seine „Himmelsbotschaften“ und Höllendrohungen, er hält seine Vorträge genau nach dem Muster dessen, was die frommen Gäste von ihm erwarten: Immer feste druff auf die böse Welt, die „Falsche Kirche“ (davon sprach Mario gleich mehrfach), die Freimaurer (mit oder ohne Schurz, mit oder ohne Mitra….), Satanisten, Modernisten etc.
Um nicht mistverstanden zu werden: Solche Gegner des Evangeliums (und noch etliche weitere) existieren tatsächlich – und natürlich gibt es faule Früchte und Früchtchen auch innerhalb der Kirche. Nur: Die getroffene Auswahl des „Sehers“ entspricht allzu genau gewissen Klischees seiner Zuhörerschaft – kalkuliert er dies ganz kühl mit ein?
Zugleich bietet der „begnadete“, gar stigmatisierte (angeblich mit den „Wundmalen Christi“ gezeichnete) junge Wundermann eine direkt von „oben“ stammende und angeblich besonders wirksame Abhilfe und Lösung, er preist gleichsam ein „Amulett“ gegen das Böse – und den Bösen an:
Nämlich sein „heiliges Öl“, bei dem es sich um nicht weniger als die „Öltränen“ der Madonna handelt, wie er seiner Fangemeinde versichert. Angeblich gewinnt er dieses Kampfmittel gegen die Hölle aus einer Fatima-Marienstatue, die in seinem „gesegneten Garten“ zu Brindisi aufgestellt ist.
Diese Story erzählte der junge Seher in Turnschuhen, Fünf-Tage-Bart und legerer Kleidung am vergangenen Samstag vor ca. zweihundert Gläubigen in Münster.
Wer meint, der Saal sei darob in schallendes Gelächter oder zumindest in schmunzelnde Ironie ausgebrochen, sieht sich enttäuscht:
Von drei oder vier Ausnahmen abgesehen gingen alle Anwesenden (es waren vorwiegend Frauen) nach vorne und ließen sich von einem Geistlichen in Soutane (schwarzes Priesterkleid) dieses „heilige Öl“ auf die Stirne zeichnen – offenbar mit einem Kreuzzeichen verbunden – siehe hierzu das erste und zweite Bild.
Diese „Salbung“ mit den Öltränen der „Himmelsmutter“ wurde von Visionär Mario von seinem Vortragstisch aus (siehe 2. Foto) wortreich unterstützt.
Vor allem bei dämonischen Anfechtungen und Störungen ab Mitternacht wirke dieses Wunder-Öl wie eine geistliche (oder doch wohl eher magische?) Siegeswaffe, ließ er die (aber)gläubige Schar wissen.
Auch sonst wurden dem Wunder(wahn)witz keine Grenzen gesetzt: immerhin bot Mario eine Live-Erscheinung gleich zu Beginn der Versammlung. (Näheres hierzu in unserer ersten Reportage: https://charismatismus.wordpress.com/2017/10/28/muenster-seher-mario-dignazio-aus-brindisi-praesentierte-eine-live-erscheinung/)
Der Info-Tisch quoll über von mirakulösen Bildern und „Wunder-Fotos“ am Himmel und auf Erden.
Unser drittes Foto zeigt, wie ein Mario-Fan dem Seher eines dieser Bilder überreicht – und er es danach stolz der staunenden Gemeinde präsentiert.
Wer nun glaubt, dieser kaum noch zu übertreffende Unfug würde von der katholischen Kirche toleriert oder gar unterstützt, kann beruhigt werden:
Der für Mario D´ Ignazio zuständige Erzbischof von Brindisi-Ostuni weist die „Erscheinungen“ und „Botschaften“ dieses Sehers nicht nur zurück, sondern hat vor über zwei Jahren sogar strenge Kirchenstrafen über ihn und sein Team verhängt, vor allem das Interdikt: der „salbungsvolle“ Mann darf also keine Sakramente empfangen, auch nicht zum Tisch des HERRN gehen.
Dabei wird der katholische Oberhirte in seiner Haltung von der vatikanischen Glaubenskongretation ausdrücklich unterstützt. (Wir berichten darüber noch in einem eigenen Artikel.)
Alles kein Problem für Mario, den Begnadeten: Er erwähnte in seinen Ansprachen natürlich nichts von dieser kirchlichen Ablehnung, erzählte aber der anhänglichen Schar, die Gottesmutter selber (!) spende ihm die heilige Kommunion und lege ihm die Hostie in den Mund, denn sie wünsche die Mundkommunion.
Das mag sein (immerhin bin ich selber ebenfalls kein „Handkommunikant“), erklärt aber noch lange nicht, warum die Madonna bei Mario aus Brindisi höchstselbst den Leib des HERRN spendet. Doch daran schien die konservative Zuhörerschaft keinen Anstoß zu nehmen, obwohl doch gerade sie ansonsten (durchaus zu Recht) erklärt, daß geweihte PRIESTER für die Austeilung dieses Sakramentes zuständig sind.
Es gab also theologisch-spirituelle Widersprüche noch und nöcher, worauf es aber anscheinend gar nicht ankommt. Einmal mehr zeigt sich hier, daß die Wundersucht des Aberglaubens liebstes Kind ist.
Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Jugendverlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.
Münster: Seher Mario D´Ignazio aus Brindisi präsentierte eine „Live-Erscheinung“
Veröffentlicht: 28. Oktober 2017 Abgelegt unter: Mario aus Brindisi (Italien) | Tags: Botschaften, Brindisi, charismatisch, Erscheinungen, Felizitas Küble, Glaube, Heilungsgebetstag, Ja aber, Jungfrau der Versöhnung, Live-Erscheinung, Maria D Ignazio, Münster, Personenkult, Seher, Spendenbox, Verehrung, Visionär, Wundersucht 7 KommentareVon Felizitas Küble
Am heutigen Samstag, dem 28. Oktober, war der Versammlungssal im Marienhaus von Münster prall gefüllt mit rund 200 Besuchern, unter ihnen überwiegend Frauen, etwa ein dutzend Ordensschwestern und auffällig viele Menschen indischer Herkunft.
Der rege Andrang dürfte mit der Ankündigung zusammenhängen, wonach Mario D´Ignazio aus dem süditalienischen Brindisi eine waschechte Marienerscheinung erleben wird, an dem die Gäste gewissermaßen beteiligt sind, wenngleich sie selber nichts sehen, hören oder auf sonstige Weise wahrnehmen.
Der junge Italiener (siehe 3. Foto), der in Turnschuhen und auch sonst ziemlich leger gekleidet auftrat, erlebt – eigenen Angaben zufolge – neben privaten Visionen seit Jahren immer wieder öffentliche Marienerscheinungen, wobei sich die (angebliche) Madonna als „Jungfrau der Versöhnung“ vorstellt.
Er tourt derzeit wieder einmal durch Deutschland – von Westfalen über die Mosel bis zum Bodensee.
Das vom Seher in Auftrag gegebene Erscheinungs-Bildnis wurde im Saal überlebensgroß präsentiert (siehe 1. und 2. Foto).
Es zeigt eine lieblich-kindlich bis kitschig wirkende Gestalt mit weißem Kleid und Schleier sowie einem hellblauen Mantel und goldenen Gürtel – vor ihrer Brust ist eine Taube als Symbol des Hl. Geistes erkennbar.
Diesmal hielt sich die Himmelsbotschafterin allerdings nicht an die vorgesehene Tagesordnung:
Angekündigt war nämlich in der schriftlichen Einladung zum „Heilungsgebetstag“, daß sie Mario D´ Ignazio nach dem Rosenkranz erscheine. Das Ereignis fand jedoch schon vor diesem Gebet statt – die „Madonna“ schien es heute eilig zu haben. Fast alle Anwesenden knieten sich während der „Erscheinung“ hin, als ginge es um eine eucharistische Anbetung….
Danach wurde den Versammelten die Marien-Botschaft vorgelesen, wobei es offenbar (wie in solchen Fällen üblich) um Gebetsaufrufe, Rosenkranz-Empfehlung und (angelehnt an Fatima) um die Verehrung ihres Unbefleckten Herzens ging – insofern gab es keine „aufregenden“ Inhalte.
Der Seher verkündete den Gläubigen außerdem, dass die himmlische Jungfrau sie bei ihrer Live-Erscheinung alle angeschaut und gesegnet habe. Mir wurde diese „Gnade“ freilich nicht zuteil, da ich erst später gekommen war. Den erwähnten Ablauf erfuhr ich auf Nachfrage von einigen Bekannten.
Der Visionär Mario hielt eine ebenso lange wie fromme Ansprache, die in Abschnitten jeweils von seinem Übersetzer, der neben ihm saß, verdeutscht wurde (siehe letztes Foto).
Dabei wurde mehrfach auf die große Spendenbox verwiesen, die seitlich vom Vortragstisch aufgestellt war. Vor allem in der zweiten Hälfte der Veranstaltung kamen öfter Teilnehmer nach vorne, um einen Schein in die Box einzustecken.
Die Verehrung, die dem „Seher“ durch etliche Besucher zuteil wurde, war beträchlich. Es gab sogar Teilnehmerinnen, die aus unerfindlichen Gründen eine Kniebeuge machten, wenn sie nach vorne gingen – und das nicht vor dem seitlich rechts aufgestellten Kreuz (siehe erstes Foto), sondern vor dem Tisch mit Mario und seinem Übersetzer.
Nach dem „Heilungsgebetstag“ ließen sich einige Leute, vor allem junge Frauen, mit ihm fotografieren oder von ihm segnen (siehe vorletztes Foto).
Immerhin erteilte er keinen „charismatischen“ Segen mit Handauflegung (samt dem dann oftmals folgenden „Ruhen im Geist“ bzw. dem Hammersegen in Trance), sondern zeichnete den Betreffenden katholisch-traditionell ein Kreuz auf die Stirn, wogegen rein prinzipiell nichts einzuwenden ist.
Ingesamt hatte die Veranstaltung zwar einen leicht schwarmgeistigen, „pfingstlerischen“ Anstrich, doch hielt sich diese Tendenz noch in gewissen Grenzen.
Stattdessen war eine kuriose Wundersucht umso ausgeprägter. Ständig ging es um wundersame Zeichen und Mirakel des begnadeten und angeblich sogar stigmatisierten Mario. Vor allem am Informationstisch wimmelte es nur so von „Wunder-Fotos“, (Blut-)Tränen-Madonnen etc.
Der Visionär gab eine klare Botschaft an die Seinen, was in diesen schweren Zeiten zu tun ist: „Immer an die Madonna und an Gott denken, das genügt.“ – Man beachte übrigens die Reihenfolge…
Grundsätzlich loben muß man aber – und das kommt auf solchen öffentlichen Live-Erscheinungen eher selten vor – daß etwa eine halbe Stunde Zeit für Fragen an den „Seher“ gewährt wurde.
Ich stellte ihm meinen Standpunkt kurz folgendermaßen dar:
Unser Glaube beruht auf der Heiligen Schrift, der apostolischen Überlieferung und dem Lehramt der Kirche, nicht etwa auf Zeichen und Wundern.
Paulus schreibt daher, daß wir auf Erden im Glauben leben, nicht im Schauen. Und Christus erklärte jene für selig, die nicht sehen und doch glauben.
Daher halte ich es für eine innere Gefährdung der Katholiken, wenn sie sich auf außergewöhnliche Vorgänge bzw. angebliche Wunder stützen oder sich auf Visionen, Erscheinungen und dergleichen fixieren.
Der Angesprochene reagierte recht geschickt. Er stimmte mir zunächst durchaus zu: Manchmal würden Leute wunderbare Ereignisse erleben und trotzdem später ungläubig werden. Viele wünschten von ihm ein Zeichen als Beweis für die Echtheit der Erscheinungen: „Aber wenn wir sehen, bedeutet das noch nicht, daß wir glauben.“
Nun kam das typische Ja, aber: In unserer Zeit wachsenden Unglaubens helfe der Himmel den Menschen durch Visionen und Botschaften; er komme ihrem Bedürfnis gleichsam großzügig entgegen – etwa nach der Devise: Je schlechter die Zeiten, desto stärker der Bedarf nach Zeichen und Wundern…
Eine FORTSETZUNG dieses Berichts über diese Veranstaltung folgt demnächst in einem weiteren Artikel.
Info-HINWEIS: Wir haben im CHRISTLICHEN FORUM bereits vor über zwei Jahren über diesen „Seher“ berichtet: https://charismatismus.wordpress.com/2015/10/08/italien-neuer-seher-mario-aus-brindisi-tourt-bald-durch-deutschland/